Die 1980er waren bekanntlich die Geburtsstunde zahlreicher Videospiel-Franchises. Während manche jedoch von Anfang an die ganze Welt eroberten, darunter etwa Super Marios Bros oder Tetris, war bei anderen die Reichweite doch eher lokal begrenzt. Dazu zählt auch das von Yuji Horii konzipierte Dragon Quest, welches 1986 erschienen ist und in Japan zu einem riesigen Erfolg wurde. Doch während im Land der aufgehende Sonne mehr als 1,5 Millionen Exemplare über die Ladentheke gingen, waren die Ergebnisse im Westen überschaubar. Das mit großen Erwartungen in den USA gestartete Dragon Warrior, so der damalige lokalisierte Titel, kam gerade mal auf ein Drittel der Zahlen. In Europa waren die Verkaufszahlen sogar praktisch null, da das Spiel – wie so viele Rollenspiele seinerzeit – erst gar nicht bei uns veröffentlicht wurde. Tatsächlich mussten Fans bis zum achten (!) Teil warten, bis es mal eine europäische Fassung der Hauptreihe gab.
(Fast) alles wie früher
Umso bemerkenswerter ist, wie wenig sich in den Jahrzehnten seither am Prinzip geändert hat. Schon damals begaben wir uns auf ein Abenteuer und gaben in rundenbasierten und mit Menüpunkten arbeitenden Kämpfen den Monstern eins auf die Mütze. Letztere haben zum Teil ebenfalls beim Debüt ihren Ursprung. Beispielsweise gab es schon beim ersten Teil von Dragon Quest den Slime, der später zum halboffiziellen Maskottchen der Reihe wurde. Auch Golems und Chimären gab es hier schon. Die Designs gehen dabei auf Akira Toriyama zurück, der den meisten für Dragon Ball ein Begriff ist. Die Kämpfe sind dabei Stärke und Schwäche zugleich. Sie gehen relativ fix, viele werden nur ein paar Sekunden dauern. Und während andere Rollenspiele sich in verkopften System selbst im Weg stehen oder heute überwiegend auf eine Actionvariante setzen, ist das hier alles angenehm überschaubar.
Es bedeutet aber auch, dass die Kämpfe recht repetitiv sind, zumal man hier – anders als bei späteren Teilen – immer nur ein Monster und den Helden hat. Dadurch hält sich die Abwechslung in Grenzen. Und das kann schon zum Problem werden, da man hier sehr sehr viel kämpfen muss. Nicht nur, dass es eine sehr hohe Begegnungsrate gibt und man alle paar Sekunden angegriffen wird. Man muss auch viel kämpfen, um Erfahrungspunkte zu sammeln oder Geld zu verdienen. Ansonsten wird man kein Land sehen. Bei Dragon Quest kommt noch hinzu, dass man von Anfang an nahezu den gesamten Kontinent bereisen kann. Nur die unbesiegbaren Monster verdeutlichen einem, dass man gerade in einem Gebiet ist, wo man noch nicht hin sollte.
Auf der Suche nach dem Weg
Insgesamt ist Dragon Quest ein Spiel, das den Spielern und Spielerinnen recht wenig vorgibt. Man erfährt zu Beginn, dass da ein böser Dragonlord ist, den der tapfere Held bitte besiegen möge. Unterwegs die Prinzessin befreien bitte nicht vergessen. Wo sich dieser aufhält, weiß aber niemand, ebenso wenig, wo die Ausrüstung von Erdrick versteckt ist, einem legendären Helden, der schon einmal die Welt gerettet hat. Der erste Teil ist daher ähnlich wie Legend of Zelda ein früher Vertreter des heute so in Mode gekommenen offenen-Welt-Prinzips, laut dem es an den Spielenden ist, sich einen eigenen Weg zu bahnen. Damit einher geht eine spärliche Geschichte, die auch frei ist von tatsächlichen Charakteren – der namenlose Protagonist inklusive. Das Finale fällt auch alles andere als episch aus.
Das wird nicht wenigen heute zu spartanisch sein. Im Vergleich zu vielen Titeln auf dem NES ist dieser hier aber zumindest noch gut spielbar. Zumal die Optik etwas aufgemotzt wurde, schon auf dem Super Nintendo gab es ein überarbeitetes Remake. Die Musik ist ohnehin legendär, auch sie ist über die Jahrzehnte zu einem Wiedererkennungsmerkmal. Da man fürs Durchspielen nur rund zehn Stunden braucht, besonders Eilige und Erfahrene schaffen es sogar in der Hälfte, kann man als historisch interessierter Spieler bzw. Spielerin auf jeden Fall mal einen Blick auf den Oldie werfen, der zudem eine Reihe von Mangas und Animes nach sich zog. So gab es drei Serien, die letzte war Dragon Quest: The Adventure of Dai, die von 2020 bis 2022 lief und inzwischen auch hierzulande auf DVD erscheint. Und dann ist da noch der computergenerierte Film Deine Geschichte in Dragon Quest, der auf dem fünften Teil basiert.
OT: „Dragon Quest“
Land: Japan
Jahr: 1986
Director: Koichi Nakamura
Producer: Yukinobu Chida
Designer: Yuji Horii
Texte: Yuji Horii
Musik: Koichi Sugiyama
Artist: Akira Toriyama
Publisher: Enix
Entwickler: Chunsoft
Plattformen: Mobile, MSX, NEC PC-98, NES, Nintendo 3DS, Nintendo Switch, PlayStation 4, Super Nintendo
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