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Ein Vogel auf dem Drahtseil

„Ein Vogel auf dem Drahtseil“ // Deutschland-Start: 6. September 1990 (Kino) // 11. April 2013 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war die Anwältin Marianne Graves (Goldie Hawn) nach Detroit gekommen, um ein wichtiges Geschäft abzuschließen. Doch dann begegnet sie bei einer Autowerkstatt einem Mann, der sie sehr an ihren früheren Verlobten erinnert. Aber das kann nicht sein, schließlich ist der vor 15 Jahren gestorben, sie selbst war auf seiner Beerdigung. Tatsächlich handelt es sich bei dem Angestellten Billy Ray Bowers in Wahrheit um Rick Jarmin (Mel Gibson), der damals gegen den korrupten Drogen-Agenten Eugene Sorenson (David Carradine) ausgesagt hat und im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms untergetaucht ist. Rick ist von dem Wiedersehen ebenso entsetzt wie Marianne und versucht ihr gegenüber alles abzustreiten und auf seiner neuen Identität zu beharren. Als er im Anschluss alles in die Wege einleiten will, um eine weitere Identität anzunehmen, ahnt er nicht, dass ihm Sorenson längst auf den Fersen ist …

Ein vergessener Hit

In den 1980ern war Mel Gibson zu einem der großen Stars des Actionkinos geworden. Das verdankte er zum einen den dystopischen Endzeitwerken Mad Max, zum anderen aber vor allem der Lethal Weapon Reihe. Insgesamt viermal schlüpfte er bislang in die Rolle des unkonventionellen Polizisten und hatte damit einen entscheidenden Anteil daran, dass die Filme zwischen 1987 und 1998 knapp eine Milliarde US-Dollar einspielten. Kein Wunder also, dass andere von der Popularität des Schauspielers profitieren und ihn für eigene Projekte engagieren wollten, bei denen wie in seinem erfolgreichen Franchise Action und Humor verbunden wurden. Das erfolgreichste dieser Projekte war Ein Vogel auf dem Drahtseil, das 1990 knapp 140 Millionen US-Dollar einbrachte und damit tatsächlich den ersten Teil der Buddy-Movie-Reihe überflügelte.

Dieser Ruhm war aber nur von begrenzter Dauer. Nicht nur, dass es keine Fortsetzung gab, was bei der Geschichte aber auch etwas schwieriger geworden wäre. Heutzutage redet auch kaum jemand mehr von dem Film. Während Lethal Weapon noch immer rauf und runter zitiert wird und im Fernsehen zur Prime Time ausgestrahlt wird, ist Ein Vogel auf dem Drahtseil mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Die Kritiken waren ohnehin mies, damals schon. Dabei ist die Actionkomödie an und für sich gar nicht so schlecht. Beispielsweise mag man von Gibson als Mensch halten, was man will, für eine solche Rolle wie hier war er eine Idealbesetzung. Er hatte das nötige Charisma, um seine Figur zu verkaufen und selbst dann sympathisch zu wirken, wenn er gerade ein Arschloch ist. Er kann zudem mühelos zwischen hemdsärmeliger Action und Humor wechseln. Flotte Sprüche gibt es hier dann auch mehr als genug.

Zwischen Gewalt und Klamauk

Der Film setzt dabei auf starke Kontraste. Auf der einen Seite haben wir die bösen Verbrecher, die zu jeder Zeit todernst sind und die ohne mit der Wimper zu zucken alle abknallen. Und dann eben die beiden Hauptfiguren, die immer mal wieder völlig überdreht durch die Gegend laufen. Vor allem Hawn darf ihre Qualitäten als Scream Queen unter Beweis stellen, wenn Marianne in erster Linie durch ihr Kreischen auffällt, weniger durch eine praktische Veranlagung. Aber Kompetenz wäre angesichts einer tendenziell klamaukigen Ausrichtung auch kontraproduktiv gewesen. Bei Ein Vogel auf dem Drahtseil muss ständig etwas geschehen, muss irgendetwas schiefgehen, damit es weitergeht – selbst wenn keine wirkliche Entwicklung stattfindet.

Größere Ansprüche an den Inhalt darf man hier also nicht haben. Außerdem darf man sich an einigen inzwischen arg veralteten Stellen nicht weiter stören, bei denen es zum Beispiel homophob wird. Ein Vogel auf dem Drahtseil ist dann eben doch ein Produkt seiner Zeit. Wer damit leben kann, findet hier einen typischen Vertreter der damaligen Actionkomödien, getragen von der guten Laune und der Spielfreude des Duos. Der Film ist einer, bei dem man knapp zwei Stunden lang das Gehirn ausschalten und sich an dem temporeichen Blödsinn erfreuen kann, wenn die Flucht vor den mörderischen Hintermännern immer wieder ins Chaos führt.

Credits

OT: „Bird on a Wire“
Land: USA
Jahr: 1990
Regie: John Badham
Drehbuch: Louis Venosta, David Seltzer
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Robert Primes
Besetzung: Mel Gibson, Goldie Hawn, David Carradine, Bill Duke, Stephen Tobolowsky, Joan Severance, Jeff Corey

Bilder

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Ein Vogel auf dem Drahtseil
fazit
Seinerzeit ein großer Hit ist „Ein Vogel auf dem Drahtseil“ inzwischen etwas in Vergessenheit geraten. Dabei ist die Actionkomödie um einen untergetauchten Zeugen, der mit seiner Ex vor korrupten Agenten flieht, noch immer unterhaltsam. Man darf nur keinen Anspruch an den Inhalt haben und sich nicht an den Passagen stören, die ein Produkt ihrer Zeit sind.
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