Ein zu kurzes Leben Der Fall Isabella Nardoni Isabella: o Caso Nardoni A Life Too Short The Isabella Nardoni Case Netflix
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Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni

Ein zu kurzes Leben Der Fall Isabella Nardoni Isabella: o Caso Nardoni A Life Too Short The Isabella Nardoni Case Netflix
„Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni“ // Deutschland-Start: 17. August 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Nachdem es eine Zeit lang irgendwie ein bisschen düster aussah, was neue True Crime Dokus auf Netflix angeht, gab es in den letzten Wochen doch wieder etwas mehr Nachschub. Die Titel fielen dabei auch durch eine größere Bandbreite auf. Da waren beispielsweise die Sektenporträts in How to Become a Cult Leader oder Die Dame der Stille: Die Mataviejitas-Morde, das von den Morden an älteren Frauen erzählte. Und auch Vergiftet: Die schmutzige Wahrheit über unser Essen schockierte, wenn Unternehmen zu vertuschen versuchten, was sich in täglich verkauften Nahrungsmitteln befindet. Waren diese Filme und Serien zum Teil schon schwerer zu ertragen, wird der neue Film Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni sicherlich viele daheim vor den Bildschirmen bis an ihre Grenzen bringen.

Mord an einer Fünfjährigen

So handelte es sich bei der titelgebenden Isabella Nardoni um ein Mädchen, das zum Zeitpunkt ihres Todes gerade einmal fünf Jahre alt war. Jemand hatte dieses aus dem sechsten Stock geworfen. Zwar lebte das Kind noch, als man es vor dem Haus vorfand. Doch die Versuche, es am Leben zu erhalten, blieben ohne Erfolg, noch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag Isabella ihren Verletzungen. Wie bei vielen True Crime Dokus geht auch Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni der Frage nach, was genau an diesem Tag vorgefallen ist. Und natürlich auch: Wer könnte eine derart abscheuliche Tat begangen haben? Schließlich musste die Person vorher noch das Sicherheitsnetz aufschneiden, was sich vor dem Fenster befand. Dass da etwas im Affekt geschehen ist, kann also ausgeschlossen werden.

Dabei rückten rasch Alexandre Alves Nardoni und dessen zweite Frau Anna Carolina Jatobá in den Mittelpunkt der Ermittlungen, bei denen das Mädchen zwei Wochenenden pro Monat blieb. Zwar wurde während der Verhandlung die Theorie aufgeworfen, ein Einbrecher könnte das Kind aus dem Fenster geworfen haben. Dafür ließen sich aber keine Beweise finden. Allgemein ist das mit dem Beweisen bei der Geschichte so ein Fall. Indizien gab es zwar einige. Aber es blieben doch recht viele Fragen offen. Und um eines vorwegzunehmen: Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni beantwortet diese auch nicht. Obwohl der Fall inzwischen mehr als 15 Jahre zurückliegt, konnte er nur zum Teil abgeschlossen werden. Was genau damals passiert ist und warum, lässt sich nur erahnen.

Voyeuristisch und nichtssagend

Das ist der eine Punkt, den man dem Dokumentarfilm ankreiden muss: Er hat der Geschichte, die in Brasilien seinerzeit hohe Wellen schlug und zu einem Top-Thema in den Medien wurden, nichts Neues hinzuzufügen. Es gibt weder neue Erkenntnisse noch neue Theorien. Stattdessen macht man damit Werbung, dass die Ereignisse aus der Sicht von Ana Carolina Oliveira erzählen werden, der Mutter des toten Kinds. Das ist dann aber auch das zweite Manko von Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni: Der Film schlachtet gnadenlos das Trauma der Familie aus. True Crime Dokus haben natürlich oft eine voyeuristische Tendenz, sei es im Hinblick auf die Verbrechen oder die Opfer. Hier wird es dann besonders manipulativ. Natürlich hat man Mitleid mit einer Frau, deren kleines Mädchen getötet wurde, das wäre auch anders gegangen.

Zwischendurch wird auch auf das besagte große mediale wie gesellschaftliche Interesse eingegangen. Der Druck auf Polizei wie Justiz war immens, die Menschen lechzten nach Blut. Doch auch in der Hinsicht hat der Film letztendlich nicht viel zu sagen. So erfährt man zwar, dass die Verhandlung einem Fußball-Endspiel glich, ganze Menschenmassen auf den Straßen waren. An der Stelle hört das alles aber auch schon wieder auf, Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni leitet daraus nichts Nennenswertes ab außer der Tatsache, dass der Mord an einem Kind den Leuten nahegeht. Letztendlich verlässt sich die Doku zu sehr darauf, dass dies beim Publikum auch so ist, und investiert deshalb ansonsten relativ wenig. Mithilfe von zum Teil recht nichtssagenden Interviews wird die Geschichte in die Länge gezogen, womit Sinn und Zweck der Doku noch weiter in Frage gestellt werden.

Credits

OT: „Isabella: o Caso Nardoni“
IT: „A Life Too Short The Isabella Nardoni Case“
Land: Brasilien
Jahr: 2023
Regie: Micael Langer, Cláudio Manoel
Drehbuch: Micael Langer, Cláudio Manoel, Felipe Flexa
Musik: Mikel Shane Prather, Eliza Swenson
Kamera: Gustavo Hadba

Bilder

Trailer

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Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni
fazit
Die Geschichte um ein fünfjähriges Mädchen, das aus dem sechsten Stock geworfen wurde, war damals ein Großereignis in den brasilianischen Medien. Und auch 15 Jahre später ist der Schockfaktor groß. „Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni“ hat diesem aber nicht viel hinzuzufügen: Voyeurismus und nichtssagende Interviews sollen darüber hinwegtäuschen, dass die Doku letztendlich nicht viel zu sagen hat.
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