Als der Männerchor aus dem verschlafenen Fischerdorf Port Isaac mit seinem Album unerwartet die britischen Top 10 stürmt, ist die Sensation perfekt, alle reden sie über die hemdsärmeligen Seemänner, die mit traditionellen Liedern ein riesiges Publikum erreichen. Doch so rasant der Aufstieg, so schnell geht es auch wieder bergab. Nicht nur dass das Interesse abnimmt. Durch einen missglückten Auftritt von Jim (James Purefoy), der noch immer unter dem Tod seines Vaters Jago (David Hayman) leidet, verleiden sie es sich sowohl mit den Fans wie auch der Plattenfirma. Und so verliert der Chor seinen Vertrag, noch bevor das zweite Album erscheinen konnte. Aber aufgeben gilt nicht. Und so kämpfen die Männer darum, eine weitere Chance zu bekommen …
Nachfolger verzweifelt gesucht
Wenn etwas erfolgreich ist, dann ist der Wunsch, von diesem Erfolg ein weiteres Mal zu profitieren, mehr als verständlich. Das gilt gerade im künstlerischen Bereich, sei es nun Film oder Musik, wo dann schnell ein Folgewerk rausgehauen werden muss, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Bei Fisherman’s Friends 2: Eine Brise Leben gilt das gleich doppelt. Nicht nur, dass es sich bei dem Film um die Fortsetzung von Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts handelt, das die unglaubliche Geschichte eines Fischerchors erzählte, der es in die oberen Bereiche der Charts schafft. Der Nachfolger thematisiert zudem, wie an den alten Erfolg angeschlossen werden soll. Schließlich ist eine Sensation nichts, das man unbedingt planen kann – und auch nicht wiederholen.
Als Thema ist das grundsätzlich nicht verkehrt. Was bedeutet es für künstlerisch aktive Menschen, die nicht mehr als ein One-Hit-Wonder sind? Wie geht man mit einem rasanten Aufstieg und einem ebenso rasanten Fall um? Aber auch die Frage, inwieweit der Erfolg der Band denn nun dem Talent entsprungen ist und wie viel auf medialen Hype zurückzuführen ist, hätte spannend werden können. Fisherman’s Friends 2: Eine Brise Leben verfolgt dieses Thema aber nicht so wirklich. Stattdessen gibt es eine ganze Reihe von Themen, die irgendwie mal zusammengeworfen werden. Da geht es dann um politische Korrektheit, um Jims persönliche Probleme, zwischendurch durchläuft die Band einen Casting-Prozess. Irgendwie weiß man dann schon gar nicht mehr, wovon der Film denn eigentlich erzählen will.
Netter Zeitvertreib
Das andere große Manko ist, dass man hier natürlich irgendein Happy End brauchte. Schließlich handelte es sich bei dem Vorgänger um einen Wohlfühlfilm, an dessen Ende der Triumph stand. Um das Publikum, das den ersten Teil zu einem Hit machte, nicht zu verschrecken, muss diese Erwartung befriedigt werden. Beim großen Durchbruch klappte das noch ganz gut. Zwar war Fisherman’s Friends ein extrem vorhersagbarer Film, dessen Ende bereits von vornherein feststand. Die Geschichte war aber besonders genug, damit das nicht zu sehr störte. Bei Fisherman’s Friends 2: Eine Brise Leben ist klar, dass es zum Schluss ein Comeback geben muss. Ein Comeback ist aber nie so spektakulär wie der erste Durchbruch, zumal der Auftritt der Band auf einem Festival – selbst wenn dieses wahnsinnig bekannt ist – nicht wirklich als Sensation durchgeht.
Das heißt nicht, dass man sich den Film nicht anschauen kann. Schon der erste Teil war letztendlich nicht wirklich etwas Besonderes, sondern nur ein netter Zeitvertreib mit eingängigen Seemannsliedern. Das trifft grundsätzlich auch auf Fisherman’s Friends 2: Eine Brise Leben zu, auch wenn das hier noch einmal eine ganze Spur weniger interessant ausfällt. Groß ärgern muss man sich über den Film nicht. Solide darstellerische Leistungen, die Lieder, das idyllische Setting, das wird für einige sicher ausreichen. Wer beim letzten Mal richtig beglückt war, kann es zumindest versuchen. Der Rest verpasst nicht viel. Zwar wird in der Tragikomödie von Authentizität gesprochen und davon ganz echt zu sein. Der Film selbst ist aber zu konturlos und banal, um wirklichen Eindruck zu hinterlassen.
OT: „Fisherman’s Friends: One and All“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Nick Moorcroft, Meg Leonard
Drehbuch: Piers Ashworth, Nick Moorcroft, Meg Leonard
Musik: Rupert Christie
Kamera: Toby Moore
Besetzung: James Purefoy, Sam Swainsbury, Dave Johns, Imelda May, Josh Maguire, Richard Harrington, Jade Anouka, David Hayman, Maggie Steed, Meadow Nobreyga, Ramon Tikaram
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