
Als der Campingplatz-Besitzer Freddie Plattner (Florian Simbeck) unglücklich von einer Leiter fällt und aufgrund einer Beinverletzung ausfällt, kommt Katja Baumann (Simone Thomalla) die Aufgabe zu, sich erst einmal um den Platz zu kümmern. Einfach ist das nicht gerade. Nicht nur, dass sie keine Ahnung hat, was sie eigentlich zu tun hat, muss sie sich auch noch mit dem Ehepaar Uschi (Nadja Engel) und Edwin Brüderle (Thomas Darchinger) herumärgern. Während er nicht viel sagt, hetzt sie ununterbrochen gegen Frau Zerbe (Dagny Dewath), die mit ihren Kindern den Platz neben ihrem belegt. Der Grund: Die mittel- und obdachlose Familie muss nichts zahlen, was der Brüderle nicht schmeckt. Immerhin, da ist auch noch das ältere Paar Hilde (Angelika Thomas) und Fritz (Felix von Manteuffel), das seit 40 Jahren hierherkommt und Katja mit Rat und Tat zur Seite steht …
Stress auf einem Campingplatz
Fans des Herzkino-Dauerbrenners Frühling wissen es natürlich: Katja Baumann kann eigentlich alles. Seitdem die ZDF-Reihe im Jahr 2011 an den Start ging, hatte sie zahlreiche Gelegenheiten, dies unter Beweis zu stellen. Bei jedem dieser Filme haben irgendwelche Leute des gleichnamigen Dorfs Probleme, die ohne die tatkräftige Unterstützung von Baumann nicht gelöst werden könnten. So dann auch in der zehnten Staffel, welche Anfang 2021 ausgestrahlt wurde und aus fünf Einzelfilmen besteht. Beim Auftakt Mit Regenschirmen fliegen durfte sie nicht nur auf einem Hof aushelfen, sondern auch psychologisches Einfühlungsvermögen demonstrieren beim Umgang mit einem schwierigen Kind. Der zweite Film Schmetterlingsnebel nahm sie und das Publikum mit auf einen Campingplatz, wo ebenfalls einiges im Argen liegt.
Das Setting ist grundsätzlich ein ganz dankbares, führt es doch die unterschiedlichsten Menschen auf engem Raum zusammen. Kein Wunder also, wenn Filme immer wieder darauf zurückgreifen und einen kleinen eigenen Mikrokosmos präsentieren. Bei Mein Schwiegervater, der Camper kommt es zu ausgiebigem Culture Clash zwischen einem Macho-Campingbesitzer und einem Anwalt. Mit Malibu gibt es beim Herzkino sogar eine eigene Reihe, die wirklich nur dort spielt. Bei Frühling: Schmetterlingsnebel reicht es immerhin für drei Parteien, die stellvertretend für den gesamten Platz eine größere Rolle spielen. Die Brüderles sind die typischen Giftspritzen, die nicht müde werden, an anderen herumzumäkeln. Das komplette Gegenteil ist das ältere Paar, das Katja gleich mal auf eine Bratwurst einlädt. Irgendwo dazwischen sind die Zerbes, für die Campen nur eine Möglichkeit darstellt, überhaupt eine Art Zuhause zu haben.
Wendung statt Tiefgang
Auf diese Weise bringt Autorin Natalie Scharf, die für fast alle Folgen die Drehbücher geschrieben hat, noch eine Sozialdrama-Komponente hinein. Wir haben es mit einer Familie zu tun, die alles verloren hat, auch aufgrund der Corona-Pandemie, die sowohl die Mutter wie auch ihren Ex-Mann die Arbeit kostete. Prinzipiell hätte sich das angeboten, um ein wenig genauer hinzuschauen und Fragen zu stellen. Wenn beispielsweise Frau Brüderle ihrer Platznachbarin den kostenlosen Campingplatz missgönnt, werden die meisten Zuschauer und Zuschauerinnen das als kleinlich empfinden. Und doch spricht Frühling: Schmetterlingsnebel damit ein grundsätzliches weit verbreitetes Gefühl hierzulande an, nach dem manche schmarotzen, während andere arbeiten – siehe etwa der Aufwind rechter Parteien, die diesen Vorwurf gezielt Immigranten machen.
Natürlich wird das aber nicht weiter vertieft, bei dieser Reihe werden ständig Fässer aufgemacht und nur ein bisschen auf die Oberfläche geschaut. Stattdessen gibt es eine späte Wendung, die ziemlich aus dem Nichts kommt und auch nicht unbedingt die glaubwürdigste ist. Aber auch das ist Scharf traditionell egal. Wem das ebenso egal ist und vor allem persönliches Drama vor hübschen Kulissen sehen möchte, bekommt das hier geboten. Frühling: Schmetterlingsnebel ist dabei etwas besser als der direkte Vorgänger, da der Film nicht ganz so extrem an der Realität vorbeikonstruiert wurde. Zumindest phasenweise hat man das Gefühl, es mit tatsächlichen Menschen zu tun zu haben. Das gilt zumindest bei den Figuren, wo auch genügend schauspielerisches Können vorhanden ist, was man hier nicht bei allen behaupten kann.
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