Gentleman – Taken Identity

Normalerweise sucht Ji Hyeon-su (Ji-hoon Ju) als Privatdetektiv Verbrecher. Doch jetzt wird er selbst für einen gehalten, als man ihm vorwirft, eine Klientin entführt zu haben. Als er gerade mit dem Staatsanwalt unterwegs ist, überschlagen sich die Ereignisse. Und der Wagen gleich dazu: Noch bevor die Polizei am Unfallort eintrifft, nimmt er die Identität des schwer verletzten Staatsanwalts an, um so die verschwundene Klientin zu finden und seinen Namen reinzuwaschen. Dabei bleibt ihm nicht viel Zeit, denn der schwer Verletzte wird wahrscheinlich nur einige Tage im Koma liegen. Gemeinsam mit der tatsächlichen Staatsanwältin Hwa-Jin Kim (Sung-Eun Choi) macht er sich auf die Suche und kommt dabei dem zwielichtigen Do-Hun Kwon (Sung-Woong Park) auf die Spur …

Wendungsreicher Verwechslungsthriller

Wenn in Filmen zwei Menschen miteinander verwechselt werden, dann geschieht das oft aus einer humoristischen Absicht heraus. Tatsächlich ist die Verwechslungskomödie ein fester Bestandteil des Genres, hat so unterschiedliche Titel wie Fantomas (1964), Das Leben des Brian (1979), Zwei mal Zwei (1988) oder zuletzt Kopf an Kopf (2023) hervorgebracht. Zumindest anfangs sieht es danach aus, als sei Gentleman – Taken Identity ein weiteres Beispiel für diese Art Film. Das stimmt aber nur zum Teil. So gibt es gerade zu Beginn diverse komische Szenen. Insbesondere diejenigen mit dem Hund, welche der verschwundenen Klientin gehören, lassen einen vermuten, dass man es hier mit einem eher albern ausgerichteten Werk zu tun hat.

Doch der südkoreanische Film verfolgt ein anderes Ziel. Genauer handelt es sich um einen Thriller und damit ein Genre, das man wie kein anderes mit dem fernöstlichen Land in Verbindung bringen dürfte. Auch wenn es immer mal wieder Beispiele aus anderen Bereichen zu uns schaffen, ein gewisses Ungleichgewicht ist kaum zu übersehen. Und noch etwas hat Gentleman – Taken Identity mit vielen anderen Importen von dort gemeinsam: Wendungen. Das nimmt dann zwar keine vergleichbar exzessive Form an wie bei Hunt, wo man manchmal das Gefühl hatte, der einzige Sinn und Zweck der Geschichte sei es, das Publikum auf eine falsche Fährte zu führen. Im direkten Vergleich ist das hier schon noch um einiges verträglicher. Aber es gibt schon die eine oder andere Stelle, bei denen solche Twists ein Selbstzweck sind, anstatt einer Geschichte zu dienen.

Wenig glaubwürdig, aber unterhaltsam

Damit einher geht, dass man etwas großzügiger sein sollte, was die Glaubwürdigkeit angeht. Tatsächlich ist Gentleman – Taken Identity schon ziemlich überzogen, was es umso unverständlicher macht, warum nicht die humorvolle Richtung beibehalten wurde. Als tatsächliche Komödie hätte der Film vermutlich mehr überzeugt als in dieser etwas eigenwilligen Zwischenform. Insgesamt hat man hier das Gefühl, dass Regisseur und Drehbuchautor Kyung Won Kim etwas ziellos alles zusammengeworfen hat. So als hätte er noch mitten im Brainstorming bereits mitgedreht, in der Hoffnung, dass am Ende durch den Schnitt irgendwie ein Sinn entsteht. Was dann so nicht wirklich geklappt hat, etwas konfus bleibt das Stück schon.

Das heißt aber nicht, dass man hiermit nicht seinen Spaß haben kann. Sowohl die humorvollen Passagen wie auch die späteren, bei denen es etwas heftiger zur Sache, haben ihren Anteil an der Unterhaltung. Das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren funktioniert. Und zumindest anfangs ist auch die Neugierde groß, was denn nun genau alles dahintersteckt. Wer hat den Detektiv niedergeschlagen? Was ist mit einer Klientin geschehen? Sofern man die Ansprüche im Hinblick auf die Sinnhaftigkeit etwas herunterschraubt, kann bei Gentleman – Taken Identity durchaus auf seine Kosten kommen. In der Flut aus südkoreanischen Thrillern wird dieser zwar eher nicht große Aufmerksamkeit erhalten, aber es reicht für einen kurzweiligen Abend vor dem Fernseher.