Natürlich hatte es Rennspiele schon gegeben seit den frühesten Anfängen von Automaten- und Videospielen. Einige davon waren auch zu großen Hits geworden, etwa Super Mario Kart 1992 oder Ridge Racer ein Jahr drauf, welche beide zahlreiche Nachfolger nach sich zogen und die jeweiligen Konsolen maßgeblich mitprägten. Doch als Gran Turismo 1997 auf den Markt kam, war das Spiel dennoch anders, etwas Besonderes. Anstatt der Konkurrenz hinterherzufahren und das zu wiederholen, was sich gut verkaufte, schlug man hier einen eigenen Weg ein. Auch der stellte sich als sehr erfolgreich heraus: Mit knapp 11 Millionen ausgelieferten Exemplaren war das Spiel das meistverkaufte der ersten PlayStation und wurde zu einem der bedeutendsten Titel im noch jungen Sony-Sortiment. Seither sind sechs offizielle Fortsetzungen erschienen, dazu diverse Spin-offs, mehr als 90 Millionen Mal hat sich die Reihe über verschiedene Generationen hinweg verkauft. 2023 kam dann mit Gran Turismo sogar ein Spielfilm in die Kinos, der maßgeblich auf der Reihe basiert.
Die Suche nach mehr Realismus
Das Besondere an dem ersten Spiel war, dass der Entwickler Polys Entertainment, der später in Polyphony Digital umbenannt wurde, einen Simulator entwickeln wollte, der deutlich realistischer war als das, was es bei den anderen so gab. Der auch deutlich mehr Einsatz forderte. Zwar gab es auch den sogenannten Arcade-Modus, der Partien für zwischendurch anbot. Der Hauptbestandteil von Gran Turismo war aber der Gran Turismo Modus, bei denen die Spieler und Spielerinnen Geld verdienen mussten, was sie in neue Wagen und auch Bestandteile investieren konnten. Denn Tuning war von Anfang an ein Markenzeichen. Dabei war die Auswahl groß, 140 Wagen und elf Rennstrecken, das war für damalige Zeiten schon richtig viel Material. Man konnte sich hiermit daher schon eine ganze Weile beschäftigen.
Die Steuerung war ein weiterer Grund, weshalb das Spiel so gut ankam. So war Gran Turismo das erste Sony-Spiel, das wirklich von dem neuen DualShock Controller profitieren sollte. Ursprünglich gab es auf der Konsole lediglich Controller mit digitalen Steuerungsmöglichkeiten, wie bei den anderen vorherigen Konsolen. Inspiriert vom Nintendo 64 führte Sony jedoch Analog-Sticks und im Anschluss eben auch Vibrationsmotoren ein. Während man über Letztere streiten kann, waren die Sticks doch sehr wichtig, um die Fahrzeuge richtig lenken zu können. Reine Bleifußspiele waren die Werke von Poly nicht, das sollte alles anspruchsvoller sein, mehr Möglichkeiten beinhalten. Es sollte einen Unterschied machen, welches Auto man gerade fährt. Lange hatten Kazunori Yamauchi und sein Team daran gearbeitet, mehr als fünf Jahre waren es am Ende. Das Projekt startete also, als die PlayStation noch nicht einmal auf dem Markt war.
Revolutionär, aber ein Produkt seiner Zeit
Auch die künstliche Intelligenz nahm viel Zeit in Anspruch. Man sollte hier das Gefühl haben, gegen richtige Menschen anzutreten. Zwar gab es auch einen Zweispielermodus. Aber im Gegensatz zu den Arcade Racern war das eher Nebensache, man sollte sich hier quasi wie sein eigener Rennstall fühlen. Das klappte so gut, dass schon zwei Jahre später mit Gran Turismo 2 eine Fortsetzung erschien, die das alles noch einmal verbessern sollte. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass es heute ein bisschen schwierig ist, den ersten Teil noch jemandem empfehlen zu wollen. So einflussreich, gar revolutionär der Erstling war, er ist dann doch ein Produkt seiner Zeit. Die Nachfolger bieten so viele neue Optionen und eben auch eine so viel bessere Grafik, dass dort die Immersion einfach stärker ist. Wer nicht gerade aus nostalgischen Gründen zurück in die Vergangenheit will oder neugierig ist, wie das 1997 alles angefangen hat, greift deshalb lieber zu den späteren Teilen.
OT: „Gran Turismo“
Land: Japan
Jahr: 1997
Director: Kazunori Yamauchi
Producer: Kazunori Yamauchi, Shuhei Yoshida
Musik: Masahiro Andoh, Isamu Ohira, Jason Page
Publisher: Sony
Entwickler: Polys Entertainment
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