Eigentlich will Colin Briggs (Clive Owen) nur seine Strafe im Gefängnis absitzen und ansonsten in Ruhe gelassen werden. Kontakt zu anderen Häftlingen sucht er nicht, weshalb ihn das aufdringliche Verhalten Fergus Wilks (David Kelly), der ständig seine Nähe sucht, auch ziemlich nervt. Erst mit der Zeit lässt sich Colin darauf ein, vor allem nachdem es Fergus gelungen ist, in dem schweigsamen Kriminellen die Leidenschaft für Blumen zu wecken. Gemeinsam mit einigen anderen Insassen – darunter Tony (Danny Dyer), Raw (Adam Fogerty) und Jimmy (Paterson Joseph) – beginnt er, regelmäßig auf dem Grundstück des Gefängnisses zu gärtnern. Damit erlangen sie irgendwann auch die Aufmerksamkeit der berühmten Botanikerin Georgina Woodhouse (Helen Mirren), die schnell das ungeahnte Talent von Colin entdeckt und es fördern möchte …
Spiel mit Kontrasten
Rund zwei Jahre ist es her, dass die französische Komödie Der Rosengarten von Madame Vernet in unseren Kinos lief. Darin ging es um eine Rosenzüchterin in der Krise, die im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms mit Leuten zusammenarbeitet, die nicht so wirklich naheliegend für diese Aufgabe sind. Zwei Jahrzehnte zuvor ging der britische Kollege Greenfingers – Harte Jungs und zarte Triebe bereits in eine ganz ähnliche Richtung. Der Unterschied: Während beim obigen Titel diese Leute in dem Gewächshaus der Züchterin tätig waren, da holen sich die Sträflinge hier den Garten ins Gefängnis. Außerdem zeigen sie dabei deutlich mehr Talent und gehen dieser Tätigkeit freiwillig nach, ohne dass sie etwas dafür bekommen würden.
Dennoch, das Konzept ist ähnlich. Beide Filme setzen darauf, dass diese Konstellation für sich genommen schon so komisch ist, dass sie eine ganze Geschichte trägt. Tatsächlich betont Regisseur und Drehbuchautor Joel Hershman gerade zu Beginn sehr stark den Kontrast aus den kriminellen Männern, die auch den einen oder anderen Mord begangen haben, und den schönen Blumen. Das passt in unserem Bild nicht zusammen, dass Leute, die anderen ihr Leben nehmen, sich um Pflanzen kümmern. Und eben daraus macht sich Greenfingers – Harte Jungs und zarte Triebe einen Spaß. Und selbst später, als aus dem Gärtnern längst Routine geworden ist, wird mit diesem Kontrast gespielt. Denn dann steht die Teilnahme an dem Wettbewerb an. Und natürlich darf auch der Rest der Welt etwas konsterniert sein, wenn Mörder und sonstige Schurken bei einer solch ehrwürdigen Veranstaltung wie der jährlichen Hampton Court Palace Flower Show dabei sind.
Nette Berieselung
Aus diesem Motiv hätte man sicherlich ein Sozialdrama machen können, das sich um Themen wie Schuld und Sühne dreht, um die Frage, ob Menschen nach derart schwerwiegenden Verbrechen zurück in die Gesellschaft dürfen. Filme wie Home oder The Unforgivable haben dies in den letzten Jahren getan. Ganz so hoch sind die inhaltlichen Ambitionen von Hershman aber nicht. Er setzt bei Greenfingers – Harte Jungs und zarte Triebe lieber auf seichte Unterhaltung. Dazu gehört dann beispielsweise auch die Liebe, wenn sich Colin mit Georginas Tochter Primrose (Natasha Little) einlässt. Tony wiederum darf mit Holly (Lucy Punch) anbändeln, die eigentlich im Gefängnis arbeitet. Richtig viel zur Geschichte hat beides nichts beizutragen.
Der emotionalere Teil ist ohnehin der um die Freundschaft der Männer. Gerade zwischen dem anfangs so abweisenden Colin und dem älteren Fergus gibt es rührende Momente. Das ist etwas manipulativ und zudem nicht unbedingt von erzählerischen Ambitionen oder Raffinesse begleitet. Aber es funktioniert. Insgesamt erfüllt das prominent besetzte, inzwischen in Vergessenheit geratene Greenfingers – Harte Jungs und zarte Triebe seinen Zweck. Mehr als das ist es aber nicht. Hershman hat eine Tragikomödie vorgelegt, die für nette Berieselung reicht und einem das Gefühl vermittelt, dass die Welt irgendwie doch ein schöner Ort sein kann. Manchmal reicht das.
OT: „Greenfingers“
Land: UK
Jahr: 2000
Regie: Joel Hershman
Drehbuch: Joel Hershman
Musik: Guy Dagul
Kamera: John Daly
Besetzung: Clive Owen, Helen Mirren, David Kelly, Natasha Little, Warren Clarke, Danny Dyer, Adam Fogerty, Paterson Joseph
Toronto International Film Festival 2000
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