Als auf einem Zeltplatz im Taunus nachts ein Campingwagen in Flammen aufgeht und eine verkohlte Leiche gefunden wird, steht schnell fest: Es handelt sich um Mord. Doch wer könnte den Mann erschlagen und anschließend eine Explosion verursacht haben? Eine erste Spur verdankt die Polizei der Journalistin Felicitas Molin (Andrea Sawatzki), die zuvor einen Mann hat weglaufen sehen. Oliver von Bodenstein (Tim Bergmann) und Pia Kirchhoff (Felicitas Woll) folgen dieser Spur zu dem jungen Drogenabhängigen Elias Lessing (Timur Bartels), dessen Vater Peter Lessing (Samuel Weiss) von Bodenstein seit Kindheitstagen kennt. Überhaupt scheint der Fall weit in die Vergangenheit zurückzuführen. 35 Jahre ist es inzwischen her, dass der elfjährige Artur Berjakov (Nils Wolf) verschwunden ist. Dabei handelt es sich um eine Geschichte, über die niemand sprechen mag. Auch von Bodenstein tut sich schwer damit, war er damals doch der beste Freund des Jungen und hat die Sache noch immer nicht verarbeitet. Doch die Zeit drängt, denn es bleibt nicht bei dieser einen Leiche …
Achter Fall für das Erfolgsduo
Die Krimireihe Ein Taunuskrimi mauserte sich im ZDF schnell zu einer Institution. Sechs bis sieben Millionen Zuschauer schalteten jedes Mal ein, wenn das Polizeigespann von Bodenstein und Kirchhoff auf Mörderjagd gingen. Daran änderte sich auch nichts, als man von dem anfänglichen regulären Fernsehformat wegging und statt eines 90-Minüters einen dreistündigen Zweiteiler machte. Sowohl Böser Wolf (2016) wie auch Die Lebenden und die Toten (2017) konnten trotz der doppelten Länge an die alten Erfolge anschließen. Und das gilt auch für das 2018 ausgestrahlte Im Wald, der achte Fall des Duos, der Anfang 2018 im Fernsehen zu sehen war und über viele Jahre der letzte Teil bleiben sollte. Tatsächlich stellte die zweite Hälfte einen neuen Rekord für die Reihe auf.
Dabei ist der Zweiteiler schon eine echte Geduldprobe. Anfangs ist die Neugierde natürlich hoch, wer denn hinter dem Mord steckt. Da kurze Zeit ein zweiter Mord geschieht, wird auch schnell klar, dass es eine größere Geschichte sein muss und derjenige oder diejenige ein bestimmtes Ziel verfolgt. Und dass die Person womöglich noch weitere Menschen im Visier hat. Doch so brenzlig Im Wald – Ein Taunuskrimi auch beginnt, wird schon bald das Tempo gehörig rausgenommen. Grund ist, dass die Adaption eines Romans von Nele Neuhaus ständig Verweise auf die Vergangenheit einbaut. Irgendwie muss der Fall mit dem Verschwinden des Jungen von damals zu tun haben. Und damit auch ja niemand im Publikum diesen Hinweis übersieht, wird er wieder und wieder und wieder gebracht. Ständig kommt es zu irgendwelchen Flashbacks, die letztendlich redundant sind und nur dazu beitragen, dass die Geschichte in die Länge gezogen wird.
Zu lang und umständlich
Ein anderer Grund dafür, dass der Krimi so lang ist, sind die unzähligen Figuren, die hineingezogen werden. Dass in dem Genre mehrere Leute angeboten werden müssen, welche die Tat begangen haben können, ist klar, das gehört zum Whodunnit-Krimi einfach dazu. Hier werden aber auch noch diverse Charaktere dazu gepackt, bei denen klar ist, dass sie es nicht gewesen sein können. Sie haben dem Geschehen auch nicht wirklich etwas beizutragen, siehe etwa der komplette Nebenstrang um Elias Lessing. Allgemein ist Im Wald – Ein Taunuskrimi irgendwie umständlich konstruiert und man hat den Eindruck, dass hier mit aller Macht eine Komplexität vorgegaukelt werden sollte, die es gar nicht gibt. Dass wie viel zu oft bei Krimis die ermittelnde Hauptperson persönlich in die Geschichte involviert ist, hilft auch nicht ubedingt.
Enttäuschend ist in dem Zusammenhang auch das Finale. Das ist nicht nur so dermaßen überzogen, dass man mit den Augen rollen möchte. So wie der Krimi sich allgemein immer mal wieder größer machen will, als er ist. Das Motiv selbst ist dazu umso banaler und hat eine Kettenreaktion zur Folge, die auf jede Form von Glaubwürdigkeit verzichtet. Wem das alles egal ist und auch nichts dagegen hat, für einen Krimi drei Stunden zu reservieren, wo es auch die Hälfte getan hat, bekommt hier schon etwas geboten. Da wären beispielsweise diverse bekannte Gesichter, die man für die Nebenrollen engagieren konnte. Außerdem ist das Motiv des eingeschworenen Dorfs, das um keinen Preis alte Geschichten offenbaren möchte, immer ein dankbares. Tatsächlich gut ist Im Wald – Ein Taunuskrimi aber kaum, so richtig viel gibt der Fall dann doch nicht her.
OT: „Im Wald – Ein Taunuskrimi“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Drehbuch: Anna Tebbe
Vorlage: Nele Neuhaus
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Marcus Kanter
Besetzung: Tim Bergmann, Felicitas Woll, Veronica Ferres, Andrea Sawatzki, Michael Schenk, Mira Bartuschek, Timur Bartels, Martin Lindow, Martin Feifel, Hannes Wegener, Samuel Weiss
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