Beim Secret Service gehört Agent Frank Horrigan (Clint Eastwood) schon fast zum Inventar. Nachdem er 1963 beim Attentat auf John F. Kennedy Mitglied seines Personenschutzes war, hat er sich auf andere Aufgabengebiete konzentriert. Durch einen Zufall wird ein Mann (John Malkovich), der am Telefon Horrigan gegenüber als „Booth“ ausgibt, auf den ehemaligen Personenschützer aufmerksam. Hinter seiner Aussage, er würde den amtierenden Präsidenten bald ermorden, sieht Frank mehr als nur einen weiteren Verrückten, der etwas Aufmerksamkeit haben will. Entgegen dem Rat seiner Kollegen, die ihn für alt halten, lässt er sich abermals zum Personenschutz des Präsidenten rekrutieren. Immer wieder kontaktiert ihn Booth, um ihn zu verhöhnen und zu betonen, dass Frank ohnehin nichts ausrichten könne. Während Horrigan den Wahlkampf des Präsidenten begleitet und weiter nach der wahren Identität von Booth ermittelt, bereitet dieser akribisch sein Attentat vor, auch wenn dafür Unbeteiligte sterben müssen. Schließlich bekommt Horrigan einen wichtigen Hinweis darauf, wer Booth ist, und ihm wird klar, welche Bedrohung dieser Mensch wirklich ist.
Ein nationales Trauma
Das Attentat auf John F. Kennedy gehört zweifelsohne zu den dunkelsten Stunden der jüngeren US-amerikanischen Geschichte. Viele Filme haben sich versucht, diesem Thema zu widmen, wobei Oliver Stones Historiendrama JFK – Tatort Dallas besondere Erwähnung verdient. Interessanterweise sollte mit Wolfgang Petersen es einem Nicht-Amerikaner gelingen, dieses Thema in Form eines Blockbusters aufzugreifen. In the Line of Fire – Die zweite Chance erzählt von einem gebrandmarkten Mann, den die Erinnerung an die Ereignisse von 1963 noch immer beschäftigt und der sich die vermeintliche Unachtsamkeit nicht vergeben kann. Action- und Thrillerelemente sind dabei Teile einer Geschichte, in der es in erster Linie um Sühne und Vergebung geht. Vor allem aber ist In the Line of Fire – Die zweite Chance großes Schauspielkino, denn John Malkovich und Clint Eastwood sind in den Hauptrollen meisterlich besetzt.
Das noch immer nicht überwundene Trauma des Attentats, was bis heute eine ganze Kultur definiert, spiegelt sich in der Figur des Frank Horrigan wider. Die Erinnerungen an die vergangenen Tage, beispielsweise als er Kennedy vor einer peinlichen Situation retten konnte, sind reine Nostalgie während die Gegenwart nunmehr ernüchternd ist. Eastwoods Gesicht, die tiefen Furchen und die knurrige Stimme, lassen vermuten, welche tiefen Wunden das Ereignis, dieser Moment der Unachtsamkeit, bei ihm hinterlassen haben könnte. Wunden, die jemand wie Booth natürlich genüsslich aufreißt, ebenso wie einige seiner Kollegen, die schon lange denken, dass Horrigan lieber in Pension gehen sollte. Die Tragödie des Helden und der Versuch, eine erneute zu verhindern, stehen im Zentrum von In the Line of Fire, der zwar nach vielen Konventionen des Genres funktioniert und erzählt wird, doch durch diese eine emotionale und menschliche Erdung erhält.
Ein gefährlicher Gegner
Horrigan gegenüber steht Booth, ein Sammelsurium der Albträume und der Dunkelheit, die diese Kultur nach jenem Trauma umgibt. Auch er ist ein Relikt einer vergangenen Zeit, weshalb er von Beginn an seinen Tod fest mit einplant bei seinem Attentat, das mehr symbolisch zu sehen ist und sich mehr gegen die Werte richtet, die mit der Person des Präsidenten verbunden werden. Malkovich spielt überzeugend-beängstigend einen Psychopathen, dem nichts mehr heilig ist und der nichts mehr zu verlieren hat. Dennoch ist er keinesfalls ein austauschbarer Bösewicht, denn das Drehbuch wie auch das Spiel des Darstellers verleihen dieser Figur Substanz, was ihn zu einem gefährlichen Gegner macht.
Fast schon konsequent bei den beiden Hauptdarstellern ist In the Line of Fire weniger bestimmt durch spektakuläre Szenen (wenn man einmal von dem Finale absieht). Petersens Inszenierung wie auch das Drehbuch konzentrieren sich auf das Duell der beiden Hauptfiguren, bei dem jeder, wie in einem Schachspiel, den anderen austricksen will. Dieser Fokus macht den Film sehr spannend und packend, sodass man bis zu letzten Minute mit dem Helden mitfiebert.
OT: „In the Line of Fire“
Land: USA
Jahr: 1993
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: Jeff Maguire
Musik: Ennio Morricone
Kamera: John Bailey
Besetzung: Clint Eastwood, John Malkovich, Rene Russo, Dylan McDermott, Gary Cole, Fred Dalton Thomas, Tobin Bell
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1994 | Bester Nebendarsteller | John Malkovich | Nominiert |
Bestes Original-Drehbuch | Jeff Maguire | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Anne V. Coates | Nominiert | ||
BAFTA | 1994 | Bester Nebendarsteller | John Malkovich | Nominiert |
Bestes Original-Drehbuch | Jeff Maguire | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Anne V. Coates | Nominiert | ||
Golden Globes | 1994 | Bester Nebendarsteller | John Malkovich | Nominiert |
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