High Desert Apple TV+ Serie Streamen online
Szenenbild aus der von Jay Roach inszenierten Serie "The Desert" (© Apple TV+)

Jay Roach [Interview]

In The Desert (seit 17. Mai 2023 auf Apple TV+) folgen wir der drogenabhängigen Peggy (Patricia Arquette), die nach dem Tod ihrer geliebten Mutter einen Weg finden muss, mit ihrem Leben weiterzumachen. Zu diesem Zweck entscheidet sie sich eines Tages, es als Privatdetektivin zu versuchen. Wir haben uns mit Jay Roach unterhalten, der bei allen acht Folgen der schwarzhumorigen Serie Regie geführt hat.

Könntest du uns verraten, was dich an The Desert gereizt hat? Warum wolltest du die Serie machen?

Ich mochte die Figuren sehr gern, vor die von Patricia Arquette gespielte Peggy. Allgemein waren die Drehbücher toll geschrieben. Hinzu kommt, dass ich selbst in der High Desert aufgewachsen bin, die der Serie ihren Namen gegeben hat. Wenn du so viel Zeit mitten im Nirgendwo verbracht hast, kennst du die Schönheit, aber auch die Gefahren der Wüste. Am Anfang ging es nur um eine Episode. Danach dachte ich, ich mache vielleicht noch zwei weitere. Am Ende habe ich alle acht gemacht.

Wie war es für dich, mit Patrica zusammenzuarbeiten?

Patricia ist eine so fantastische Schauspielerin, die sich immer ganz intensiv auf eine Rolle vorbereitet. Das ist gerade bei The Desert wichtig, weil die Serie sehr stark aus der Perspektive von Peggy erzählt wird. Patricia musste eine Verbindung zu ihrer Figur aufpassen, musste sie und ihre Weise verstehen, wie sie mit der Situation umgeht. Uns kam da sehr entgegen, dass wir acht Folgen zur Verfügung hatten und deshalb mehr Zeit zur Verfügung hatten, um tiefer zu gehen, als wir es bei einem Spielfilm hätten tun können. Wir hatten diese sehr persönlichen Szenen, in denen sich Peggy bewusst werden muss, wer sie ist und was sie mit ihrem Leben anfangen will.

Bekannt geworden bist du durch deine Austin Powers Filme. Seither hast du viele Komödien gemacht, aber auch ernste Themen. Wie ist das für dich, dich zwischen diesen Polen zu bewegen?

Als ich mit Filmen angefangen habe, habe ich tatsächlich eher über ernste Themen geschrieben. Dass Austin Powers kam, konnte ich so kaum vorhersehen. Zum Glück habe ich mich aber daran gewöhnt, dass du in diesem Geschäft nur wenig vorhersehen kannst und du in einem konstanten Chaos lebst. Aber ich bin froh, dass ich zwischendurch auch ernste Stoffe übernehmen darf. Sie haben für mich auch etwas Therapeutisches, weil die Welt für mich ein ziemlich kaputter Ort ist und ich manchmal das Bedürfnis habe, sie besser zu verstehen. Da helfen mir solche ernsten Geschichten. The Desert hat mir die Möglichkeit gegeben, von beidem ein wenig zu machen. Es gibt diese sehr düsteren Erfahrungen, mit denen wir alle früher oder später einmal zu kämpfen haben: Trauer, Verlust. Gleichzeitig kann es in der Serie sehr absurd werden, weswegen sie für mich das reale Leben sehr gut wiedergibt. Schließlich ist das auch die Bandbreite an Erfahrungen, die wir machen.

Wie hast du es geschafft, diese Bandbreite auch wirklich unter einen Hut zu bringen? Denn je größer eine solche Bandbreite ist, umso größer ist auch das Risiko, dass alles auseinanderfällt.

Das ist wahr. Ich bin einfach über die Figuren gegangen. Peggy macht diese Erfahrungen, die eben diese Bandbreite abdecken. Da ist diese Tragik, da ist Gewalt, die Drogenabhängigkeit. Aber sie ist fest entschlossen, sich nicht davon unterkriegen zu lassen, sondern Freude und Licht in das Leben anderer zu bringen. Da ist beispielsweise diese Art Freizeitpark, der letztendlich eine vorgetäuschte Westernstadt ist, bei dem sie mitmacht. Außerdem hat sie diese fast schon heitere Art, mit ihren schlimmen Erfahrungen umzugehen, die auch dazu beiträgt, dass es diese Wechsel von ernst und komisch gibt. Ich mag solche Figuren, die selbst im Angesicht der schlimmsten Erlebnisse nicht aufgeben. Sie ist auch keine Heilige, sondern trifft immer wieder fragwürdige Entscheidungen. Und dann hat natürlich auch das Casting geholfen. Du brauchst Leute, die beides können. Die im einen Moment komisch sind und im nächsten tief in die Abgründe gehen. Wenn du die richtige Besetzung hast und die richtigen Drehbücher, ist das meiste schon erreicht. Der Rest ergibt sich dann von selbst.

Hattest du Vorbilder, Filme, Serien oder Musik, als es darum ging, den Ton für die Serie festzulegen?

Die Coen Brüder. Ich verneige mich vor den beiden und wie sie es schaffen, das Finstere, Gewalt und Tragik mit so viel Komik und Ironie zu verbinden. Ich könnte mir ihre Filme wieder und wieder anschauen. So etwas wie The Big Lebowski wäre also ein Einfluss, den ich hier nennen könnte. Aber auch Breaking Bad, sowohl was den Ort wie auch die Stimmung angeht. Da geht es um Isolation, aber auch eine Gemeinschaft und die Schönheit, diese Einsamkeit zu erleben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person
Jay Roach wurde am 14. Juni 1957 in Albuquerque, New Mexico, USA geboren. Seine Karriere begann er als Regisseur von Musikvideos. Sein erster Spielfilm war die Komödie Zoo Radio (1990). Sieben Jahre später gelang ihm der Durchbruch mit der Agentenparodie Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat. Später drehte er zwei Fortsetzungen, hatte aber auch mit Meine Braut, ihr Vater und ich (2000) Erfolg. Sein bislang letzter Film war das starbesetzte und für mehrere Oscars nominierte Drama Bombshell – Das Ende des Schweigens (2019), bei dem es um sexuelle Übergriffe bei einem Fernsehsender geht.



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