Kandahar 2023 Film
© Leonine

Kandahar

Kandahar 2023 Film
„Kandahar“ // Deutschland-Start: 17. August 2023 (Kino) // 1. Dezember 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Geheimagent Tom Harris (Gerard Butler) hat es geschafft: Gemeinsam mit seinem Partner Oliver Altman (Tom Rhys Harries) hat er eine Nuklearanlage im Iran erfolgreich sabotiert, sodass diese in die Luft geflogen ist. Doch zum Feiern bleibt keine Zeit. Mithilfe der entführten britischen Journalistin Luna Cujai (Nina Toussaint-White) erfährt die iranische Regierung, wer hinter dem Anschlag auf ihre Anlage stand. Das bekommt auch Tom zu spüren, als er im Auftrag von Roman Chalmers (Travis Fimmel) nach Afghanistan reist, um dort seine neueste Mission zu erfüllen. Denn als seine Identität auffliegt, müssen der US-Amerikaner und sein Übersetzer Mohammad Doud (Navid Negahban) möglichst schnell das Land verlassen, bevor sie dem Feind in die Hände fallen …

Die ereignislose Flucht

Never change a winning team. Zweimal schon hatten Regisseur Ric Roman Waugh und Schauspieler Gerard Butler zusammengearbeitet. Grundsätzlich waren die beiden Kooperationen auch erfolgreich. Angel Has Fallen (2019), der dritte und letzte Teil der Actionthriller-Reihe, spielte rund 150 Millionen US-Dollar ein – das Dreifache des Budgets. Beim Katastrophenfilm Greenland (2020) waren die Margen deutlich geringer, was aber auch mit der Veröffentlichung mitten während der Corona-Pandemie zu tun hatte. Zumindest innerhalb des Kontextes waren die Ergebnisse ordentlich. Bei ihrem dritten gemeinsamen Werk scheint sie aber das Glück zu verlassen. So ist Kandahar in den USA ziemlich untergegangen. Dass es dem Film anderswo besser ergeht, darf bezweifelt werden.

Im Vergleich zu den beiden obigen Filmen, bei denen richtig viel auf dem Spiel stand, ist der Einsatz dieses Mal recht gering. Anfangs dreht sich die Geschichte zwar noch um das iranische Nuklearprogramm, was zumindest potenziell eine größere Bedrohung sein könnte. Über weite Strecken dreht sich Kandahar dann aber doch primär um die Flucht von Tom und seinem Übersetzer Mo aus Afghanistan. Dieses Szenario dürfte manchen bekannt vorkommen, Guy Ritchie’s Der Pakt erzählte kürzlich von einer ganz ähnlichen Situation. Für Butler ist das keine gute Nachricht, da seine Version der Ereignisse im Vergleich zu der mit Jake Gyllenhaal die weniger spannende ist. Das hängt vor allem damit zusammen, dass hier erstaunlich wenig geschieht. Nach dem brenzligen Auftakt in der Anlage wird Actionfans recht lange nichts mehr geboten.

Der Versuch von Nuancen

Stattdessen versuchte sich Mitchell LaFortune, der hiermit sein Debüt als Drehbuchautor geht, stärker mit der Figurenzeichnung. Im Hinblick auf Tom ist das nur mäßig erfolgreich. Ein geschiedener Mann, der in der Welt unterwegs ist und gefährliche Aufträge annimmt, um die Tochter zu versorgen? Als Figurenzeichnung ist das etwas dünn. Interessanter ist da schon, was bei der Gegenseite versucht wird. So sind die Befürchtungen anfangs recht hoch, es mit einem dieser plumpen Hurra-Patriotismus-Filme zu tun zu haben. Wenn der Protagonist in Kandahar gegen Iraner, Afghanen und Pakistanis kämpfen muss, dann riecht das geradezu nach Rassismus. Stattdessen war man bemüht, alle Beteiligten menschlich erscheinen zu lassen, anstatt reine Stereotype zum Abknallen aufzureihen.

Nur wird das Ganze nicht konsequent genug verfolgt. Die Ansätze für eine Auseinandersetzung mit der politischen Lage bleiben ziemlich an der Oberfläche – genug, um sie zu bemerken, aber zu wenig, um damit viel anzufangen. Für Actionfans wird hingegen wie oben beschrieben insgesamt erstaunlich wenig geboten. In Folge wandert Kandahar etwas unschlüssig herum, ist mal hier, mal dort, ohne je wirklich anzukommen. Der Versuch der Balance führt außerdem dazu, dass der Film zu lang ist. Mit einer Laufzeit von rund zwei Stunden wird das hier zu einem Geduldsspiel, welches das Publikum nie wirklich dafür belohnt, die ganze Zeit auszuharren. Richtig schlecht ist das Ergebnis nicht, da gab es in Butlers Filmografie schon Schlimmeres. Es findet sich nur kein zwingender Grund, warum man sich das hier anschauen müsste.

Credits

OT: „Kandahar“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Ric Roman Waugh
Drehbuch: Mitchell LaFortune
Musik: David Buckley
Kamera: MacGregor
Besetzung: Gerard Butler, Ali Fazal, Navid Negahban, Nina Toussaint-White, Tom Rhys Harries, Bahador Foladi, Mark Arnold, Vassilis Koukalani, Corey Johnson, Travis Fimmel

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Kandahar
fazit
Wenn in „Kandahar“ ein US-amerikanischer Agent auf der Flucht vor Iranern, Afghanen und Pakistanis ist, ist das nuancierter, als man zunächst befürchten musste. Tatsächlich spannend ist der Film aber nicht. So bleiben die Ansätze einer inhaltlichen Auseinandersetzung an der Oberfläche. Umgekehrt wird erstaunlich wenig Action geboten, weshalb der knapp zwei Stunden lange Film zu einem Geduldsspiel wird.
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