Las ultimas horas de Mario Biondo
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Las últimas horas de Mario Biondo

Las ultimas horas de Mario Biondo
„Las últimas horas de Mario Biondo“ // Deutschland-Start: 3. August 2023 (Netflix)

Inhalt/Kritik

Als der italienische Kameramann Mario Biondo Ende Mai 2013 tot in seiner Wohnung in Madrid gefunden wird, sah das zunächst nach einem Selbstmord aus: Er hatte sich erhängt. Allerdings hegte seine Familie starke Zweifel an der offiziellen Version. Größere Bekanntheit erlangte der Fall in der Öffentlichkeit zudem dadurch, dass Biondo mit der spanischen Fernsehmoderatorin Raquel Sánchez Silva verheiratet war. Die Ehe war weniger als ein Jahr vor seinem Ableben geschlossen worden, nachdem die beiden sich zuvor ungefähr ebenso lange kannten.

Wer auf eine deutsche Synchronfassung von Las últimas horas de Mario Biondo hofft oder gar angewiesen ist, den enttäuscht Netflix nicht zum ersten Mal damit, dem hiesigen Markt zwar ein weiteres Produkt anzubieten, es aber nicht an ihn anzupassen. Nicht einmal einen übersetzten Titel bekommen wir, während die Dokuminiserie in den Katalogen der meisten anderen Länder immerhin als The Last Hours of Mario Biondo präsentiert wird. Die englische Sprachfassung ist wie gefühlt immer über das spanische Original gelegt, allerdings diesmal tatsächlich gut abgemischt, was ja auch nicht besonders oft beim Streamingdienst vorkommt.

Alles beim Alten

Wer Las últimas horas de Mario Biondo auf seine Sichtungsliste setzt, in freudiger Erwartung, am Ende der Miniserie alle Fragen zum Fall beantwortet zu bekommen und genau zu wissen, was sich wirklich zugetragen hat, der kann sich direkt die dreimal 45 Minuten sparen und in der Zeit Spazierengehen, ein Gedicht schreiben oder sich durch die Filmtipp-Sektion hier wühlen. Viel ist passiert, seit wir im Oktober 2021 mit Das Motiv eine der belanglosesten True-Crime-Dokus auf Netflix vorgesetzt bekamen, die im Grunde nichts anderes als aufgeblähte Spekulation war. Hier ist es nun nicht sonderlich groß anders, allerdings ist das Ganze geschickter aufgezogen. Die Miniserie nimmt nicht mehr ganz so viel Zeit in Anspruch, die talking heads scheinen ihre Beiträge nicht rein aus der Lust am Reden beizusteuern – der größte Unterschied ist aber, dass absolut klar ist, was sich wirklich zugetragen hat: Nämlich genau das, was in der offiziellen Version vor zehn Jahren wiedergegeben und über die Zeit mehrfach von verschiedenen Gerichten, Leichenbeschauern und sonstigen Experten bestätigt wurde.

Nein, das akzeptiere ich nicht

Biondos Familie will den Selbstmord nicht als solchen akzeptieren. Das Leugnen ist nach Elisabeth Kübler-Ross die erste von fünf Phasen der Trauer. Diese Phasen können je nach Individuum unterschiedlich lange sein, aber zehn Jahre sind doch etwas zu viel des Guten. Wer sich von einer Sache nicht überzeugen lassen möchte, den werden alle Beweise der Welt nicht davon abhalten können, sie anders zu sehen als sie eigentlich ist. Nach und nach tragen die verbliebenen Angehörigen immer mehr zweifelhafte Details vor, welche die Selbstmordtheorie in ihren Augen widerlegen. Sonderlich glaubwürdig davon sind für Außenstehende allerdings höchstens jene Argumente, für deren Überprüfung das nötige Fachwissen fehlt, und die sich im ersten Moment deshalb plausibel anhören. Ein paar davon werden jedoch von Experten leicht verständlich widerlegt.

Im Laufe der Miniserie keimt die Hypothese auf, dass die Familie womöglich ein anderes Interesse daran hat, den Selbstmord offiziell als Mord anerkennen zu lassen. Biondo schloss am Tag seines Todes eine Lebensversicherung ab – diese wird bei Suizid jedoch nicht ausbezahlt. Das ist sicher keine schöne Hypothese, und generell wurde niemandem mit dieser Dokuserie ein Gefallen getan. Den Zuschauern nicht, vor allem aber nicht den direkt und indirekt Beteiligten. Emotionen weckt Las últimas horas de Mario Biondo allerdings, und sei es nur Mitleid für die Familie des Verstorbenen.

Credits

OT: „Las últimas horas de Mario Biondo“
Land: Spanien
Jahr: 2023
Regie: María Pulido
Drehbuch:
Beatriz Iznaola, David Zurdo
Musik: Sergio Jiménez Lacima
Kamera: Iván Román

Trailer

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Las últimas horas de Mario Biondo
Fazit
"Las últimas horas de Mario Biondo" rollt einen zehn Jahre alten Fall auf, der längst geklärt ist. Auf die große Enthüllung am Ende wartet man vergebens, es hat sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alles so zugetragen, wie es damals in der offiziellen Version festgehalten wurde. Selbst falls nichts, gibt es außer wilden Spekulationen keinerlei Beweise für andere Sachverhalte.
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