Les Algues Vertes Green Tide
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Les algues vertes

Les Algues Vertes Green Tide
„Les algues vertes“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Inès Léraud (Céline Sallette) ist mit Leib und Seele Reporterin. Wenn sie sich einmal in ein Thema verbissen hat, dann kann sie so schnell niemand davon abbringen. So auch als ihr jemand Informationen zuspielt, dass in der Bretagne etwas ganz Schmutziges vor sich geht. Schon seit Längerem warnt der Aktivist André Ollivro (Pasquale D’Inca) davor, dass in der Landwirtschaft mit Abfällen Schindluder betrieben wird, was erste fatale Folgen hat. Doch niemand will ihm glauben. Im Gegenteil: Die Menschen vor Ort stehen ihm feindselig gegenüber, da sie sehr von der Landwirtschaft abhängig sind. Diese Erfahrung muss auch Inès machen, der man mindestens schweigend, wenn nicht gar abweisend begegnet. Davon will sie sich aber nicht aufhalten lassen, im Zweifel will sie gegen alle Hindernisse ankämpfen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen …

Der Journalismus im Kampf gegen die Mächtigen

Auch wenn der Berufszweig des Journalismus in den letzten Jahren mächtig an Ansehen eingebüßt hat, sei es durch Eigenverschulden oder fragwürdige Hetze von außen, so erfreuen sich doch Filme über sie noch immer größerer Beliebtheit. Das Motiv, das aufrechte Männer und Frauen die Wahrheit aufdecken wollen und sich dafür mit den Mächtigsten anlegen, ist immer wieder dankbar. Vor allem, wenn damit wahre Geschichten verbunden sind. So erhielt Spotlight (2015) über ein Redaktionsteam, das Missbrauch in der Kirche aufdeckt, den Oscar als bester Film des Jahres. Und auch She Said (2022), bei dem es um die sexuellen Übergriffe von Hollywood-Mogul Harvey Weinstein ging, erhielt hervorragende Kritiken und war für einige bedeutende internationale Preise im Rennen.

Im Fall des französischen Kollegen Les algues vertes, auf Deutsch „Die grünen Algen“, ist ein internationaler Preisregen allein schon der Herkunft wegen unwahrscheinlich. Zumal hier auch keine Stars zu finden sind: Bei der kleinen Produktion wird man selbst als frankophiler Zuschauer bzw. Zuschauerin eher wenige aus dem Ensemble kennen. Aber das muss ja nicht zwangsläufig Auswirkungen auf die Qualität haben. So macht Hauptdarstellerin Céline Sallette (Saint Amour – Drei gute Jahrgänge) ihre Sache als aufrechte Radio-Reporterin ihre Sache gut. Auch beim Rest des Ensembles kann man sich nicht wirklich beklagen. Zwar sind die Figuren nicht allzu nuancenreich angelegt, die meisten sind nur ein Mittel zum Zweck. Innerhalb dieses Rahmen erledigen sie aber alle ihre Aufgaben.

Keine einfache Wahrheit

Die Zielgruppe solcher Filme interessiert sich ohnehin weniger für die Charaktere als den Kampf für die gute Sache und die Aufdeckung abscheulicher Machenschaften. Und zumindest diese Zielgruppe bekommt alles, was es für einen spannenden Abend braucht. Basierend auf dem gleichnamigen Comic-Band von Inès Léraud und Pierre Van Hove, der wiederum auf Recherchen von Léraud basiert, stellt Les algues vertes die Landwirtschaft an den Pranger. Denn diese trägt durch die Massentierhaltung bzw. deren Abfälle zu der Bildung der besagten grünen Algen bei. Die wiederum können giftige Gase erzeugen, die für Tiere wie Menschen lebensgefährlich sind und tatsächlich auch mehrere Menschenleben gefordert haben. Wenn die Landwirtschaft dies billigend in Kauf nimmt, des Profits wegen, ist der Skandal perfekt. Zumal auch mit allen möglichen Mitteln versucht wird, eine Aufklärung zu verhindern.

Wobei Regisseur Pierre Jolivet, der zusammen mit Léraud das Drehbuch geschrieben hat, an mehreren Stellen darum bemüht ist, nicht völlig auf Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu setzen. So hat die lokale Landwirtschaft mit internationaler Konkurrenz zu kämpfen und muss zudem mit immer mehr Regeln und Vorschriften arbeiten. Für viele der kleineren Höfe sind existenzielle Nöte die Norm, entsprechend allergisch reagiert man darauf, wenn die Journalistin und der Aktivist noch mehr Ärger verursachen. An der Stelle wäre eine weitergehende Auseinandersetzung schön gewesen. Auch dramaturgisch ist Les algues vertes nicht so wirklich ambitioniert, das verläuft schon sehr nach normierten Bahnen, was den Film zwischendurch recht austauschbar macht. Wer in der Hinsicht keine größeren Ansprüche hat, findet aber ein Drama mit leichten Thrillerelementen, das ein wichtiges Thema anpackt und zudem durch das ländliche Setting visuell einiges bietet.

Credits

OT: „Les algues vertes“
IT: „Green Tide“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2023
Regie: Pierre Jolivet
Drehbuch: Inès Léraud, Pierre Jolivet
Vorlage: Inès Léraud, Pierre Van Hove
Musik: Adrien Jolivet
Kamera: Olivier Boon Jing
Besetzung: Céline Sallette, Nina Meurisse, Jonathan Lambert, Julie Ferrier, Pasquale D’Inca, Clémentine Poidatz

Trailer

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Les algues vertes
fazit
„Les algues vertes“ erzählt, auf einer wahren Geschichte basierend, wie eine Journalistin einen Umweltskandal aufdeckt. Das Thema ist wichtig, die schauspielerische Leistung passt auch. Man darf sich nur nicht daran stören, dass das Drama mit Thrillerelementen dramaturgisch nicht sehr einfallsreich ist.
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