Es läuft nicht so wirklich im Leben von Kristin (Toni Collette). Bei der Arbeit in einem Kosmetikunternehmen wird sie nicht ernstgenommen, ihr Sohn hat das Haus verlassen, um am College zu studieren. Und dann muss sie auch noch schockiert feststellen, dass ihr Mann sie betrügt. Da erhält sie einen überraschenden Anruf aus Italien und erfährt, dass ihr Großvater gestorben ist. Zwar hat sie diesen nicht gekannt, weshalb sich ihre Trauer in Grenzen hält. Dass sie dessen Alleinerbin ist, erfreut sie umso mehr, gibt ihr das doch die Gelegenheit, endlich einmal wegzukommen und etwas Neues zu erleben – zumal sie ohnehin immer nach Italien wollte. Tatsächlich scheint ihr Traum in Erfüllung zu gehen, vor allem als sie auch noch dem attraktiven Lorenzo (Giulio Corso) über den Weg läuft. Kompliziert wird es jedoch, als sie von der Anwältin Bianca (Monica Bellucci) erfährt, dass ihr Großvater in Wahrheit ein Mafia-Boss war und sie diesem nachfolgen soll …
Öfter mal nichts Neues
Es ist ein in Filmen immer wieder gern verwendetes Szenario: Zu Beginn muss eine Frau feststellen, dass ihr Partner sie betrogen hat, was für sie zum Anlass wird, ihr Leben zu hinterfragen und noch einmal etwas Neues zu wagen. In den letzten Jahren kam dieses Szenario bei Best-Ager-Komödien zum Einsatz (Tanz ins Leben, Britt-Marie war hier), diversen Herzkino-Dramen und natürlich unzähligen RomComs. Manchmal geht es im Anschluss um Selbstverwirklichung, manchmal um eine neue Liebe. Oft um eine Kombination aus beidem. In eine ganz ähnliche Richtung scheint zunächst Mafia Mamma zu gehen, wenn auch hier die Protagonistin zum Einstieg feststellen muss, dass der Göttergatte in Wahrheit eine betrügerische Ratte ist. Doch danach geht es etwas anders weiter.
Genauer erzählt der Film über weite Strecken, wie ein von Grund auf netter und unbescholtener Mensch auf einmal das Oberhaupt eines Mafia-Clans sein soll und für diese Aufgabe natürlich nicht vorbereitet ist. Auch das greift auf ein bewährtes Szenario zurück. Dass irgendwelche Normalos in brenzlige Situationen geraten, mit denen sie zunächst heillos überfordert sind, ist sowohl in Komödien wie auch Thrillern ein beliebtes Motiv. Was so oft funktioniert hat, sollte eigentlich auch hier funktionieren. Da Mafia Mamma zudem Toni Collette für die Hauptrolle gewinnen konnte, die zuvor sowohl bei düsteren wie komödiantischen vielfach überzeugte, klang das insgesamt eigentlich vielversprechend. Was soll bei so viel Bewährtem noch schiefgehen?
Extreme Schwankung mit enttäuschendem Ergebnis
Einiges, wie sich bald herausstellt. Ein Problem ist, dass der Film sich nie wirklich dazu durchreißen kann, was er denn nun sein soll. Die besagten bewährten Elemente werden einfach zusammengeworfen, in der Erwartung, dass das Ergebnis schon irgendwie passen wird. Stattdessen kommt es zu extremen tonalen Schwankungen, wenn explizite Brutalität auf Blödelhumor und Selbstverwirklichungsaufmunterung treffen. Irritierend ist dabei, wie die Protagonistin geradezu unnatürlich nett und nachgiebig sein soll, in anderen Szenen von Mafia Mamma aber zu grotesker Gewalt neigt. Regisseurin Catherine Hardwicke (Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen) schafft es dabei nicht, das irgendwie zusammenzuführen und mehr als loses Stückwerk daraus zu machen.
Das Schlimmste ist aber, dass der Film nur sehr begrenzt Spaß macht. Die diversen Mängel ließen sich vermutlich verschmerzen, wenn denn die Witze wenigstens überzeugen würden. Doch die Art und Weise, wie Kristin durch das Mafia-Leben stolpert, ist in erster Linie anstrengend. Selbst das große Talent von Toni Collette reicht nicht aus, um aus dieser Ansammlung von Nichtigkeiten wirkliche Unterhaltung zu machen. Immerhin, spielfreudig ist das Ensemble. Außerdem kann Mafia Mamma mit schönen Aufnahmen locken, wenn der Midlife-Crisis-Überlebenskampf vor Urlaubszenerien stattfindet. Das allein reicht aber nicht aus, um die enttäuschende Komödie zu retten.
OT: „Mafia Mamma“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Catherine Hardwicke
Drehbuch: Michael J. Feldman, Debbie Jhoon
Musik: Alex Heffes
Kamera: Patrick Murguia
Besetzung: Toni Collette, Monica Bellucci, Sophia Nomvete, Eduardo Scarpetta, Alfonso Perugini, Francesco Mastroianni, Giulio Corso, Dora Romano
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