Als der Privatdetektiv Philip Marlowe (Liam Neeson) 1939 von Clare Cavendish (Diane Kruger) engagiert wird, um ihren verschwundenen Liebhaber Nico Peterson (François Arnaud) zu finden, scheint der Fall abgeschlossen zu sein, noch bevor er mit der Suche wirklich anfangen konnte. Schließlich ist Peterson bereits tot, gestorben während eines tragischen Autounfalls. Auch der Polizist Joe Green (Ian Hart) winkt ab, die Fragen sind alle geklärt. Oder etwas doch nicht? Als sich Hinweise häufen, dass es sich bei dem Toten nicht um den Gesuchten handelt, intensiviert Marlowe seine Bemühungen. Dabei lernt er nicht nur den Filmstar Dorothy Quincannon (Jessica Lange) kennen, die Mutter von Cavendish. Er begegnet zudem einer Reihe schlagkräftiger Männer, die kein Interesse daran haben, dass er seine Nase in alles Mögliche hineinsteckt …
Rückkehr eines legendären Detektivs
Auch wenn der 1939 erstmals in Erscheinung getretene Philip Marlowe nicht ganz den Bekanntheitsgrad etwa von Sherlock Holmes oder Hercule Poirot erreichte, gehört der Privatdetektiv doch sicherlich zu den großen Namen der Kriminalgeschichte. Das liegt nicht nur an den zahlreichen Kurzgeschichten und Romanen von Raymond Chandler, dem Erfinder Marlowes. Auch die diversen Verfilmungen wie Tote schlafen fest (1946) und Fahr zur Hölle, Liebling (1975) haben zu dem Ruhm der Figur beigetragen. Wobei die Phase, in der die Geschichten adaptiert wurden, schon lange zurückliegt. Tatsächlich verging ein knappes Vierteljahrhundert, bis sich mal wieder jemand an einen neuen Film wagte. Dabei basiert dieser nicht auf den ursprünglichen Werken von Marlowe, sondern dem 2014 veröffentlichten Roman Die Blonde mit den schwarzen Augen von Benjamin Black.
Wer deshalb meint, dass die Ikone des klassischen Kriminalromans in die Moderne versetzt würde, der sieht sich jedoch getäuscht. Zumindest im Hinblick auf das Setting setzt Regisseur und Co-Autor Neil Jordan (Interview mit einem Vampir) auf Tradition. Schwarzweiß ist der Film natürlich nicht, ganz so weit wollte man dann doch nicht gehen. Aber man kostete das 1930er-Jahre Szenario schon ziemlich aus und beschwört eine vergangene Epoche herauf. Die ist auch sehenswert, Marlowe gefällt durch schöne Kulissen und Kostüme. Vor allem die Ausflüge ins alte Hollywood sind ziemlich atmosphärisch geworden. Man kann hier ganz gut schwelgen. Zurücklehnen und bewundern ist da angesagt, während der Detektiv versucht, die diversen Geheimnisse zu lüften und die Leute zu überführen.
Nicht wirklich spannend
Dabei lässt er sich gut Zeit, man darf es bei dem Film nicht eilig haben. Ebenso sollte man seine Ansprüche im Hinblick auf die Handlung eher gering halten. Da ist zwar eine frühe Actionsequenz. Auch später wird Marlowe in Gefahr sein, wenn er sich mit den falschen Leuten anlegt. Richtig nervenaufreibend wird es dabei aber nicht, trotz eines brutalen Mordes. Der Fall selbst ist ebenfalls nicht gerade spannend. Ein paar Verwicklungen und Wendungen sind zwar vorhanden, wenn aus der einfachen Suche nach einem Vermissten etwas viel Größeres wird. Das reicht aber nicht aus, um einen wirklich die komplette Laufzeit zu fesseln, im weiteren Verlauf wird es schon recht zäh.
Damit ist Marlowe neben Maigret das zweite enttäuschende Revival eines alten Krimi-Helden. Im direkten Vergleich hat der französische Anlauf dabei aber die Nase vorn. Das liegt maßgeblich an der Besetzung. Zwar ist Liam Neeson, der in den letzten Jahren vor allem actionreiche Thriller wie The Marksman – Der Scharfschütze, Memory – Sein letzter Auftrag und Retribution gedreht hat, recht solide. Aber Gérard Depardieu war bei seiner Interpretation doch deutlich interessanter, brachte eine Tiefe mit, die Neeson hier fehlt. Unterhaltsamer ist da schon Jessica Lange als Diva, selbst wenn ihre Rolle – wie so manche in dem Film – nicht wirklich relevant ist. Auch das trägt zu dem durchwachsenen Eindruck bei, man hat hier das Gefühl, dass willkürlich irgendwas zusammengeworfen wurde, ohne ein richtiges Konzept zu haben.
OT: „Marlowe“
Land: USA, Irland, Spanien, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: William Monahan, Neil Jordan
Vorlage: Benjamin Black
Musik: David Holmes
Kamera: Xavi Giménez
Besetzung: Liam Neeson, Diane Kruger, Jessica Lange, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Ian Hart, Colm Meaney, Daniela Melchior, François Arnaud
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