Das Prospero-Projekt steht kurz vor einem gewaltigen Durchbruch, der es erlauben würde, das Wetter nach Belieben zu verändern. Umso beunruhigender ist, dass jemand dieses zu sabotieren versucht. Und so beauftragt Mutter (Jim Broadbent) vom britischen Geheimdienst den Agenten John Steed (Ralph Fiennes) damit, die Sache aufzuklären. Ihm zur Seite gestellt wird dabei Dr. Emma Peel (Uma Thurman), die nicht nur selbst Meteorologin ist und an diesem Projekt arbeitet. Sie wurde auch am Tatort gesehen, was sie trotz der Videoaufnahmen vehement bestreitet. Gemeinsam gehen sie der Sache nach und kommen dabei Sir August de Wynter (Sean Connery) auf die Spur, der selbst am Wetter forscht und einen heimtückischen Plan verfolgt …
Katastrophales Remake der Kultserie
Dass beliebte Serien irgendwann auch mal Filmversionen abbekommen, ist kein seltenes Phänomen. Es gibt auch eine Reihe von Beispielen dafür, wie lukrativ das sein kann. Ob nun Mission: Impossible (1996), 3 Engel für Charlie (2000) oder Sex and the City (2008), sie brachte alle so viel ein, dass es sogar für mehrere Filme reichte. Ob auch Mit Schirm, Charme und Melone als Filmreihe konzipiert war, ist nicht bekannt. Nach dem desaströsen Start war dies aber ohnehin keine Option mehr. Nicht nur, dass die Einspielergebnisse gerade mal 55 Millionen US-Dollar betrugen, was nicht einmal die Produktionskosten waren, die 5 Millionen höher waren. Die Kritiken waren zudem verheerend, immer mal wieder ist der Film im Rennen, wenn es um das Bestimmen des schlechtesten Films aller Zeiten geht. Dass der Streifen nichts taugt, wusste sogar das dazugehörige Studio, welches darauf verzichtete, der Presse den Film vorab zu zeigen.
Damit bestätigte sich die Skepsis, welche man im Vorfeld schon haben durfte. Anders als die obigen erfolgreichen Serienverfilmungen war die hier zugrundeliegende Vorlage einfach zu sehr ein Produkt ihrer Zeit. Die von 1961 bis 1969 laufende Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone ist eines der Symbole schlechthin für die Swinging Sixties. Nimmt man die damit verbundene Ästhetik und das Zeitgefühl weg, kann zwar noch immer ein guter Film entstehen. Nur eben keiner, der so ganz zum Original passt. Wobei die größeren Probleme woanders liegen. Ganz weit oben stehen die Figuren, schließlich lebte die Kultsendung maßgeblich davon. Zwar grub man für das Remake die beiden bekanntesten wieder aus, neben dem Geheimagenten John Steed war das die schlagfertige Amateurin Emma Peel, die zwar nur in zwei der sechs Staffeln auftrat, aber die mit Abstand populärste Figur war. Die bekannten Namen bringen aber wenig, wenn man die dazugehörige Figur kaum wiedererkennt.
Am Original vorbeigedreht
Ralph Fiennes hat da noch den überzeugenderen Auftritt. Er ist zwar nicht der verschmitzt-joviale Lebensmann, wie ihn Patrick Macnee seinerzeit spielte, sondern legt ihn versnobter an. Dafür macht Fiennes, der 1998 rund zehn Jahre jünger war als sein Vorgänger seinerzeit, bei den Actionszenen eine bessere Figur. Dass er nicht ganz so negativ auffällt, liegt aber auch an der Besetzung von Emma Peel durch Uma Thurman, die komplett danebengegangen ist. Warum man unbedingt eine US-Amerikanerin für die Rolle der britischen Heldin nehmen musste, wird nie klar. Vor allem aber drängt sich der Eindruck auf, dass die Schauspielerin Mit Schirm, Charme und Melone nie gesehen hat – oder einfach nicht verstanden. Bei ihr wird aus der Ikone eine langweilige Eiskönigin, die zwischendurch auch richtig verzweifelt sein darf. Beides gab es bei Diana Rigg nicht. Vor allem das komplett fehlende Charisma schockiert.
Und als wären diese Punkte nicht schon schlimm genug, ist da auch noch die Geschichte. Grundsätzlich passt die Figur eines irren Wettermachers gut in das Konzept der Serie, bei der andauernd irgendwelche Verrückte mit großen Plänen herumliefen. Tatsächlich gab es auch in der Folge H2O – tödliches Nass aus der vierten Staffel eine Wettermaschine. Nur ist der Film geradezu legendär dafür, überhaupt keinen Sinn zu ergeben. Hintergrund ist, dass die Testvorführungen so katastrophal gewesen sein müssen, dass man ein knappes Viertel einfach herausschnitt. In Folge werden in Mit Schirm, Charme und Melone so viele Zwischenschritte übersprungen, bis keine funktionierende Geschichte mehr übrigbleibt. Da geschieht dann zwar ständig etwas, aber oft völlig ohne Zusammenhang oder Überleitung. Zumal die mit mäßigen Spezialeffekten vollgestopften Actionszenen auch nicht zur Serie passten, die aufgrund eines geringen Budgets oft mit minimalen Mitteln arbeitete.
Kurioses Gipfeltreffen der Ikonen
Das bedeutet dann nicht, dass wirklich alles an dem Film schlecht ist. So ist die Eingangssequenz ganz amüsant, wenn Steed sich gegen diverse Angreifer wehren muss. Auch der Einfall, dass sich die fiesen Verschwörer als riesige Teddybären verkleiden, passt zum Ton der Serie. Außerdem ist es irgendwie nett, dass man Sean Connery für den Antagonisten gewinnen konnte. Nachdem die drei bekanntesten Schauspieltalente aus Mit Schirm, Charme und Melone bei den James Bond Filmen aufgetreten waren – Honor Blackman in Goldfinger (1964), Diana Rigg in Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969) und Patrick Macnee in Im Angesicht des Todes (1985) –, sollte nun der Ur-Bond bei den Kollegen und Kolleginnen mitmischen. Schließlich waren die Serie und die Bond-Filme in den 1960ern ein unschlagbares Tandem, was britische Geheimagenten-Geschichten angeht. Umso bedauerlicher ist, dass das Gipfeltreffen der Ikonen so schwach ausgefallen ist. Es ist noch kurios genug, damit man sich den Film einmal anschauen kann. Das war es aber auch schon.
OT: „The Avengers“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Jeremiah S. Chechik
Drehbuch: Roger Pratt
Musik: Joel McNeely
Kamera: Roger Pratt
Besetzung: Ralph Fiennes, Uma Thurman, Sean Connery, Jim Broadbent, Fiona Shaw, Eddie Izzard, Eileen Atkins
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goldene Himbeere | 1999 | Schlechtester Film | Nominiert | |
Schlechteste Regie | Jeremiah S. Chechik | Nominiert | ||
Schlechtester Hauptdarsteller | Ralph Fiennes | Nominiert | ||
Schlechteste Hauptdarstellerin | Uma Thurman | Nominiert | ||
Schlechtester Nebendarsteller | Sean Connery | Nominiert | ||
Schlechtestes Duo | Ralph Fiennes, Uma Thurman | Nominiert | ||
Schlechtestes Drehbuch | Roger Pratt | Nominiert | ||
Schlechtester Song | Bruce Woolley, Chris Elliott, Marius De Vries | Nominiert | ||
Schlechtestes Remake | Sieg |
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