De noche los gatos son pardos Nachtkatzen
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Nachtkatzen

De noche los gatos son pardos Nachtkatzen
„Nachtkatzen“ // Deutschland-Start: 3. August 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Valentin (Valentin Merz) will einen Film drehen. Aber nicht irgendeinen Film: künstlerisch wertvoll soll er sein, dabei auch authentisch. Und vor allem erotisch, geht es darin doch um Fetische und das Ausleben von Begierden. Also begibt er sich mit seiner Crew in eine abgelegene Gegend, ein Bauernhof ist in der Nähe, ein Dorf. Dort werden sie drehen, mehrere Tage, so lange es eben dauert. Nicht immer kommen sie dabei gut voran, Meinungsverschiedenheiten stellen sich ein. Aber man arbeitet zusammen. Bis zu dem Tag, an dem Valentins Leiche gefunden wird. Offensichtlich wurde der Regisseur ermordet. Doch von wem? Und wieso ist die Leiche kurze Zeit drauf bereits wieder verschwunden?

Ein Film jenseits der Grenzen

Das Locarno Film Festival ist doch immer wieder ein dankbarer Ort, um ungewöhnlichere Filme zu entdecken. So feierte dort letztes Jahr Medusa Deluxe Premiere, ein Echtzeit-Friseurwettbwerb-Murder-Mystery-Laufsimulator. Und auch Candy Land war recht eigenwillig, vermischte eine Raststätten-Prostitution-Milieuporträt mit einem deftigen Slasher. Während man bei den beiden Filmen aber zumindest noch einzelne Genrebestandteile klar benennen konnte, die auf originelle Weise miteinander vermischt wurden, klappt das bei Nachkatzen mit den Schubladen überhaupt nicht. Klar kann man Drama dazu sagen, wie zu fast allem. Aber auch Krimi, Fantasy, Mystery und Erotik findet man als Genrebezeichnung. Doch so viele Schlagwörter man auch aufbringt, irgendwie scheint nichts davon auch nur in die Nähe von dem zu gehen, worauf sich das Publikum einstellen muss.

Es ist auch im Nachhinein sehr schwierig, eine passende Zusammenfassung und Einordnung zu geben, was genau dieser Film ist und sein sollte. Das wiederum ist sicherlich gewollt. Regisseur und Drehbuchautor Valentin Merz, der in dem Film auch den gleichnamigen Regisseur spielt, wählt einen sehr experimentellen Zugang, bei dem alles mal ausprobiert werden darf. Das betrifft die Arbeit vor wie hinter der Kamera. Wobei die Unterscheidung der beiden Tätigkeitsfelder ohnehin nicht viel bringt. Die Grenzen zwischen dem Film und dem Film im Film sind sehr fließend, man weiß zwischendurch gar nicht mehr, was gerade wofür geschieht. Hinzu kommt, dass die Protagonisten und Protagonistinnen in Nachtkatzen die Namen der jeweils Darstellenden tragen, wohl also fiktionalisierte Fassungen von sich selbst spielen. Auch da wird offen gelassen, wo die Grenzen verlaufen – und ob es welche gibt.

Ein Labyrinth voller Widersprüche

Wenn Filme bewusst vage bleiben, bedeutet das natürlich immer eine Herausforderung. Umso mehr, da hier auf der Handlungsseite nicht viel geboten wird. Ohne großen Zusammenhang sehen wir gerade in der ersten Hälfte Szenen aus dem Alltag der Crew, die sich mal mit der Arbeit beschäftigen, mal mit dem Leben außerhalb. Anders als aber etwa X, wo die Arbeit an einem Porno zunehmend blutig wird, gibt es in Nachtkatzen keine konkrete Entwicklung. Ein leises Gefühl der Bedrohung existiert, selbst vor dem Fund der Leiche. Da dieses aber wie so vieles hier nicht richtig fassbar ist, kann man kaum sagen, ob das nun real oder eingebildet ist. Letzteres trifft in der späteren Hälfte noch verstärkt zu, wenn die Leiche auftaucht – und wieder verschwindet.

Elemente des Krimis treten an der Stelle etwas stärker in den Vordergrund, wenn die Frage nach dem Mord an Valentin aufkommt. Wenig überraschend wird diese aber gar nicht beantwortet. Stattdessen setzen Merz und sein Team die Grenzwanderungen fort, befinden sich dann beispielsweise plötzlich auch in Mexiko, ohne dass man wirklich wüsste warum. Wer gern grübelt, spekuliert und vor allem interpretiert, der bekommt in Nachtkatzen also schon eine ganze Menge zu tun. Definitiv vorausgesetzt wird dabei jedoch eine Offenheit, thematisch wie formal. Ansonsten droht man schnell, in diesem sonderbaren filmischen Labyrinth verlorenzugehen, welches gleichermaßen Frust und Faszination bereithält, hochspannend und langweilig zugleich sein kann.

Credits

OT: „De noche los gatos son pardos“
Land: Schweiz
Jahr: 2022
Regie: Valentin Merz
Drehbuch: Valentin Merz
Kamera: Robin Mognetti
Besetzung: Robin Mognetti, Valentin Merz, Jean-Charles de Quillacq, Dogartzi Magunagoicoechea, Maxi Schmitz, Natalia Portnoy, Candida Sanchez, Andoni De la Cruz

Bilder

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Nachtkatzen
fazit
„Nachtkatzen“ begleitet eine Filmcrew, die einen erotischen Film drehen will – bis der Regisseur plötzlich tot ist. Das erinnert inhaltlich etwas an „X“ und könnte doch unterschiedlicher nicht sein. Genregrenzen werden aufgelöst, der Film und der Film im Film verschwimmen, bis man in dem gleichermaßen faszinierenden wie frustrierenden Labyrinth völlig verloren geht.
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