Es ist ein furchtbarer Anblick, der sich dem Polizeitrio Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul), Frank Weller (Christian Erdmann) und Rupert (Barnaby Metschurat) da bietet: die mumifizierte Leiche einer jungen Frau, die bei lebendigem Leib in einem Keller eingemauert wurde. Doch wer könnte eine solche grausame Tat nur begangen haben? Kurze Zeit später liegt bereits ein neuer Fall für sie auf dem Tisch, als Judith Harmsen (Frida-Lovisa Hamann) vermisst gemeldet wird. Eine erste Spur führt die drei zu einer von Manfred Kohl (Jan Georg Schütte) geleiteten Freikirche, die sich selbst Sonnenanbeter nennt. Denn dort soll sie zuletzt mehrfach gesehen worden sein. Da werden sie von SOKO-Ermittler Wolfgang Huberkran (Stephan Zinner) kontaktiert, der von weiteren Fällen solcher Maurer-Tode weiß …
Ein echtes Horror-Szenario
Die Ostfrieslandkrimis mögen nicht die Produktivität aufweisen, wie sie bei anderen ZDF-Krimireihen zu sehen ist. Während etwa Marie Brand, Wilsberg oder Ein starkes Team irgendwie dauernd neue Teile ausstrahlen, muss man hier etwas länger warten. Meistens ist es nur ein Film pro Jahr. Der Beliebtheit tat das aber keinen Abbruch. So wird die 2017 mit Ostfriesenkiller gestartete Reihe im Schnitt von sechs bis sieben Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen gesehen. So auch bei Ostfriesensünde, das 2019 als dritter Teil der Reihe an den Start ging und jenseits der sieben-Millionen-Marke endete. Und das trotz bescheidener Kritiken, viele zeigten sich von dem Film enttäuscht und empfanden ihn als deutlichen Rückschritt im Vergleich zu den ersten zwei Teilen.
Dabei weicht er kaum von dem Schema ab, das die beiden Vorgänger etabliert hatte. So hadert beispielsweise Ann Kathrin Klaasen noch immer mit dem Tod ihres Vaters, mit dessen Vision sie sich auch regelmäßig zum aktuellen Fall beratschlagt. Überhaupt fällt sie durch eher unorthodoxe Ermittlungsmethoden auf, wenn sie sich früh selbst einmauern lässt, um besser verstehen zu können, warum jemand das machen sollte. Seine Opfer lebendig einzumauern, ist natürlich eine besonders grausame Mordmethode. Das verleiht Ostfriesensünde eine deutliche Horroranmutung, welche beim Publikum besonderen Schauer auslösen soll. Dass jemand mehrere Morde in Folge begeht, ist im Krimiumfeld zwar keine Seltenheit, viele Genrevertreter arbeiten damit. Aber so? Das hat Seltenheitswert.
Kaum erwähnenswert
Ansonsten ist der Film leider kaum erwähnenswert. Das fängt schon damit an, dass er mit seinen eigenen Hauptfiguren nicht viel anzufangen weiß. Klaasen wird oft auf ihre traumatische Vergangenheit reduziert, was in Krimis immer die billigste Methode einer Charakterisierung darstellt. Weller hat eine nennenswerte Szene, bei der er mit dem Sohn seiner Partnerin aneinandergerät. Ansonsten bleibt auch er blass. Rupert ist da schon verhaltensauffälliger. Doch während er in anderen Teilen, zuletzt etwa Ostfriesenfeuer Humor in die Geschichte bringen darf, bleibt er hier nur als rüpelhafter Wüterich in Erinnerung. Das funktioniert zwar als Kontrast zu den anderen, nervt aber auch relativ bald. Von den übrigen Figuren darf man ohnehin nichts erwarten, die sind immer nur ein Mittel zum Zweck.
Wenn wenigstens der Fall an sich spannend wäre. Doch auch in der Hinsicht enttäuscht die Adaption von Klaus-Peter Wolfs gleichnamigen Roman. Da werden lauter Klischees aneinandergereiht auf der Suche nach dem Mörder. Die Auflösung kommt dafür ziemlich aus dem Nichts. Natürlich soll das Publikum bei Krimis am Ende überrascht werden, wer es denn gewesen ist. Gute Krimis bereiten diese Auflösung aber auch vor, geben vorher Hinweise, damit man selbst Theorien anstellen kann. Bei Ostfriesensünde wird das Ergebnis hingegen einfach nur aus dem Hut gezogen und ist entsprechend willkürlich. Schade um das stimmungsvolle Setting, das an einen gleichermaßen langweiligen wie an den Haaren herbeigezogenen Krimi verschwendet wurde.
OT: „Ostfriesensünde“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Rick Ostermann
Drehbuch: Florian Schumacher
Vorlage: Klaus-Peter Wolf
Musik: Stefan Will
Kamera: Frank Küpper
Besetzung: Christiane Paul, Christian Erdmann, Barnaby Metschurat, Kai Maertens, Stephan Zinner, Constantin von Jascheroff, Judith Engel, Frida-Lovisa Hamann, Jörg Pose, Jan Georg Schütte, Jan-Peter Kampwirth
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