In einer wohl nicht all zu fernen Zukunft hat Amerika eine Lösung in seiner Einwanderungspolitik gefunden. Zahlreiche künstliche Intelligenzen haben die Jobs der mexikanischen Immigranten übernommen, sodass diese in ihr Heimatland zurückgeschickt werden konnten. Auch den Bau einer Mauer an der Grenze zum Nachbarn konnte so endlich finalisiert werden. Inmitten dieser neu geschaffenen Utopie nutzen Elaine (Shailene Woodley) und Charles (Jack Whitehall) unabhängig voneinander Klone, um krumme Dinger zu drehen. Während der Sohn eines Immobilienmaklers seinen Roboter C2 dazu nutzt Frauen zu umwerben, damit er anschließend nur noch mit ihnen schlafen braucht, benutzt Elaine ihren Klon E2 dazu, um Männern mit sexuellen Gefälligkeiten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Alles läuft perfekt – doch als die beiden Betrüger eines Tages aufeinandertreffen, nimmt ihr scheinbar einfaches Leben eine ungeahnte Wendung.
Vielversprechender Anfang
Was sich zunächst anhört wie ein clever geschriebener Indie-Hit gespickt mit schwarzem Humor und Absurditäten à la Yorgos Lanthimos oder wie eine neue Episode der Erfolgsserie Black Mirror über die Tücken von künstlicher Intelligenz, gestaltet sich auch in den ersten Minuten genauso. So wird vor allem zu Beginn deutlich, dass sich Film und Drehbuch nicht zu ernst nehmen können. Zu skurril ist der kurze Abriss der dem Film vorangegangenen Vorgeschichte über die schnelle Lösung, die man in Bezug auf Amerikas Einwanderungsproblematiken gefunden hat. Im Kern ernste Themen werden hier von fröhlicher Musik konterkariert und die Figuren haben alle verdächtig gute Laune. Die Charaktere wirken so zufrieden mit ihrer eigenen verrückten Wirklichkeit, dass man vorm heimischen Bildschirm das Gezeigte zunächst einmal nicht hinterfragt und ähnlich wie bei Lanthimos Filmen die Absurdität akzeptiert.
Eine Talfahrt in die Absehbarkeit
Doch was so vielversprechend beginnt, ebbt schneller in eine generische Verwechslungskomödie ab, als man gucken kann. Das liegt vor allem daran, dass Plot und Story schon nach wenigen Szenen für den geübten Cineasten oder die geübte Cineastin deutlich erkennbar sind. Charles lernt gerne Frauen kennen, überbrückt dann lästige Dates mit seinem Roboterklon, um beim entscheidenden Date dann wieder selbst mit ihr zu schlafen. Elaine wiederum ist nur auf das Geld von reichen Männern aus und lässt ihre Doppelgängerin Sex mit den Geldgebern haben, damit ihr diese noch mehr Taschen, Uhren und Schmuck spendieren. So verwerflich das Verhalten der beiden Hauptcharaktere ist, so beschränkt sich bei Robots die Zeichnung von Männlichkeit und Weiblichkeit ebenfalls auf ein primitives Mindeste.
Als die beiden Betrüger dann aufeinander treffen kommt es natürlich, wie es kommen muss. Durch einen dummen Zufall bestreiten die beiden Roboter das entscheidende Date, weshalb sie sich entschließend gemeinsam durchzubrennen. Charles und Elaine wiederum müssen sich nun trotz aller Differenzen zusammenraufen, um ihre Klone einzufangen. Wie diese Geschichte endet, ist dabei an jeder Stelle mehr als absehbar und lässt nie Raum für große Überraschungen.
Es fehlt an allen Ecken und Kanten
Diese unkreative Erzählweise wird dann zusätzlich noch durch weitere durchaus vermeidbare Problematiken verstärkt. So leiden viele Szenen immer wieder unter der Nicht-Beachtung von „Show! Don’t tell.“ Wenn es zum Beispiel seit der Erfindung der Roboter große Gefahren gibt, die das Betreiben eines identischen Klons mit sich bringt, so kann das nur zu einer immersiven und überzeugenden Filmwelt beitragen, wenn dies auch eindrucksvoll gezeigt wird. Die bloße Erzählung eines Charakters erscheint im Vergleich dazu schlicht öde und langweilig.
Auch fallen die beiden Hauptdarsteller Shaileen Woodley und Jack Whitehall größtenteils eher negativ auf. Vielleicht mag es auch am schlechten Drehbuch liegen, jedoch ist das Schauspiel der beiden schlichtweg zu hölzern. Bei der Verkörperung ihrer künstlichen Klone hat das zwar noch einen gewissen Charme, doch spätestens, wenn sich Schauspiel von Doppelgänger und echtem Mensch nicht mehr unterscheiden, bekommt der Film ein ganz grundlegendes Problem – wobei ausgebildete Schauspieler*innen ja in der Lage sein sollten, ihre Rollen voneinander abzuheben. Einzelne kurze, schöne Momente, die der Film durchaus hat und bei denen auch das Schauspiel funktioniert, können da über den Gesamteindruck nicht mehr hinwegtäuschen.
OT: „Robots“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Anthony Hines, Casper Christensen
Drehbuch: Anthony Hines, Casper Christensen
Musik: Magnus Fiennes
Kamera: Luke Geissbuhler
Besetzung: Shailene Woodley, Jack Whitehall, Paul Rust, Nicholas Rutherford, Paul Jurewicz
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