Eigentlich entstammt die Familie von Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez) der Mittelschicht. Davon merkt er inzwischen aber nur noch wenig: Seitdem seine Mutter Ellen Claremont (Uma Thurman) Präsidentin der USA geworden ist, besteht sein Leben aus lauter Pflichten, auf die er keine Lust hat. Darunter ist auch die, nach England zu fliegen und eine Hochzeit des Königshauses zu besuchen. Dabei läuft er auch Prinz Henry (Nicholas Galitzine) über den Weg, worauf er gern verzichtet hätte. Das gilt auch umgekehrt, die beiden jungen Männer versuchen nicht einmal, ihre gegenseitige Ablehnung zu verbergen. Als es dabei zu einem Eklat kommt, eine zerstörte Torte inklusive, sind das Weiße Haus und das Königshaus auf Schadensbegrenzung bemüht. Ein gemeinsames Interview soll die Wogen glätten und für Ruhe sorgen. Doch dabei kommen sich Alex und Henry unerwartet näher und entdecken ihre Gefühle füreinander …
Auf dem Thron der Liebe
Sie besetzen innerhalb des Genres der Romanze eine feste Nische: Geschichten um Adlige, gern aus irgendwelchen Königshäusern. Da geht es dann um Leute aus dem einfachen Volk, die es aus verschiedensten Gründen an den Hof verschlägt, siehe etwa die Trilogien Prinzessinnentausch und A Christmas Prince. Bei anderen geht es darum, wie das blaue Blut selbst mit der Liebe hadert. Beispiele dafür waren dieses Jahr Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte und Royalteen: Prinzessin Margrethe. Vor allem Netflix hat das Potenzial solcher Geschichten erkannt, alle vier Beispiele stammen von dem Streamingdienst. Dem wollte man bei Amazon Prime Video wohl nicht länger tatenlos zusehen und schickt mit Royal Blue einen eigenen Thronanwärter ins Rennen.
Dabei setzte man auf große Namen. Das fängt schon bei der Quelle an: Die Vorlage liefert der 2019 veröffentlichte Roman Red, White & Royal Blue von Casey McQuiston, der es seinerzeit immerhin auf die New York Times Bestsellerliste geschafft hat. Auch bei der Besetzung sind ein paar bekanntere Namen dabei, wenngleich die eher bei den Nebenrollen zu finden sind. Stattdessen stehen die beiden Nachwuchsdarsteller Taylor Zakhar Perez (1UP) und Nicholas Galitzine (Blumhouse’s Der Hexenclub, Purple Hearts) im Mittelpunkt. Beide sind ohne jeden Zweifel attraktiv, sowohl für sich genommen wie auch als Paar. Grundsätzlich stimmt die Chemie auch bei den beiden, weshalb ein in dieser Hinsicht empfängliches Publikum viel Anlass zum Schwärmen und Träumen bekommt.
Ungewöhnliche Konstellation, austauschbarer Film
Das ändert aber nichts daran, dass der Film letztendlich nicht so wahnsinnig viel zu erzählen hat. So sind die Figuren ebenso austauschbar wie die Geschichte selbst. Natürlich ist es schon außergewöhnlich, wenn der Sohn der Präsidentin und der Prinz ein Liebespaar werden. Ansonsten folgt Royal Blue aber dem typischen Ablauf solcher romantischen Komödien. Wenn sich die zwei anfangs in die Haare bekommen und sich darum streiten, wer von beiden der größere ist, weiß man bereits, dass die beiden füreinander bestimmt sind, auch wenn sie das selbst nicht wissen. Dafür braucht es dann auch nicht viel. Innerhalb weniger Minuten Laufzeiten sind aus Kontrahenten zwei Leute geworden, die sich begehren, danach ist von der großen Liebe die Rede. Auch das darf einen zum Träumen bringen – oder zum Augenrollen, wenn man es sich mal wieder besonders einfach macht.
Aber mit Realismus hat es der Film sowieso nicht wirklich. Natürlich ist es schon nett, wenn man sich für mehr Repräsentation und Selbstverwirklichung ausspricht. Warum sollten die beiden jungen Männer kein Paar sein dürfen, wenn sie das wollen? Mit dem Alltag tatsächlicher Menschen hat diese Blase, in der beide aufwachsen, aber wenig zu tun. Anstatt sich wirklich mit den Themen zu beschäftigen, werden dann klebrig-kitschige Dialoge auf den Bildschirm geschmiert, werden Konventionen angeprangert, obwohl der Film selbst lauter Konventionen bedient. Die Lösungen sind alle ganz einfach, auch wenn vorher die Welt untergeht. Wenn die demokratische Präsidentin ihre Wiederwahl ausgerechnet durch einen Sieg in Texas sichern will, begeben wir uns endgültig ins Reich der Fantasie.
Das muss einen nicht stören. Wer Lust hat auf ein romantisches Märchen, das so tut, als würde es in unserer Welt spielen, kann zwei Stunden lang abschalten. Der Rest braucht nicht einmal einzuschalten. Trotz einzelner schauspielerischer Momente ist Royal Blue frei von Persönlichkeit. Nicht einmal die leisen Culture-Clash-Anflüge hinterlassen Eindruck. Da ist die kürzlich veröffentlichte zweite Staffel von Heartstopper die deutlich sehenswertere LGBT-Liebeskomödie.
OT: „Red, White & Royal Blue“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Matthew Lopez
Drehbuch: Matthew Lopez, Ted Malawer
Vorlage: Casey McQuiston
Musik: Drum & Lace
Kamera: Stephen Goldblatt
Besetzung: Taylor Zakhar Perez, Nicholas Galitzine, Clifton Collins Jr., Sarah Shahi, Uma Thurman
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