Für Mickey Bolitar (Jaden Michael) bricht eine Welt zusammen, als sein Vater tragisch bei einem Autounfall ums Leben kommt. Da seine Mutter Kitty Bolitar (Narci Regina) unter schweren Depressionen leidet und deswegen in einer Nervenanstalt lebt, bleibt ihm nichts Anderes übrig, als zu seiner Tante Shira (Constance Zimmer) zu ziehen. Glücklich ist er darüber nicht, macht er sie doch für seine Situation mitverantwortlich. Außerdem kennt er dort niemanden. Zu seinem Glück schließt er jedoch schnell Freundschaft mit dem Nerd Arthur „Spoon“ Spindell (Adrian Greensmith) sowie Ema Winslow (Abby Corrigan). Und auch die Mitschülerin Ashley Kent (Samantha Bugliaro) heißt ihn herzlich willkommen. Als sie kurze Zeit drauf plötzlich verschwindet, beschließt er der Sache nachzugehen. Dabei hat er vor allem die seltsame Alte (Tovah Feldshuh) im Blick, die alle für eine Hexe halten. Es gibt aber auch einen zweiten Grund, warum Mickey so an ihr interessiert ist: Sie scheint ihren Vater gekannt zu haben und behauptet, dass dieser noch immer lebt …
Nachschub vom Mystery-Thriller-Meister
Natürlich war Harlan Coben als Autor bereits sehr erfolgreich, seine Romane schaffen es regelmäßig auf die Bestsellerlisten. Doch seitdem seine Mystery-Thriller von Netflix adaptiert werden, ist seine Popularität noch einmal durch die Decke gegangen. Insgesamt sechs Serien wurden auf dem Streamingdienst zwischen Januar 2020 (Ich schweige für dich) und April 2022 (Sie sehen dich) veröffentlicht, die ebenfalls sehr gefragt waren. Beeindruckend war auch die Internationalität dieser Kooperation, die sechs Titel wurden in vier verschiedenen Ländern produziert. Seit diesem Lauf ist es jedoch still geworden. Zwar wurde der dieses Jahr auslaufende Vertrag noch einmal verlängert, aber es dürfte dauern, bis da etwas Anschaubares vorliegt. Umso überraschender ist, dass inzwischen der Konkurrent Amazon Prime Video mit Shelter – Der schwarze Schmetterling eine eigene Adaption vorlegt.
Zugrunde liegt der Serie dabei der bereits 2011 veröffentlichte Roman Shelter, ein Spin-off der Romane um Myron Bolitar, dem Onkel von Mickey. Prinzipiell liefert sie genau das, was man von dem US-Amerikaner erwartet: einen Mystery-Thriller mit vielen Wendungen. Von Anfang an wird hier ganz betont auf rätselhaft gemacht. Entweder haben die Leute eine mysteriöse Vorgeschichte, über die niemand redet, sie tragen irgendwelche Geheimnisse mit sich herum oder verhalten sich bei jedem Wort höchstverdächtig. Und wenn das nicht reicht, müssen in Shelter – Der schwarze Schmetterling eben irgendwelche düsteren Visionen her. Subtil ist das nicht, das sind die Sachen von Coben aber nie. Anstatt vielleicht auch einfach mal etwas langsam angehen zu lassen, werden von Anfang an alle Register gezogen, damit bloß niemand abschaltet. Wen diese Holzhammermethode bislang nicht gestört hat, dürfte auch dieses Mal seine Freude haben. Zumindest gibt es massig Stoff, über den nachgedacht werden darf.
Jung und fantasievoll
Zwei Punkte sind es, die Shelter – Der schwarze Schmetterling dann aber doch von den anderen Serien unterscheiden. So stehen hier ausnahmsweise einmal Jugendliche im Mittelpunkt. Erwachsene Figuren gibt es natürlich auch, aber es geht primär dann doch um das Schultrio, das sich auf Spurensuche begibt. Damit einher gehen größere Coming-of-Age-Elemente und ein spürbarer Dramaanteil. So muss sich Mikey mit einer schwierigen Familiengeschichte beschäftigen, leidet unter dem Verlust des Vaters, sehnt sich nach seiner Mutter. Themen wie Selbstverwirklichung, Freundschaft und romantische Gefühle dürfen ebenfalls nicht fehlen. Die haben dann zwar nur bedingt etwas mit der Hauptgeschichte zu tun, sorgen aber für Emotionen und richtet sich damit an ein Publikum, das gern Jugenddramen sieht und dabei ebenfalls auf Subtilität verzichten kann.
Der andere Punkt ist, dass die Geschichte schon früh mit Fantasy-Motiven spielt. Wo die anderen Serien – so übertrieben sie auch immer waren –, fest in der realen Welt verwurzelt sind, da ist hier früh von einer Hexe die Rede. Dass ein Mensch, der gestorben ist, den man selbst hat sterben sehen, noch lebendig sein soll, klingt auch nach schwarzer Magie. Was es damit auf sich hat, wird in den ersten drei Folgen, mit denen die Serie an den Start geht, natürlich nicht verraten. Man kann sich aber darauf verlassen, dass bei Shelter – Der schwarze Schmetterling am Ende vieles nicht das sein wird, wonach es zunächst aussieht. Dafür liebt es Coben viel zu sehr, mit Erwartungen zu spielen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Wendung einzubauen.
OT: „Harlan Coben’s Shelter“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Patricia Cardoso, Edward Ornelas, Christina Choe, Deborah Kampmeier
Drehbuch: Harlan Coben, Charlotte Coben, Ed Decter, Nicki Renna, Alfredo Barrios Jr, Allen MacDonald
Vorlage: Harlan Coben
Musik: Ollie Howell, Swindle
Kamera: John B. Aronson, Sarah Cawley
Besetzung: Jaden Michael, Constance Zimmer, Abby Corrigan, Sage Linder, Adrian Greensmith, Tovah Feldshuh
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