Steamboat Willie
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Steamboat Willie

Steamboat Willie
„Steamboat Willie“ // Deutschland-Start: 1930 (Kino)

Inhalt / Kritik

Heute ist es kaum mehr zu glauben, aber Micky Maus, eine der bekanntesten Ikonen der Popkultur, war nur eine Notlösung. Eigentlich wollte Walt Disney ja mit seinem Hasen Oswald weitermachen. Aufgrund lizenzrechtlicher Probleme – er hatte die Zeichentrickfigur für Universal Studios kreiert, an die er auch die Rechte abtrat – war er jedoch gezwungen, etwas Eigenes zu schaffen. Und selbst dann sah es zunächst nicht danach aus, als würde die Maus Erfolg haben. Seine ersten beiden Kurzfilme Plane Crazy und The Gallopin‘ Gaucho fanden keinen Vertrieb. Erst mit dem dritten Auftritt in Steamboat Willie erreichte er ein Publikum. Das dürfte auch daran liegen, dass es sich um einen der ersten animierten Kurzfilme mit Ton handelte.

Tatsächlich spielt dieser hier auch eine große Rolle. Genauer wird über lange Zeit richtig viel Musik gemacht. Dialoge in dem Sinne gibt es keine, dafür diverse Szenen in denen Micky, aber auch Minnie musizieren, die in Steamboat Willie tatsächlich ihr Debüt gab. Bemerkenswert ist dabei die Art des Musizierens: Da beiden keine Instrumente zur Verfügung stehen, bedienen sie sich anderer Hilfsmittel. Darunter der Ziege, die zuvor Geige und Noten gefressen hat. Auch sonst gibt es mehrere Beispiele von körperlichen Mutationen. Eine davon betrifft Mickys Gegenspieler Kater Karlo – im Englischen Pete –, der tatsächlich schon einige Zeit vor der berühmten Maus mehrere Auftritte hatte und damit älter ist als die Ikone. Seine Rolle im Kurzfilm ist überschaubar, beschränkt sich mehr oder weniger darauf, ein cholerischer Despot zu sein.

Inhaltlich und visuell schlicht

Inhalt darf man hier ohnehin nicht erwarten, zumindest nicht im Sinne einer Geschichte. In den etwas mehr als sieben Minuten folgen wir einer Fahrt auf einem Dampfschiff, das Karlo gehört und auf dem Micky arbeitet. Zwischendurch wird kurz Halt gemacht, eine von mehreren voneinander unabhängigen Szenen in der episodenhaften Erzählung. Das ist alles leidlich amüsant, aber natürlich ein Produkt seiner Zeit. Der Humor ist simpel, die Zeichnungen sind es auch. Während die Animationen recht geschmeidig sind, sind die Designs primitiv, die Hintergründe ebenfalls. Zwischen dem, was hier geboten wird, und dem acht Jahre später veröffentlichten Popeye the Sailor Meets Sindbad the Sailor von Disneys großem Konkurrenten Dave Fleischer liegen Welten.

Allein aus historischen Gründen kann man aber natürlich schon mal reinschauen, wurde hiermit doch der Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere gelegt. Dann und wann gibt es in Steamboat Willie auch ein paar schön absurde bis surreale Einfälle, welche den einfachen Slapstick erweitern. Wäre das nicht der erste bekannte Auftritt von Micky würde sich aber wohl kaum jemand mehr an den Kurzfilm erinnern.

Credits

OT: „Steamboat Willie“
AT: „Ein Schiff streicht durch die Wellen“
Land: USA
Jahr: 1928
Regie: Ub Iwerks, Walt Disney
Drehbuch: Ub Iwerks, Walt Disney
Musik: Wilfred Jackson, Bert Lewis

Video

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Steamboat Willie
fazit
Mit „Steamboat Willie“ begann die Karriere von Micky Maus, dessen ersten beiden Kurzfilme zuvor niemand sehen wollte. Aus historischen Gründen ist der animierte Kurzfilm daher sehenswert, auch wenn er visuell, inhaltlich und humoristisch schon arg simpel ist.
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