Das Surf Center Wustrow wird betrieben von den drei Freunden Oli (Oliver Kuschke), Martini (Martin Bratz) und Sven (Sven Anton). Die drei Männer sind zugleich ihre besten Kunden, denn nur wenige verirren sich zu ihnen in die Surfschule und an den wenigen Campern, die den nahen Campingplatz nutzen, verdienen sie nicht viel. Es muss eine Idee her und so machen sich Sven und Martini daran, einen Investor für die Surfschule zu finden und nach vielen erfolglosen Versuchen klappt es tatsächlich, jemanden zu gewinnen. Die Millionenbeträge, die der Unbekannte ihnen übermittelt, gehen freilich nicht in das Surf Center, sondern vielmehr in die Privatkassen der drei.
Nach einer erneuten Investition einer weiteren Millionen, kündigt der Investor (Henry Hübchen) dann einen Überraschungsbesuch an. Als der ehemalige Waffenhändler sieht, was mit seinem Geld wirklich geschehen ist, bekommt er einen Wutanfall und macht Jagd auf die Sven, Martini und Oli. Derweil sind die Konkurrenten des Investors ebenfalls an der Ostsee eingetroffen und vermuten in der Surfschule ein Versteck des Investors, für Waffen oder Geld. Den drei Betreibern wird die Lage unterdessen zu gefährlich und gemeinsam mit ihrem Freund Kapitän Hans (Friedrich Lichtenstein) planen sie die Flucht in die Karibik.
Wer will uns schon Geld geben?
Den ein oder anderen ironischen Verweis zur Art und Weise, wie man in Deutschland an eine Finanzierung für sein Projekt kommt, wird Filmemacher Jarek Raczek in seiner Actionkomödie The Investor mit Sicherheit eingebaut haben. In der Vergangenheit haben viele Kunstschaffende bereits ihren Unmut kundgetan über Verteilung von Fördergeldern und wie dies die Filmlandschaft Deutschland verändert hat. Als unabhängiger Produzent und Filmschaffender hat sich Raczek schon lange von diesem System verabschiedet und macht Projekte, die ihn interessieren, wie er auf seiner Homepage betont. The Investor oder „The Independent Surf Movie“, wie der Untertitel lautet, vermischt Action- und Komödienelemente zu einer Geschichte, die in ihren besten Momente an die Werke eines Peter Thorwarth (Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding, Was nicht passt, wird passend gemacht) erinnert und seit einigen Tagen auf allen gängigen Streamingplattformen verfügbar ist.
Orte, Menschen und reale Momente sind unter anderem Dinge, die Raczek als Filmemacher begeistern. In The Investor finden sich gleich alle drei Punkte wieder, wobei die Tatsache, dass Raczek die echten Betreiber des Surf-Zentrums für seinen Film gewinnen konnte, sehr viel zum Charme der Geschichte beiträgt. Man merkt den drei Helden an, dass sie sozusagen verschmolzen sind mit diesem Ort, der ihre Freundschaft geprägt hat und den sie im Laufe der Jahre zu ihrem Heim gemacht haben (auch wenn speziell Oli ein eher zwiegespaltenes Verhältnis zu seiner Arbeit hat). Wie die beiden Kassierer aus Kevin Smiths Clerks sind die drei vielmehr darauf aus, Arbeit zu vermeiden oder sie so attraktiv wie nur möglich zu gestalten, was eine ganze Reihe skurriler Begegnungen auslöst, von denen die mit Henri Hübchens Investor nur die Spitze des Eisbergs ist. Die drei Hauptdarsteller mögen nicht gerade mit schauspielerischem Talent gesegnet sein und nicht alle Gags zünden, doch man merkt als Zuschauer die Verbundenheit der drei Männer, die, auch wenn Granaten um sie herum explodieren und es zu Schussgefechten kommt, zusammenhalten. Somit bilden sie den emotionalen Kern des Films, den Raczek durchaus für seine Geschichte zu nutzen weiß
Surfen und Kanonen
Darüber hinaus ist The Investor zwar unterhaltsam, aber auch an manchen Stellen etwas zäh. Die Effekte mag man einer Indie-Produktion noch verzeihen können, doch erzählerisch versucht der Film bisweilen komplexer zu sein, als er eigentlich ist, oder ironisch noch einen draufzusetzen. Vor allem das Voice-Over nervt nach einer Weile und verhindert, dass man als Zuschauer wieder in die Geschichte kommt. Das ist sehr schade, denn speziell mit dem Eintreffen von Hübchens Figur wird The Investor zu einem aberwitzigen Vergnügen. Hübchen, der seine Rolle mit sichtlicher Spielfreude ausfüllt, mimt den Geldgeber, der nicht so sehr darauf schaut, für was er eigentlich Geld gibt, aber dann zur Waffe greift, wenn er sich betrogen fühlt. Warum sich Raczek für seine Geschichte dann auf eine Art Mockumentary verlässt, bei der die Akteure immer wieder ihr eigenes Handeln beschreiben und kommentieren, bleibt dennoch schleierhaft.
OT: „The Investor“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Jarek Raczek
Drehbuch: Jarek Raczek
Kamera: Jarek Raczek
Besetzung: Henry Hübchen, Friedrich Lichtenstein, Isabell Gerschke, Ernest Alan Hausmanm, Oliver Kuschke, Martin Bratz, Sven Anton, Nadine Scheewel
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