Untold: Hall of Shame

„I think the masses remember Victor Conte as the guy who single-handedly brought down the world of sport.“ heißt es am Ende von Untold: Hall of Shame. Damit könnte die Kritik hier im Grunde direkt schon aufhören. Die dritte Fuhre neuer Dokumentationen in der Untold-Reihe auf Netflix scheint nach bisher drei der insgesamt vier neuen Teile wirklich so gar nichts mit dem ursprünglichen Konzept der ersten neun Teile gemein zu haben. Wie der direkte Vorgänger Untold: Johnny Football hätte auch dieser Eintrag eher zur Serie Unsportlich gepasst. Wer noch nie von Victor Conte gehört hat, für den wird hier logischerweise alles neu sein. Als Dokumentation an sich ist der Beitrag ja auch wieder gelungen. Es ist aber doch im Prinzip alles altbekannt.

Doping gehört unweigerlich zum Profileistungssport dazu. Alle paar Jahre gibt es einen öffentlichen Dopingskandal, bei dem die Leute aus allen Wolken fallen, als ob es so etwas gar nicht geben könnte. Nur weil jemand nicht erwischt wird, heißt das nicht, dass er nichts nimmt. Die meisten Dopingtests sind schlicht IQ-Tests, insbesondere wenn dem betreffenden Athleten der Testtermin vorher mitgeteilt wird. Auf der anderen Seite muss niemand so tun, als sei die bloße Einnahme von leistungssteigernden Substanzen bereits genug, um auf Weltniveau mithalten zu können.

Unerlaubte Substanzen

Victor Conte gründete im Jahre 1985 die Bay Area Laboratory Co-operative. BALCO führte Blut- und Urinanalysen durch, vertrieb aber auch Nahrungsergänzungsmittel. Im Jahre 2003 erhielt die United States Anti-Doping Agency einen anonymen Hinweis darauf, dass Conte mehrere Sportler mit einem Steroid versorgt hätte, welches sich nicht nachweisen lässt. Unter den des Dopings beschuldigten Athleten befanden sich unter anderem Marion Jones, Barry Bonds und Tim Montgomery. Marion Jones bei den Olympischen Spielen 2000 zuzuschauen, bei denen sie dreimal Gold und zweimal Bronze einheimsen konnte, war ein absoluter Genuss. Im Zuge des BALCO-Ermittlungsverfahrens wurden ihr diese Medaillen schließlich im Dezember 2007 jedoch wieder aberkannt. Montgomery ist der einzige involvierte Athlet, der sich in der Dokumentation zu der Sache äußert. Seine Beiträge sind fraglos interessant und helfen dabei, alles besser einzuordnen beziehungsweise eine andere Perspektive aufzuzeigen. So sonderlich unerzählt ist das Ganze aber eben nicht.

In Untold: Hall of Shame darf Conte nicht nur selbst zu Wort kommen, er macht die Doku quasi zu einer One-Man-Show. Der Mann weiß wie er zu reden hat, um ein Publikum in seinen Bann zu ziehen, weshalb es auch kein Wunder ist, dass ihm hier so viel von der Laufzeit eingeräumt wurde. Ein emotionaler Ausbruch ist dann immerhin tatsächlich ein ziemlich überraschender Moment in der Doku.