Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen

Klar, die Menschen werden immer älter. Fortschritte in der Medizin, eine bessere Versorgung, humanere Arbeitsbedingungen – die verschiedensten Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass ein hohes Alter heute eher die Regel als die Ausnahme ist. Und doch geht eine besondere Faszination von Menschen aus, die tatsächlich die 100-Jahr-Marke knacken. Wie schafft man das? Was ist das Geheimnis, so lange zu leben und dabei noch gesund zu bleiben? Eben diesen Fragen geht die Netflix-Doku Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen nach. In insgesamt vier Folgen wird nach Gemeinsamkeiten gesucht, die als Erklärung für ein derart langes Leben dienen könnten.

Weltreise zu den Alten

Die Blauen Zonen, die in dem Titel genannt werden, beziehen sich dabei auf Regionen in der Welt, in denen die Menschen länger leben als der Durchschnitt. Genauer handelt es sich um fünf Stück, die auf dem ganzen Globus verteilt sind: Okinawa (Japan), Sardinien (Italien), die Nicoya-Halbinsel (Costa Rica), Ikaria (Griechenland) und eine Siedlung der Siebenten-Tags-Adventisten in Loma Linda, Kalifornien. Und eben diesen Regionen stattet Dan Buettner, auf den das Konzept zurückgeht und der sich auch den Begriff hat schützen lassen, in Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen dann auch einen Besuch ab. Aber auch andere Gegenden stehen auf seinem Reiseplan. So erfahren wir etwa von den Versuchen in Singapur, die Gesundheit der Bevölkerung zu erhöhen.

Die Vielfalt der Orte ist dabei einerseits eine Stärke der Serie. So bekommen wir nicht nur die unterschiedlichsten Länder zu sehen, sondern lernen auch zahlreiche Menschen kennen, die alle ihre eigenen Geschichten zu erzählen haben und einen eigenen Lebensstil pflegen. Es bedeutet aber auch, dass sich aus den einzelnen Etappen keine wirklichen allgemeingültigen Erkenntnisse ableiten lassen. Vielmehr gibt es einen ganzen Strauß aus Möglichkeiten, was genau nun zu dem hohen Alter beigetragen hat. Es ist auch nicht so, dass die einzelnen Punkte, die Buettner bei seinen Beobachtungen ausformuliert, immer etwas tatsächlich Neues beinhalten. Wenn wir in Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen erfahren, dass Treppensteigen gesund ist und wir auf Zucker verzichten sollten, dann fällt das unter Allgemeinwissen.

Mehr Inspiration als Erkenntnis

Hin und wieder sind aber schon ein paar interessante Punkte dabei. Beispielsweise ist die Verbindung aus der Lebenserwartung und dem sozialen Netz etwas, worüber es sich nachzudenken lohnt. Wer mehr soziale Kontakte hat, der lebt länger, ist eine der Beobachtungen in Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen. Umgekehrt soll ein Aufenthalt in einem Altersheim die Lebenszeit verkürzen, weil das gewohnte Umfeld fehlt und die Pflege nicht ausreicht. So ist eine Idee in Singapur, dass ältere Menschen und deren Kinder in der Nähe wohnen sollen. Dies wird auch staatlich gefördert. Und auch in den USA gibt es Gedankenspiele und Experimente, wie man durch Änderungen der Lebensumstände bessere Ergebnisse erzielt.

Wobei an der Stelle natürlich auch sehr stark die kulturelle Prägung eine Rolle spielt. Dass etwa gesundheitsschädliche Nahrung wie stark zuckerhaltige Getränke aktiv bekämpft werden, sei in den USA kaum vorstellbar, wird irgendwann gesagt. Und damit sind sie nicht allein, wie hierzulande das zähe Ringen um ein Werbeverbot ungesunder Nahrungsmittel aufzeigt. So wertvoll die Gesundheit Einzelner ist, es lässt sich mit einem ungesunden Lebensstil viel Geld verdienen. An dieser Stelle zeigt sich Wie wird man 100 Jahre alt? – Die Geheimnisse der Blauen Zonen von einer gesellschafts- wie konsumkritischen Seite und prangert diverse Fehlentwicklungen an. Ob die Ansätze, auch in einem solchen Umfeld Änderungen anzustoßen, erfolgreich sein können, wird nicht ganz klar. Es fehlt in der Seite ein wirklicher Beweis für die Thesen und die Reproduzierbarkeit. Als Denkanstoß ist die Doku aber ganz brauchbar und gibt im Kleinen vielleicht die eine oder andere Inspiration.