Birth Rebirth
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Birth/rebirth

Birth Rebirth
„Birth/rebirth“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Zwar arbeiten Celie (Judy Reyes) und Rose (Marin Ireland) im selben Krankenhaus. Und doch könnten ihre Leben unterschiedlicher kaum sein. Denn während die warmherzige Celie als Hebamme tätig ist und so den Frauen bei der Geburt hilft, kümmert sich die nüchterne Rose als Pathologin um die Toten. Die Wege der beiden kreuzen sich, als Celies sechsjährige Tochter Lila (A.J. Lister) plötzlich an Meningitis stirbt. Denn Rose hat das Mädchen nicht nur obduziert. Insgeheim experimentiert sie schon länger daran, Tote wieder zum Leben zu erwecken, und sieht in Lila das ideale Versuchsobjekt. Für Celie ist der Schock groß. Gleichzeitig sieht sie darin die Chance, ihre Tochter zurückzubekommen – wofür sie alles tun würde …

Frankensteins Tochter

Mehr als 200 Jahre ist Frankenstein, alternativ als Frankenstein oder Der moderne Prometheus bekannt, inzwischen. Und noch immer ist Mary Shelleys Roman in zahlreichen Filmen und Serien zu finden, sei es als direktes Zitat oder auch als Inspiration. Tatsächlich gehört es neben Bram Stokers Dracula zu den einflussreichsten Horrorwerken aller Zeiten. Aber auch zu den am meisten missverstandenen. Das fängt schon damit an, dass viele die Kreatur für Frankenstein halten, obwohl die Titelfigur der Wissenschaftler ist, der die Kreatur zum Leben erweckt hat. Außerdem konzentrieren sich viele auf die Zeit danach, wenn das Monster Amok läuft, und übersehen die moralische Komponente der Geschichte. Wen das schon immer gestört hat, für den gibt es nun Birth/rebirth.

Um eine direkte Adaption des Romans handelt es sich hierbei nicht. Es gibt hier keinen Frankenstein. Es gibt eigentlich auch kein Monster. Dann und wann darf die bettlägerige Lila zwar etwas unheimlich sein. Doch nur selten geht es dabei auch mal etwas mehr zur Sache. So selten, dass manche in Frage stellen werden, ob es sich bei Birth/rebirth überhaupt um einen Horrorfilm handelt. Das heißt nicht, dass das Werk ohne Spannung ist. Man will schon wissen, wie es weitergeht, ob das Experiment gelingt und ob das Mädchen nach der Wiederbelebung denn wirklich noch dieselbe ist oder sich verwandelt hat. Aber das macht eben nur einen Teil des Films aus. Es ist auch der unwichtigere Teil, so viel wird nach einiger Zeit klar, weshalb es etwas überrascht, dass der Film auf diversen Genrefestivals ein Zuhause fand.

Der Verlust von Menschlichkeit

Vielmehr interessiert sich Regisseurin und Co-Autorin Laura Moss, die nach einer Reihe von Kurzfilmen hiermit ihr Langfilmdebüt gibt, für die beiden lebenden Frauen. Die könnten unterschiedlicher kaum sein, sowohl im Hinblick auf ihre Persönlichkeit wie auch die Tätigkeit. Die Idee, eine Geburtenhelferin und eine Frau, die Tote untersucht, zusammenzubringen, ist clever. Auch bei der Charakterisierung gibt es deutliche Unterschiede, wenn eine emotionale Frau auf eine stößt, für die Menschen in erster Linie ein Objekt sind. Letzteres verdeutlicht Birth/rebirth durch eine frühe Szene, bei der Rose auf geradezu komische Weise Material für ihre Experimente sucht. Ihr Zugang zu Lila ist dann auch ein ganz anderer. Während deren Mutter Celie das Individuum retten will, ist das Mädchen für Rose nur ein Mittel zum Zweck. Es hätte auch jede andere Tote sein können, solange nur die genetischen Bedingungen stimmen.

Die genauen Hintergründe des Experiments werden dabei nicht wirklich erklärt, was aber nicht weiter stört. Interessanter sind sowieso andere Punkte. Das betrifft einerseits die Dynamik zwischen den beiden Frauen, die dasselbe Ziel verfolgen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Wie gehen sie miteinander um? Was macht die Situation mit ihnen? In dem Zusammenhang kommen dann auch die besagten moralischen Fragen zum Tragen. Nicht alles, was möglich ist, sollte auch gemacht werden. Birth/rebirth hangelt sich an dieser Linie entlang, bis das Ganze auf groteske Weise aus dem Ruder läuft – wie es bei solchen Geschichten nun einmal der Fall ist. Das Faszinierende an dem Film, der 2023 beim Sundance Film Festival Premiere feierte: Hier ist es nicht die Kreatur, die einem Angst macht, sondern zwei Frauen, die auf ihrem Weg selbst alles Menschliche ablegen.

Credits

OT: „Birth/rebirth“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Laura Moss
Drehbuch: Laura Moss, Brendan J. O’Brien
Musik: Douglas Cavanna
Kamera: Alexandre Jamin
Besetzung: Marin Ireland, Judy Reyes, A.J. Lister, Breeda Wool

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2023
Fantasia Film Festival 2023
Fantasy Filmfest 2023

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Birth/rebirth
fazit
In „Birth/rebirth“ versuchen eine Pathologin und eine Hebamme ein totes Mädchen wiederzubeleben. Die etwas andere Variante von Frankenstein interessiert sich dabei weniger für den Horror der Kreatur als vielmehr die beiden Frauen und wie diese im Lauf des Experiments immer mehr ihre Menschlichkeit verlieren. Das ist interessant, auch wenn Genrefans weniger bedient werden.
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