Auf dem Tennisplatz glänzt Guy Haines (Farley Granger) durch sein überlegtes, kontrolliertes Spiel. Doch abseits des Sports ist sein Leben in letzter Zeit etwas chaotisch. Um endlich mit seiner neuen Liebe Anne Morton (Ruth Roman), der Tochter eines US-Senators, zusammen sein zu können, macht er sich per Zug auf den Weg in seine alte Heimat, wo er mit seiner Frau Miriam die Scheidungspapiere unterschreiben will. Auf der Fahrt begegnet der Bruno Antony (Robert Walker), der sich als Fan des Tennisstars ausgibt und ihn zum Essen einlädt. Seine Zugbekanntschaft fragt ihn nach einer Weile, was der perfekte Mord sei, was Guy zunächst als einen schlechten Scherz auffasst. Jedoch ist es Bruno ernst und er macht Haines den Vorschlag, er würde Miriam umbringen, wenn sich Guy im Gegenzug um Antonys tyrannischen Vater „kümmern“ könnte. Entsetzt lehnt Guy das Angebot ab und versucht nicht an die seltsame Begegnung zu denken. Bis er eines Tages vom Mord Miriams hört, die erwürgt am Rande eines Jahrmarkts gefunden wurde.
Für die Polizei ist er der Hauptverdächtige, doch er hat ein Alibi. Während Anne ahnt, dass mit ihrem Verlobten etwas nicht stimmt, wird Guy von Anrufen und Briefen Brunos belästigt, der den Mord an Miriam zugibt und nun darauf besteht, dass Haines seinen Teil der Abmachung einhält. Als Guy sich weigert, droht ihm Bruno, er werde ihn zerstören und terrorisieren, bevor er auch ihn umbringt.
Die Idee vom perfekten Verbrechen
Als die Schriftstellerin Patricia Highsmith erfuhr, dass ausgerechnet Regisseur Alfred Hitchcock die Rechte an ihrem Roman Der Fremde im Zug erworben hatte, soll sie bereut haben, nicht doch mehr für diese verlangt zu haben. Das Projekt setzte die Erfolgssträhne des Filmemachers fort und zählt bis heute zu den meist diskutierten Hitchcocks. Die Szenen werden in Filmhochschulen als Beispiele für Spannungskino und dessen Dramaturgie gezeigt. Die Langlebigkeit von Der Fremde im Zug wundert keineswegs. Der Thriller ist nicht nur sehr unterhaltsam und spannend, sondern zudem eine zeitlose Geschichte über Verfolgung und Paranoia, die von vielen Autoren als eine Anspielung auf das gesellschaftlich-politische Klima in den 1950er verstanden wird.
Die Idee vom perfekten Verbrechen bildet die Grundlage vieler Werke Hitchcocks. Der Fremde im Zug oder später der grandiose Cocktail für eine Leiche befassen sich mit Figuren, die schon lange darauf hoffen, ihre Theorien in die Tat umzusetzen und nur auf einen geeigneten Moment warten. Wie die beiden Emporkömmlinge in Cocktail für eine Leiche ist auch der von Robert Walker gespielte Bruno ein Mitglied der oberen Zehntausend, ein Mann, der sich vor allem langweilt und Zeit genug hatte, einen Menschenhass zu entwickeln, der weit über den auf seinen strengen Vater hinausgeht. Die Szenen, in denen er Miriam oder später Guy verfolgt, deuten auf diesen Hass hin, wenn er beispielsweise mit einer angeekelten Miene einem kleinen Kind den Luftballon mit seiner Zigarette zerstört. Guy, dessen politische Ambitionen ihn doppelt verwundbar machen, wird zu einem Verfolgten, der sich konstant beobachtet fühlt, sogar auf dem Tennisplatz, auf dem er eigentlich derjenige ist, der alles kontrolliert. Hitchcock erzählt von einer Welt, in der einen unbedachte Aussage zum Auslöser eines Terrors wird, der den Verlust des Rufes, der Sicherheit und schließlich des eigenen Lebens bedeuten könnte.
Eine Symphonie der Spannung
Jede Szene dieses Films und ihre Machart zu besprechen, würde den Rahmen einer solchen Rezension sprengen. Jedoch muss man betonen, mit welcher Kunstfertigkeit Inszenierung, Kamera, Schnitt und Musik zusammenarbeiten. Die beiden Szenen auf dem Jahrmarkt, insbesondere die auf dem Karussell, sind nur zwei Beispiele hierfür. Hitchcock zeigt die Normalität und die Unschuld von Menschen, die sich amüsieren, was schließlich umschlägt durch einen Akt der Gewalt, der audiovisuell seine Entsprechung in der Kameraarbeit Robert Burks’ sowie der Filmmusik Dimitri Tiomkins findet. Ebenso sind die Inszenierung der Morde oder das erste Zusammentreffen der beiden Protagonisten erwähnenswert und machen nicht nur für Filmfans jede weitere Sichtung von Der Fremde im Zug in mehrfacher Hinsicht zu einem Vergnügen.
OT: „Strangers on a Train“
IT: „Verschwörung im Nordexpress“
Land: USA
Jahr: 1951
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Raymond Chandler, Czenzi Ormonde
Vorlage: Patricia Highsmith
Musik: Dimitri Tiomkin
Kamera: Robert Burks
Besetzung: Farley Granger, Ruth Roman, Robert Walker, Leo G. Carroll, Patricia Hitchcock, Kasey Rogers
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1952 | Beste Kamera (Schwarzweiß) | Robert Burks | Nominiert |
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