Sami (Jamel Debbouze) und Alice (Alice Belaïdi) sind überglücklich, endlich steht Nachwuchs bei ihnen an! Weniger beglückend sind die Finanzen der beiden. Wie sollen sie davon nur eine Familie finanzieren können? Notgedrungen nimmt Sami deshalb eine Stelle als Nachtwächter in einem riesigen Geschäft an. Dort trifft er kurze Zeit später den Jungen Alexander (Simon Faliu), Sohn des schwerreichen Unternehmers Philippe Étienne (Daniel Auteuil). Letzterer vergräbt sich seit dem Tod seiner Frau in der Arbeit und überlässt Alexander seinen Angestellten, damit die sich um ihn kümmern. Dafür darf sich Alexander aus dem Geschäft wünschen, was er will, der Preis spielt keine Rolle. Seine Wahl fällt dabei zur Überraschung aller auf Sami, den er als Geschenk mit nach Hause nehmen will …
Eine aktuelle Geschichte von früher
In einer Zeit, in der sich die Schere zwischen arm und reich gefühlt jeden Tag weiter öffnet und die Ausbeutung von Mensch und Planet zur Gewohnheit geworden ist, passt ein Film wie Der geschenkte Freund natürlich wunderbar. Die Vorstellung, dass man einfach nur mit dem Finger auf Wildfremde zeigen muss und schon gehören sie einem, ist die konsequente Fortsetzung und Weiterentwicklung von dem, was sich da zuweilen abspielt. Umso überraschender ist, dass es sich bei der Geschichte nicht um eine neue Entwicklung handelt. Vielmehr basiert sie auf dem Film Das Spielzeug, welcher bereits 1976 erschienen ist. Damals spielte Pierre Richard den Protagonisten, der hilflos mitansehen muss, wie ein verwöhnter Junge ihn zum Objekt degradiert.
In die Fußstapfen einer solchen Ikone treten zu müssen, ist natürlich keine dankbare Aufgabe. Richard gehörte nun einmal zu den großen Komödianten der Grande Nation. Einen vergleichbaren Ruf genießt Jamel Debbouze sicherlich nicht. Für sich genommen schlägt sich der Schauspieler, der unter anderem in Die fabelhafte Welt der Amélie zu sehen war, aber durchaus wacker. Er hat immer etwas leicht Verpeiltes an sich, was bei der Geschichte von Der geschenkte Freund gut passt. Nicht nur, dass die Situation, in die seine Figur hineingezwungen wird, eine sehr skurrile ist. Sami ist auch so ein Fremdkörper in der Welt der Reichen und Superreichen, die ganze Spielhöllen zur Belustigung des Sohns errichten und schwebende Betten zum Alltag gehören. Große Kontraste und Fish-out-of-Water-Humor sind also angesagt.
Nette Komödie zum Abschalten
Höhere Ansprüche sollte man an diesen aber nicht haben. Das ist alles schon recht simpel und albern. Bei Der geschenkte Freund muss sich der Protagonist beispielsweise in ein unwürdiges Tierkostüm zwängen. Man muss schon darüber lachen können, wenn Leute in peinliche oder demütigende Situationen geraten, um seinen Spaß zu haben. Schade ist in der Hinsicht auch, wie wenig die gesellschaftliche Komponente letztendlich zum Tragen kommt. Wie schon das Vorbild aus den 1970ern hat auch die Komödie von 2022 gar nicht die Absicht, sich allzu tief mit den angesprochenen Themen auseinanderzusetzen. Regisseur und Co-Autor James Huth (Lucky Luke), der für das Remake verantwortlich ist, zeigt da keine nennenswerten Ambitionen. Bei de Figuren sieht es nicht besser aus, mehr als Stereotype gibt es da nicht.
Letztendlich handelt es sich dann auch um eine nur nette Komödie, die zwar mit dem Finger die Wunde sucht, dort aber nur ein bisschen streicheln will. Dazu gehört auch, dass der Film streng den Konventionen folgt und die beiden so unterschiedlichen Hauptfiguren Freundschaft schließen lässt. Das passiert jedes Mal. Der geschenkte Freund ist in der Hinsicht sogar noch etwas gefallsüchtiger als das Vorbild, wenn auch der Vater in die diese Wohlfühlblase hineingezogen wird. Biss gibt es hier keinen. Größere Denkanstöße fehlen auch, sieht man von der Binsenweisheit ab, dass Geld nicht alles kaufen an. Wer das gar nicht braucht, sondern einfach nur eine Weile unterhalten werden möchte, kann hier abschalten.
OT: „Le nouveau jouet“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: James Huth
Drehbuch: James Huth, Sonja Shillito
Musik: Goodwing & Foltz
Kamera: Stéphane Le Parc
Besetzung: Jamel Debbouze, Simon Faliu, Daniel Auteuil, Alice Belaïdi
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