1943 gerät eine Gruppe britischer Soldaten unter dem Kommando von Colonel Nicholson (Alec Guinness) in japanische Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager herrschen schreckliche Bedingungen, wie Nicholson vom dem US-amerikanischen Commander Shears (William Holden) erfährt. Dennoch besteht Nicholson gegenüber dem Leiter des Lagers, Colonel Saito (Sessue Hayakawa), auf eine würdevolle, menschliche Behandlung. Unter Androhung harter Strafen besteht Saito darauf, dass alle, auch die Offiziere der Briten, an der Brücke über den Fluss Kwai arbeiten. Nicholson bekommt dies schon bald zu spüren, als er für mehrere Tage in der sengenden Hitze des Dschungels in einem kleinen Verschlag eingesperrt wird. Als Saito merkt, dass sein Gegenüber nicht so einfach aufgibt und seine Vorgesetzten ihm zudem Druck wegen der Fertigstellung der Brücke machen, bietet er Nicholson einen Handel an. Der Brite sowie seine Offiziere bekommen ihren Willen. Von nun an befehligen sie den Bau und nehmen grundlegende Änderungen an dem Projekt vor. Mit der Zeit verbessert sich die Moral der Männer und die Brücke wird zu einem wichtigen Anliegen aller. Parallel plant das britische Militär eine Sabotageaktion gegen die Japaner, bei der die Brücke im Zentrum steht.
Ein Sache des Prinzips
Die Verfilmung des Romans Die Brücke am Kwai des französischen Autors Pierre Boulle markiert eine wichtigen Punkt in der Karriere des britischen Regisseurs David Lean. Von nun an sollte er bekannt werden für Filmepen wie diese, die mit großem Aufwand produziert wurden und sowohl den Schauspielern als auch der Crew einiges abverlangten. Wie später Lawrence von Arabien ist auch Die Brücke am Kwai in erster Linie die Geschichte einer Begegnung zweier Kulturen und Ideologien, die einander bekämpfen, aber dann etwas finden, was sie vereint. Es ist eine Geschichte über die Macht des Willens, der mehr und mehr zu einer Art Obsession wird. So kommt Die Brücke am Kwai ohne Schützengräben oder große Massenszenen aus, die man von Kriegsfilmen gewöhnt ist. Stattdessen konzentriert sich der Film auf das menschliche Drama, was sicherlich einer der Gründe ist, warum der Film ein so hohes Ansehen unter Filmschaffenden und Zuschauer genießt.
Von der ersten Minute an merkt der Zuschauer, dass Die Brücke am Kwai visuell wie auch narrativ einen Kontrast zu anderen Kriegsfilmen bildet. Die Truppe britischer Soldaten wirkt auf den ersten Blick gar nicht, als wären sie Kriegsgefangene, als sie stramm marschierend im Lager ankommen und vor Saitos Männern sich aufstellen. Auch die erste Androhung von roher Gewalt zerstört nicht die Hierarchie innerhalb der Soldaten, deren Offiziere auf der Einhaltung der Genfer Konvention bestehen. Saito tut dies als einen „Kode der Feiglinge“ ab und lässt sogleich eine der ersten harten Strafen folgen. Auf dem Schlachtfeld (sofern man den Ausdruck für seine Filme nutzen will) in Leans Geschichten stehen Werte und Ideologien auf dem Prüfstand, wobei die Opfer mindestens genauso groß sein können wie in dem realen Krieg, der noch viele Kilometer von dem Gefangenenlager entfernt tobt. Der Ehrenkodex Bushido trifft auf den der Europäer und es wird sich entscheiden müssen, welche Vorstellung der Welt überlegen ist. Dabei sind sowohl Nicholson als auch Saito bereit, bis zum Äußersten zu gehen, wenn es um die Überlegenheit ihrer Ideologie geht. Und dies ist nur der erste Akt eines Filmes, der seine Zuschauer fasziniert und der trotz seines geschichtlichen Kontextes zeitlos bleibt.
Mehr als eine Brücke
Die Dramatik des Konflikt und die später folgende Tragödie funktioniert nicht zuletzt wegen des großartigen Ensembles. Alec Guinness, der mit Lean regelrecht kämpfte, um der Figur des Colonel Nicholson mehr Tiefe zu geben, spielt einen Mann, der auf der einen Seite britisch-europäische Werte repräsentiert und der auf der anderen Seite die Überlegenheit der eigenen Denkweise beweisen will. Die Würde der Figur wird immer mehr zu einer Pose der Macht, die für den Colonel selbst zu einer Falle wird. Ihm gegenüber überzeugt Sessue Hayakawa als ein Soldat, der einem Ehrenkodex folgend zu einem Despoten geworden ist und scheinbar in einer Mischung als Selbsthass und -ekel gefangen ist. Das Duell der beiden Figuren ist deswegen spannend, weil beide Darsteller das Drama ihrer Figuren verstehen und worauf es eigentlich bei dieser Begegnung eines britischen und japanischen Offiziers ankommt.
Darüber hinaus ist Die Brücke am Kwai auch in technischer Hinsicht überzeugend. Jack Hildyards Bilder fangen die „grüne Hölle“ des Dschungels nicht nur ein. Sie betonen zudem den Kampf gegen diese Natur, der man mit der Brücke (einem Symbol des Fortschritts und der Zivilisation) etwas abgewinnen möchte. Die Ausstattung, die Sets und die Kostüme tragen ihren Teil zu der Gesamtwirkung des Films bei und sind, wie man das bei einem Film David Leans gewohnt ist, mit einem guten Auge fürs Detail ausgewählt.
OT: „The Bridge on the River Kwai“
Land: USA, UK
Jahr: 1957
Regie: David Lean
Drehbuch: Michael Wilson, Carl Foreman
Vorlage: Pierre Boulle
Musik: Malcolm Arnold
Kamera: Jack Hildyard
Besetzung: Alec Guinness, William Holden, Jack Hawkins, Sessue Hayakawa, James Donald, Geoffrey Horne
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1958 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | David Lean | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | Alec Guinness | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Sessue Hayakawa | Nominiert | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Michael Wilson, Carl Foreman, Pierre Boulle | Sieg | ||
Beste Musik | Malcolm Arnold | Sieg | ||
Beste Kamera | Jack Hildyard | Sieg | ||
Bester Schnitt | Peter Taylor | Sieg | ||
BAFTA | 1958 | Bester britischer Film | Sieg | |
Bester Film | Sieg | |||
Bester Hauptdarsteller | Alec Guinness | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | Pierre Boulle | Sieg | ||
Golden Globes | 1958 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | David Lean | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Alec Guinness | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Sessue Hayakawa | Nominiert |
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