Eigentlich wollte Eva Schatz (ChrisTine Urspruch) nur dem Ehepaar Monika (Henrike von Kuick) und Klaus Reiter (Oliver Bröcker) dabei helfen, ihre Scheidung zu regeln, ganz ohne Stress und Streit. Doch dabei bekommt sie mit, dass deren Sohn Hans (Konrad Neidhardt) offensichtlich das Opfer systematischen Mobbings ist. Regelmäßig wird er von seinem Mitschüler Jan Poppke (Claude Albert Heinrich) beleidigt, auch körperliche Gewalt ist keine Seltenheit. Während Eva alles dafür tut, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, hat sie privat zu kämpfen. So will Lili Bertram (Lola Höller), die Tochter ihres Lebenspartners Hanno (Wolfram Grandezka), keine neue Frau an der Seite ihres Vaters akzeptieren …
Das fast alltägliche Anwaltsdrama
Auch wenn es im Fernsehen nicht gerade an Anwaltsserien mangelt, scheint man bei der ARD überzeugt zu sein, dass es in Deutschland noch mehr geben sollte. Gerade erst ist die neue Staffel von Die Heiland – Wir sind Anwalt gestartet, die dieses Mal 13 Folgen umfasst. Parallel soll am Freitagabend die neue Reihe Einspruch, Schatz! etabliert werden. Ganz so umfangreich wie bei der Inhouse-Kollegin wird es hier aber nicht, zumindest vorerst. Nachdem letzte Woche der Pilotfilm Ein Fall von Liebe ausgestrahlt wurde, folgt nun mit Unter Vätern ein zweiter Teil. Danach ist aber erst mal Schluss, weitere Filme sind nicht angekündigt. Sie sind aber doch recht wahrscheinlich, vorausgesetzt, dass die Einschaltquoten stimmen. Zumindest sind die Geschichten auf ein serielles Erzählen ausgerichtet.
Beim Auftakt sah es so aus, als wolle man auf eine Mischung aus humorvollen und ernsten Elementen setzen. Anders als die obige Serie, die über weite Strecken ein Krimi ist, möchte man hier näher am Alltag dran sein. Die Komik ist in Einspruch, Schatz!: Unter Vätern aber nur noch sehr rudimentär vorhanden. So gibt es zwar Evas Vater Werner (Jochen Busse), der offensichtlich als Comic Relief dienen soll. Der Handlungsstrang um ihn ist aber sehr kurz und hat für die Hauptgeschichte keine Relevanz. Man hätte ihn sogar komplett weglassen können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Nur mühselig baut Drehbuchautor Torsten Lenkeit eine Verbindung auf, indem er Werner von Hanno juristisch vertreten lässt. Das ist alles schon sehr konstruiert.
Wichtige Themen plump umgesetzt
Auch an anderer Stelle setzt Einspruch, Schatz!: Unter Vätern etwas unbeholfen auf „Zufälle“: Ausgerechnet Lili ist eine wichtige Zeugin im Mobbingfall um Hans, alles hängt von ihr ab. Dabei darf man schon mit den Augen rollen. Auch an anderen Stellen fällt der Film nicht gerade durch nuancierte Erzählungen auf. Überraschend ist hier sowieso nichts, da werden stur die zu erwartenden Stationen abgeklappert. Das macht die Geschichte an sich natürlich nicht weniger relevant. Dass Mobbing ein Problem an Schulen sein kann, ist unbestritten. Um es mit Lilis Worten zu sagen: „Idioten gibt es immer“. Stark ist zudem Evas Plädoyer, dass Mobbing nicht allein aus Tätern und Opfern besteht, sondern auch aus Menschen, die tatenlos daneben stehen und nicht eingreifen.
Gleichzeitig hat das zwangsläufig etwas Belehrendes an sich. Wer ein Problem mit moralisierenden Filmen hat, wie man sie im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen immer wieder sieht, braucht das hier erst gar nicht zu versuchen. Zumal Lenkeit die Gelegenheit nutzt, auch noch für Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten einzutreten. Das ist wichtig, ist hier aber eher plump umgesetzt. Die kurze Passage, in der schwierige Situationen für Lehrkräfte wiedergegeben werden, hätte ebenfalls eine Vertiefung verdient. Einspruch, Schatz!: Unter Vätern kommt so trotz wichtiger Aussagen und einer gewohnt selbstbewusst auftretenden ChrisTine Urspruch nicht übers Mittelmaß hinaus. Darüber muss man sich nicht ärgern, eine wirkliche Bereicherung fürs hiesige Fernsehen ist das jedoch kaum.
OT: „Einspruch, Schatz!: Unter Vätern“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Thomas Freundner
Drehbuch: Torsten Lenkeit
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Clemens Messow
Besetzung: ChrisTine Urspruch, Wolfram Grandezka, Karmela Shako, Jochen Busse, Tatja Seibt, Lola Höller, Edgar Emil Garde, Maximilian Brunn, Henrike von Kuick, Oliver Bröcker, Konrad Neidhardt, Claude Albert Heinrich, Marko Dyrlich
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