El Conde Netflix
© Pablo Larraín/Netflix

El Conde

El Conde Netflix
„El Conde“ // Deutschland-Start: 15. September 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Auch wenn die Welt dies glauben mag: Augusto Pinochet (Jaime Vadell) ist nicht tot. Stattdessen lebt der chilenische Diktator zurückgezogen auf einem alten, verfallenden Anwesen der Familie. Und vermutlich würde er das noch das eine oder andere Jahrhundert lang tun, ist der gefürchtete Mensch doch in Wahrheit ein Vampir. Als solcher hat er jede Menge erlebt. Zu viel eigentlich, er sehnt sich danach, das endlich alles hinter sich lassen zu dürfen und zu sterben – diesmal aber richtig. Zu dem Zweck verzichtet er sogar darauf, weiterhin das Blut anderer zu trinken, was ihn all die Zeit am Leben gehalten hat. Das wiederum ruft seine Frau Lucia Hiriart (Gloria Münchmeyer) und die Kinder auf den Plan. Schließlich geht es auch darum, was mit seinem Besitz geschehen soll …

Zurück in die alternative Vergangenheit

Dass Pablo Larraín eine Vorliebe dafür hat, historische Persönlichkeiten zu exhumieren und ihre Geschichten neu zu erzählen, ist kein Geheimnis. Das hat der chilenische Regisseur in den letzten Jahren schließlich sehr oft getan. So befasste er sich in Jackie (2016) mit der First Lady Jacqueline Kennedy. Spencer (2021) wiederum war Lady Di gewidmet. Insofern verwundert es nicht sonderlich, wenn er in seinem neuesten Werk El Conde noch einmal Augusto Pinochet hervorkramt, der von 1973 bis 1990 sein Heimatland regierte, nachdem er sich an die Macht geputscht hatte. Doch während die obigen Filme oder auch ¡No! (2012), bei dem es um eine alles entscheidende Wahl in dem südamerikanischen Land ging, um Realismus bemüht haben, verzichtet er hier darauf. Vielmehr ist sein exklusiv auf Netflix verfügbarer Film eine fantasievolle Farce.

Dass ein Diktator als Vampir dargestellt wird, der sein Volk nicht nur im übertragenen Sinn aussaugt, ist natürlich nicht die originellste aller Ideen. Auch das Konzept einer alternativen Vergangenheit, bei der der Lauf der Dinge noch einmal ganz anders erzählt wird, ist immer mal wieder anzutreffen. Letzten Endes hat der Film auch gar nicht so wahnsinnig viel zu tun, zumindest gemessen an dem, was das Thema hergibt. Aber das heißt ja nicht, dass man damit nicht seinen Spaß haben kann. Larrain hatte den mit Sicherheit, wenn er die Figur des altersschwachen Vampirs immer mal wieder der Lächerlichkeit preisgibt. Dennoch ist El Conde keine bloße Persiflage, wie es beispielsweise Dracula – Tot aber glücklich von Mel Brooks war. Denn während dort in erster Linie Wert auf alberne Witze gelegt wurde, wird der chilenische Kollege gern auch mal sehr deftig bis morbide.

Starke Schwarzweiß-Bilder

Zu sehen gibt es aber auch anderweitig mehr als genug. So haben Larrain und sein Kameramann Edward Lachman (I’m Not There) betörende und ausdrucksstarke Schwarzweiß-Aufnahmen hervorgezaubert, die einen auch dann fesseln, wenn die Geschichte nicht wirklich vom Fleck kommt. Gerade die heruntergekommene Villa, die zur letzten Ruhestätte des lebensmüden Untoten geworden ist, hat dem Publikum einiges zu bieten. Dann und wann wagt sich El Conde auch nach draußen, etwa bei den Streifzügen des Protagonisten, was nicht minder fantastisch aussieht. Diese Begegnungen mit dem niederen werden zum Anlass für einen abwertenden Kommentar genommen, der die Verachtung der Snobs zum Ausdruck bringt. Auf diese Weise werden hier dann alle mal ins Visier genommen.

Das macht Spaß, die Mischung aus Satire und Horror bringt immer mal wieder amüsante Momente mit sich. Allerdings braucht man schon ein wenig Geduld. Larrain und sein Co-Autor Guillermo Calderón haben nach dem witzigen Auftakt nicht mehr ganz so viele Ideen, um damit wirklich die Laufzeit von rund 110 Minuten zu rechtfertigen. Das ganz große Highlight ist der Film, der bei den Filmfestspielen von Venedig 2023 Premiere feierte, damit vielleicht nicht geworden. Da waren andere Werke des Chilenen doch noch interessanter. Wer einen „richtigen“ Horrorfilm sehen will, ist hier sowieso falsch. Für sich genommen ist El Conde aber sehenswert und eine Bereicherung für das Programm von Netflix, allein schon weil es schräg genug ist, um aus dem Einerlei hervorzustechen.

Credits

OT: „El Conde“
Land: Chile
Jahr: 2023
Regie: Pablo Larraín
Drehbuch: Pablo Larraín, Guillermo Calderón
Kamera: Edward Lachman
Besetzung: Jaime Vadell, Gloria Münchmeyer, Alfredo Castro, Paula Luchsinger

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2023

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El Conde
fazit
Mit „El Conde“ arbeitet sich Pablo Larraín mal wieder an der Geschichte seiner Heimat Chile ab, wenn der Diktator Augusto Pinochet bei ihm zu einem altersschwachen und lebensmüden Vampir wird. So wahnsinnig viel zu sagen hat er dabei nicht. Aber es macht Spaß und sieht dabei fantastisch aus.
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