Wild wie das Meer (Kinostart: 21. September 2023) erzählt die Geschichte von Maxence (Félix Lefebvre), der als Lehrling bei der Fischerin Chiara (Cécile de France) und ihrem Mann Antoine (Grégoire Monsaingeon) anfängt. Die drei verstehen sich gut, der junge Mann ist eifrig dabei und wild entschlossen, diese Arbeit zu lernen. Er imponiert Chiara auch mit seinem Charme und seiner Unbekümmertheit. Mit der Zeit kommen sie sich so auch privat näher und beginnen eine Affäre, womit sich die deutlich ältere Chiara zunächst schwertut. Wir haben uns anlässlich des Starts mit Nachwuchsschauspieler Félix Lefebvre über seine Rolle, die Arbeit mit Cécile de France und Herausforderungen unterhalten.
Warum wolltest du bei Wild wie das Meer mitmachen? Was hat dich an dem Film gereizt?
Es gab hier eine ganze Reihe von Gründen. Das fängt schon mit der Regisseurin Héloïse Pelloquet an. Ich habe mir ihre Kurzfilme angeschaut und ich war begeistert davon, wie sie da Regie geführt hat und die jungen Leute gefilmt hat. Deswegen wollte ich mit ihr zusammenarbeiten. Ich fand aber auch die Geschichte spannend, weil ich da jemanden spielen kann, der reifer ist als in den Filmen davor. Meine Figur hat mehrere Schichten, die ich zuvor nicht ausprobieren konnte. Das ist immer etwas, wonach ich als Schauspieler suche. Aber auch die Besetzung fand ich großartig. Einen Film mit Cécile de France drehen zu können, das ist für einen jungen Schauspieler eine fantastische Chance. Deswegen war das für mich eine ganz einfache Entscheidung, bei dem Film mitzumachen.
Dann kommen wir auf deine Figur zu sprechen. Wen spielst du? Wie würdest du sie beschreiben?
Maxence ist ein junger Mann, der das Gefühl hat, seinen Platz noch nicht gefunden zu haben. Er kommt aus einem sehr glücklichen Umfeld, seine Eltern haben viel Geld. Aber er hat das Gefühl, dass er dadurch zu sehr verwöhnt wird und schwach ist und gar nicht richtig lebt. Als er von zu Hause weggeht, um sich den Fischern anzuschließen, erhofft er sich Adrenalin. Er will etwas Neues erleben. Deswegen zögert er auch nicht lange, als er Chiara trifft. Er fängt diese Affäre mit ihr an, ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken. Er ist selbstbewusst, ohne arrogant zu sein, liebt es, neue Menschen kennenzulernen.
Als er etwas Neues sucht, hätte er im Grunde alles Mögliche ausprobieren können. Warum ist es das Fischen?
Wahrscheinlich hätte es gar nicht unbedingt Fischen sein müssen. Aber wenn du dir die Szene am Anfang anschaust, die das Wohnzimmer seiner Familie zeigt, dann findest du dort ganz viele Sachen, die mit Fischen zu tun haben. Nur sind die alle tot. Es gibt nichts Lebendiges in diesem Wohnzimmer. Wenn er zur See fährt, ist das für ihn eine Möglichkeit, auch einmal lebendige Fische zu sehen und diese Erfahrungen zu machen, was es denn heißt, im Meer zu sein. Außerdem ist Fischen eine sehr herausfordernde Arbeit, sowohl körperlich wie seelisch. Und ich glaube, dass er eine Herausforderung für sich sucht. Denn wenn er es schafft, diese Arbeit zu machen, dann kann er letztendlich alles machen.
Hattest du denn schon Erfahrungen mit Fischen vor dem Film?
Nicht wirklich. Ich habe es als Kind mal versucht, aber das war nicht viel. Ich musste es deshalb für den Film neu lernen. Das war ganz schön hart, aber auch faszinierend und interessant. Wenn du da einen falschen Schritt machst, kann es schnell vorbei sein. Es gab auch eine Szene im Drehbuch, die dann noch nicht gedreht wurde, in der mein Fuß in ein Seil gerät und Chiara mich dann rettet. Das kann richtig gefährlich sein. Wenn du nicht rechtzeitig rauskommst und ins Wasser gezogen wirst, hast du keine Chance.
Bist du selbst jemand, der solche Herausforderungen sucht?
Als Schauspieler suche ich Herausforderungen und spiele gern Leute, die etwas wagen und bei denen ich selbst etwas Neues ausprobieren kann. Aber das ist nur ein kleiner Teil meines Lebens. Ansonsten gibt es schon Situationen, in denen ich mutig bin, aber auch welche, bei denen ich eher vorsichtig bin. Insgesamt bin ich eher vorsichtig als mutig, denke ich. Ich bin niemand, der sich betrinken und dann mit dem Auto losfahren würde.
Was ist denn das Mutigste, das du bisher getan hast?
Als ich elf war, bin ich durch eine Organisation für einen Monat nach Brasilien gegangen, ohne meine Eltern. Das ist schon sehr weit weg von Frankreich. Ansonsten denke ich, dass es mutig ist, diesen eigenartigen Job als Schauspieler ausgesucht zu haben. Du weißt am Anfang gar nicht, was du da tust und wie du dich verhalten musst, damit die Leute mit dir arbeiten wollen. Außerdem bist du abhängig davon, dass dich jemand engagiert, und du hangelst dich von einem Job zum nächsten.
Du hast vorhin gemeint, dass du als Schauspieler gern immer wieder etwas Neues ausprobierst. Was hast du für dich aus Wild wie das Meer mitgenommen?
Du lernst immer durch die Menschen, mit denen du zusammenarbeitest. Ich habe so viel gelernt, einfach nur, indem ich Cécile jeden Tag zugesehen habe. Diese Präzision, mit der sie spielt, ist sehr inspirierend. Davon habe ich viel gelernt. Aber es war auch lehrreich, mit Héloïse zu arbeiten. Sie sucht immer Ambivalenzen und eine Balance.
Kommen wir noch einmal auf deine Figur zurück. Maxence ist jung, attraktiv, kommt aus einer vermögenden Familie. Entsprechend groß ist seine Auswahl bei Frauen. Warum entscheidet er sich für Chiara?
Ich weiß nicht, ob es wirklich eine Entscheidung ist. Du hast schließlich keinen Einfluss darauf, zu wem du dich hingezogen fühlst. Du kannst vielleicht analysieren, warum du jemanden attraktiv findest, kannst es aber nicht bestimmen. Ich denke, dass Maxence sich zu Chiara hingezogen fühlt, weil sie so ganz anders ist als seine Eltern. Sie ist sehr geradlinig und sagt, was sie denkt.
Es ist nach wie vor seltener, eine Frau mit einem deutlich jüngeren Mann zu sehen als umgekehrt einen Mann mit einer jüngeren Frau. Zumindest früher war das auch ein Tabu. Denkst du, dass das noch immer so ist?
Ich kann da nur für mich selbst sprechen: Ich hätte keine Probleme, wenn ich eine Frau mit einem jüngeren Mann sehen würde. Aber es ist vermutlich ein Problem, dass das noch zu selten gezeigt wird. Und wenn etwas nicht gezeigt wird, wird es weniger akzeptiert. Das hattest du auch bei Homosexuellen: Solange sie nicht repräsentiert sind, ist das mit der Akzeptanz schwieriger. In einer Gesellschaft, in der Homosexuelle offen leben, ist weniger homophob als eine, in der alles versteckt wird. Es gibt einfach Menschen, die Probleme damit haben, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, das sie nicht kennen.
Wie würden denn deine Familie und deine Freunde reagieren, wenn du mit einer Frau auftauchen würdest, die doppelt so alt ist?
Ich habe zum Glück ein sehr offenes Umfeld, weswegen ich nicht glaube, dass es ein Problem gäbe. Vielleicht gäbe es ein paar Gespräche zu dem Thema. Aber mehr als das erwarte ich nicht.
Es gibt in Wild wie das Meer einige sehr intime Szenen mit dir und Cécile. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet? Habt ihr viel gesprochen, bevor es losging?
Wir hatten ziemlich genaue Anweisung, wie diese Szenen aussehen sollen und was wir tun sollen. Es war also nicht so, dass im Drehbuch nur stand: Sie haben Sex. Dann wäre das vielleicht wirklich unangenehm gewesen. So aber war es gar nicht so schwierig, es war nur ein weiterer Tag bei der Arbeit. Die Szenen sind wichtig, weil sie uns viel über das Verhältnis von Chiara und Maxence verraten. Und wir wollten diese Szenen so gut machen, wie wir können. Natürlich gab es trotzdem Momente, an dem sich das alles irgendwie komisch anfühlt. Aber das gehört zur Schauspielerei dazu. Es ist ebenso komisch, wenn du in deiner Rolle um einen Sohn weinst, den es gar nicht gibt.
Letzte Frage: Was sind deine nächsten Filme?
Im November startet in Frankreich All to Play For, ein Film, das ich zusammen mit Virginie Efira gedreht habe. Das ist ein starkes Drama, das vielen Leuten nahe geht. Außerdem habe ich mit Valeria Bruni Tedeschi gedreht, der Film soll nächstes Jahr rauskommen. Dann gibt es noch einen dritten Film, den ich mit Camille Cottin und Benoît Magimel gemacht habe. Und im Oktober geht es schon weiter mit dem nächsten Projekt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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