Leicht fällt es Laura Santos (Mina Tander) nicht, in ihre alte Heimat Barcelona zurückzukehren. Aber es muss sein, schließlich hat ihr Sohn Pedro (Tristán López) immer wieder Probleme mit Drogen. Ein Tapetenwechsel soll ihn zurück auf den rechten Weg führen, fernab der schlechten Einflüsse durch seine Freunde. Also kehrt sie zu ihren Eltern Isabel (Inka Friedrich) und Viktor (Herbert Knaup) zurück, die in der spanischen Großstadt ein Luxushotel betreiben. Dieses steckt gerade ebenfalls in einer Krise, ein großer Wasserschaden hat das Gebäude verwüstet. Hinzu kommt ein harter Konkurrenzkampf. Glücklicherweise ist da aber auch noch Mateo Bonachera (Vladimir Burlakov), der stellvertretende Hoteldirektor, der offen ist für Lauras Vorschläge – und nicht nur dafür …
Nachschub fürs Herzkino
Öfter mal etwas Neues. Auch wenn das Herzkino aus zahlreichen gut laufenden Reihen besteht, die im Wechsel gezeigt werden, wird das ZDF nicht müde, weitere Reihen in der sonntäglichen Programmschiene etablieren zu wollen. So gingen dieses Jahr bereits Familie Anders über eine kriselnde Familie sowie Dr. Nice an den Start, bei dem es um einen Großstadtarzt in der Provinz geht. In beiden Fällen dürften jeweils weitere Teile erscheinen. Hinzu kam der Zweiteiler Herzstolpern über einen inklusiven Bauernhof. Mit Hotel Barcelona folgt jetzt ein weiterer Zweiteiler, der die Zielgruppe der beliebten Programmschiene beglücken möchte.
Zu diesem Zweck setzt man auf bewährte Elemente. Das eine wird bereits im Titel vorweggenommen: Die beiden Filme spielen in der spanischen Großstadt. Das bedeutet, dass es malerische Kulissen gibt, sowohl in der Stadt wie auch am Strand, permanent gutes Wetter. Und natürlich das Luxushotel, welches dem Publikum ein Urlaubsgefühl bescheren möchte. Hinzu kommt ganz viel Gefühl. Das betrifft einerseits die diversen Konflikte innerhalb von Familie Santos. Nicht nur, dass sich Laura Sorgen macht um ihren Sohn Pedro, der den Drogen zugetan ist und regelmäßig in Schwierigkeiten gerät. Sie selbst hat auch Streit mit ihrer Mutter Isabel, weil sie sich vom Familienunternehmen abwandte. Gleichzeitig darf es bei Hotel Barcelona auch knistern, wenn die Heimkehrerin und Mateo Gefühle füreinander entwickelt. Also die typische Mischung aus Problemen und Glück, wie man es von Rosamunde Pilcher und Co. kennt.
Intrigen und Kitsch
Zuschauer und Zuschauerinnen außerhalb der traditionellen Herzkino-Klientel wird man hiermit kaum ansprechen. Wo andere Herzkino-Neuproduktionen zumindest versuchen, sich etwas von der Formel zu lösen und vielleicht etwas anderes anzubieten, da gibt es hier wie immer große Emotionen. Manche Aspekte von Hotel Barcelona sind alltäglich genug, damit man sich darin wiederfinden kann. Dazu gehört das Thema, wie wir den Erwartungen unserer Eltern entsprechen müssen. Anderes ist hingegen dann doch eher Seifenoper-Niveau, wenn irgendwelche Intrigen auf großen Kitsch treffen. Das kann man mögen, viele tun es. In einem Jahr, in dem behauptet wird, das Herzkino würde sich modernisieren und erweitern wollen, ist das jedoch wenig überzeugend.
Wie und ob es in Zukunft weitergeht, steht dabei noch nicht fest. Offiziell handelt es sich bei Hotel Barcelona zwar um einen in sich geschlossenen Zweiteiler. Tatsächlich finden die diversen Handlungsstränge auch alle ein Ende, weswegen es nicht zwangsläufig eine Fortsetzung braucht. Man merkt aber schon, dass hier mit einem seriellen Erzählen geliebäugelt wird. So haben die zwei Filme eigene Geschichten, die zusätzlich zur Hauptgeschichte erzählt werden. Bei Teil eins dreht sich diese um die Prinzessin Valeria (Luise Emilie Tschersich), die im Hotel zu Gast ist. Beim zweiten Teil gibt es unter anderem einen wertvollen Diamanten, der im Hotel ausgestellt wird. An inhaltlicher Abwechslung mangelt es also nicht, dem Publikum wird einiges geboten. Es ist nur eben dasselbe wie immer, ziemlich überfrachtet und ohne erzählerische Ambitionen.
OT: „Hotel Barcelona“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Christian Theede
Drehbuch: Sebastian Wehlings, Christian Lyra
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Mathias Neumann, Tobias Schmidt
Besetzung: Mina Tander, Tristán López, Herbert Knaup, Inka Friedrich, Vladimir Burlakov, Michele Oliveri, Ivana Miño, Manuel Cortez, Hanh Mai Thi Tran, Edu Ferres, Luise Emilie Tschersich
Ihr wollt noch mehr erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller Vladimir Burlakov zu unterhalten. Im Interview zu Hotel Barcelona sprechen wir über den Zweiteiler, Auswirkungen der Vergangenheit und seine Vorstellung eines schönen Urlaubs.
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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