Xochitl (Ariela Barer) und Theo (Sasha Lane) sind es leid, mitansehen zu müssen, wie die Welt immer weiter zerstört wird. Wie Profitgier den Klimawandel befeuert und Menschen sterben. Also wollen sie handeln, wollen Grenzen und Gesetze überschreiten, um so die Katastrophe aufzuhalten. Und damit sind sie nicht allein. Auch Alisha (Jayme Lawson), Shawn (Marcus Scribner), Dwayne (Jake Weary), Michael (Forrest Goodluck), Rowan (Kristine Froseth) und Logan (Lukas Gage) schließen sich der Sache an. Gemeinsam wollen die acht jungen Menschen eine Öl-Pipeline in die Luft sprengen und damit dem Unternehmen großen Schaden zufügen. Doch für eine derart gefährliche Aktion braucht es einen sorgsam ausgeklügelten Plan …
Öko-Terror für den Hausgebrauch
Das Ziel unterstützen wir ja, aber nicht die Methoden. Solche oder ähnliche Aussagen hört man andauernd, wenn es um die Letzte Generation geht. Umweltschutz ist wichtig, werden die meisten sagen, er darf nur nicht weh tun oder stören. Ob die Maßnahmen der Aktivisten und Aktivistinnen wirklich geeignet sind, einen Sinneswandel zu erzeugen, darüber kann man sich natürlich streiten. Richtig erfolgreich scheint das alles nicht zu sein. Wenn es nach Andreas Malm geht, müsste da auch viel mehr geschehen. In seinem kontroversen Sachbuch How to Blow Up a Pipeline: Learning to Fight in a World on Fire plädiert er dafür, dass der Kampf um Klimaschutz auch Gewalt beinhalten darf, vielleicht sogar beinhalten muss. Dieser Idee folgt dann auch der gleichnamige Spielfilm, der die Ideen fiktionalisiert aufgreift.
Dabei handelt es sich hier, auch wenn der Titel das vermuten lässt, nicht wirklich um eine Anleitung. Zwar erhält das Publikum einige Anregungen, worauf man achten könnte. Tatsächlich nachmachen wird man das hier im Anschluss aber wohl kaum. Das hat der Film mit Heist Movies gemeinsam, die auch die unglaublichsten Pläne nachzeichnen auf dem Weg zum Ziel. Man will da staunen und mitfiebern, will wissen, ob das alles so klappt. Der Unterschied ist jedoch, dass sich bei How to Blow Up a Pipeline niemand bereichert. Niemand gewinnt für sich selbst etwas. Vielmehr sind diese Aktionen mit einem hohen Einsatz verbunden, das Risiko ist groß, am Ende zu verlieren. Nicht nur deshalb werden sich nicht wenige im Anschluss fragen, ob es das wert war.
Reine Innenperspektive
Interessant ist dabei, wie groß der Fokus auf den Figuren ist. Regisseur und Co-Autor Daniel Goldhaber, der zuvor auch den Thriller Cam inszeniert hat, bleibt immer ganz nah an den Leuten. Man lernt ihre Motive, versteht warum sie was machen. Was dabei etwas fehlt, ist der Blick von außen bzw. eine Auseinandersetzung. Bei The East (2013) wurde das erreicht, indem ein FBI-Agent in die Terroristengruppe eingeschleust wurde und wir mit diesem die Welt kennenlernten. Night Moves (2015), auch hier ging es um wohlmeinende Terroristen und Terroristinnen, blieb das Geschehen zwar innerhalb der Gruppe. Als es zu einem Zwischenfall kommt, beginnen die drei Hauptfiguren jedoch, das eigene Handeln zu hinterfragen. Bei How to Blow Up a Pipeline spart man sich das größtenteils. Die Überzeugungsarbeit ist schnell geleistet, danach geht es nur noch um das „wie“ nicht das „warum“.
Das stößt nicht überall auf Gegenliebe. Während die Kritiken überwiegend sehr gut sind, stören sich einige daran, dass der Film das Handeln nicht verurteilt, sondern mit den jungen Menschen sympathisiert. Wer diesen moralischen Anspruch nicht hat, findet hier aber einen packenden und faszinierenden Thriller. How to Blow Up a Pipeline, das auf dem Toronto International Film Festival 2022 Premiere feierte, ist im Vergleich zu regulären Heist Movies unvorhersehbarer. Hier bleibt wirklich bis zum Ende offen, ob das Wagnis aufgeht oder nicht und auch, ob das Ganze Konsequenzen für die acht Figuren haben wird oder nicht. Dabei ist das hier ein echter Ensemblefilm, was auch zum Thema passt. Denn es geht zwar darum, was Einzelne tun können. Sie tun es aber nicht für sich, sondern für ein Ziel, das größer ist als sie selbst.
OT: „How to Blow Up a Pipeline“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Daniel Goldhaber
Drehbuch: Ariela Barer, Jordan Sjol, Daniel Goldhaber
Musik: Gavin Brivik
Kamera: Tehillah De Castro
Besetzung: Ariela Barer, Kristine Froseth, Lukas Gage, Forrest Goodluck, Sasha Lane, Jayme Lawson, Marcus Scribner, Jake Weary, Irene Bedard
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