Eigentlich hätte es der schönste Tag im Leben des CIA-Agenten Felix Leiter (David Hedison) werden sollen, als er Della (Priscilla Barnes) heiratet. Kurz zuvor hatte er den mächtigen südamerikanischen Drogenbaron Franz Sanchez (Robert Davi) hinter Gitter gebracht. Zumindest dachte er das. Dabei hatte er unterschätzt, wie groß der Einfluss von Sanchez ist, nur kurze Zeit später ist dieser auf freiem Fuß und schwört Rache. Als Geheimagent James Bond (Timothy Dalton), der ebenfalls an dem Einsatz beteiligt war, davon erfährt, eilt er sofort zu seinem Freund. Doch zu spät: Felix wurde schwer verletzt, Della sogar ermordet. Nun ist es Bond, der Rache will. Da er hierbei nicht auf die Unterstützung des britischen Geheimdienstes zählen kann, kündigt er und beschließt, sich allein auf die Jagd nach Sanchez zu machen …
Ein unterschätzter Bond
So erfolgreich die Filme um den britischen Geheimagenten James Bond waren, so schwierig war es, wenn einer der Darsteller ausstieg. Das bekam George Lazenby zu spüren, als er mit Im Geheimdienst Ihrer Majestät Sean Connery nachfolgte und niemand ihn darin sehen wollte. Und auch beim Ende von Roger Moore wurde es sehr holprig, woran Connery mit seinem Comeback Sag niemals nie einen Anteil hatte. Die Wahl fiel nach vielfachem hin und her auf den Waliser Timothy Dalton, der wie Lazenby eine neue Interpretation der beliebten Leinwandfigur wagte und dafür vom Publikum nicht wirklich angenommen wurde. Das ist schade, da sowohl Der Hauch des Todes wie auch Lizenz zum Töten ihre Qualitäten haben und im Laufe der Jahre eine deutliche und überfällige Aufwertung erhielten.
Dass speziell der zweite Auftritt Daltons an den Kinokassen enttäuschte, könnte aber auch daran gelegen haben, dass er inhaltlich in eine ganz andere Richtung ging. In vielen der vorangegangenen Filme hatte sich Bond mit wahnsinnigen Typen herumschlagen müssen, welche die Welt erobern wollten. Im Vergleich dazu ist ein Drogenbaron ziemlich gewöhnlich. In Leben und sterben lassen hatte es der Geheimagent zwar auch schon mal mit einem solchen zu tun. Damals gab es aber auch ein Medium, einen Voodoopriester und eine Krokodilfarm – der Wahnsinn ging also weiter. Lizenz zum Töten ist da deutlich geerdeter und dreckiger. Selbst Q, der mit seinen absurden Gadgets fester Bestandteil der Reihe ist, ändert an dieser Ausrichtung nichts.
Der Agent auf persönlichem Rachefeldzug
Hinzu kommt der persönliche Bezug des Protagonisten. Zwar war Bond auch in anderen Filmen auf einem Rachefeldzug gewesen. Genauer heftete er sich an Blofeld, der am Ende von Im Geheimdienst Ihrer Majestät Bonds Frau ermorden ließ. Das war aber nur ein Element unter mehreren. In Lizenz zum Töten rückt die Rache in den Mittelpunkt. Alles, was der Spion hier tut, dient dem Zweck, Sanchez zur Verantwortung zu ziehen. Dafür schreckt er vor nichts zurück, was den 16. offiziellen Teil zu einem der brutalsten in der Reihe macht. Beispielsweise hat er zu Beginn keine Probleme damit, einen Sicherheitsmann eiskalt zu ermorden, obwohl der vermutlich gar nicht in die kriminellen Machenschaften verwickelt ist. Überhaupt setzt sich James über alle Regeln hinweg. Sicher, das hatte er zuvor bei den anderen Darstellern auch getan. Hier geschieht das aber aus einer großen Wut heraus, die alles andere überdeckt.
Damit ist Lizenz zum Töten im Grunde nicht viel anders als die zahlreichen Rachethriller, die gerade im B-Movie-Bereich unentwegt veröffentlicht werden. Der Film ist aber besser. So sind die Actionszenen sehenswert, etwa beim Einstieg, bevor es wirklich losgeht. Auch die schauspielerischen Leistungen sind auf einem höheren Niveau. Besonders Robert Davi war hier sein Geld wert, wenn er die eigentlich nicht übermäßig interessante Figur des Drogenbarons mit enthusiastischer Bösartigkeit spielt. Die Bond Girls haben wieder mehr zu tun, was einer der Schwachpunkte des Vorgängers war. Als kleinen Bonus gab es mit Gladys Knights Licence to Kill den besten Bond-Song seit vielen Jahren. In den USA ging dieser zwar ziemlich unter, zumindest in Europa war das theatralisch Titellied jedoch ein großer und verdienter Hit, der einen an die eleganten Lieder der Anfangstage erinnert und damit besser gealtert ist als so manch anderes Bond-Lied aus den 80ern.
OT: „Licence to Kill“
Land: UK, USA
Jahr: 1989
Regie: John Glen
Drehbuch: Michael G. Wilson, Richard Maibaum
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Michael Kamen
Kamera: Alec Mills
Besetzung: Timothy Dalton, Carey Lowell, Robert Davi, Talisa Soto, Anthony Zerbe
Wie schon bei den beiden direkten Vorgängerfilmen gab es auch zu Lizenz zum Töten ein eigenes Videospiel. In Licence to Kill wurden in sechs Levels mehrere Actionszenen aus dem Film nachgespielt.
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)