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Kompromat – Die Macht der Lüge

„Kompromat – Die Macht der Lüge“ // Deutschland-Start: 23. Februar 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Sibirien, 2017: Eigentlich ist Mathieu Roussel (Gilles Lellouche) mit seiner Arbeit für den Verein Alliance Francaise um den kulturellen Austausch zwischen Frankreich und Russland bemüht. Doch als dabei ein homoerotisches Ballett aufgeführt wird, ist die Empörung der lokalen russischen Bevölkerung groß. Kurze Zeit später wird Mathieu verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Der Vorwurf: Er soll Kinderpornografie verbreitet und sich auch an seiner eigenen Tochter vergriffen haben. Seine eigene Frau Alice (Elisa Lawoski) habe gegen ihn ausgesagt. Der Franzose fällt aus allen Wolken, kann sich die Sachlage nicht erklären. Doch seine Proteste bewirken nichts, auch als klar wird, dass die Beweise gefälscht sind. Nur die verheiratete Svetlana (Joanna Kulig), mit der er einige Tage zuvor getanzt hat, ist bereit, ihm zu helfen …

Unschuldig verfolgt

Dass die russische Führung einen recht kreativen Umgang mit der Wahrheit pflegt, ist kein Geheimnis. Ob es der aktuelle Krieg in der Ukraine ist oder die Posse um den oppositionellen Alexei Anatoljewitsch Nawalny, der zu immer neuen Strafen verurteilt wird: Gesagt wird viel, Beweise interessieren niemanden. Insofern passt der Film Kompromat – Die Macht der Lüge gut in dieses trübe Bild. Hier wird erst gar nicht so getan, als wäre die russische Justiz ihres Namens würdig. Da wird erst verurteilt, später werden die Beweise konstruiert. Es ist noch nicht einmal so, dass Gründe dafür geliefert werden. Weder ihm noch dem Publikum wird gesagt, was genau er denn angestellt hat, um eine solche Behandlung zu verdienen.

Zwischendurch wird zwar impliziert, dass Roussel vielleicht selbst ein Agent sein könnte, der enttarnt wurde. Das wird aber nicht weiter verfolgt. Wahrscheinlicher ist, dass die Vorwürfe die Reaktion auf die Geschichte mit dem Ballett ist, das nicht ins Weltbild der homophoben Elite passte. Aber auch das wird nie abschließend geklärt. Wer sich den Film anschaut in der Hoffnung, dass er irgendwann Antworten liefert, kann sich das sparen. Kompromat – Die Macht der Lüge ist kein Krimi, bei dem die Wahrheit gesucht und gefunden wird. Die ist hier letztendlich sogar irrelevant. Selbst als später Beweise auftauchen, die Roussel entlasten, interessiert sich niemand dafür. Nicht die Leute vom Geheimdienst, nicht einmal die von der Botschaft. Da werden Fakten geschaffen, die alten verschwinden einfach.

Wenn nur die Flucht noch bleibt

Das wird manche frustrieren, ist aber Teil des Konzepts. Der Film erzählt davon, wie jemand einer willkürlichen Justiz ausgeliefert ist und wie er mit diesem Ohnmachtsgefühl umgehen muss. Das Motiv einer Hauptfigur, die unschuldig eines Verbrechens beschuldigt wird, ist natürlich ein Klassiker. Auch dass diese fliehen muss, kennen wir aus anderen Titeln. Anders als aber beispielsweise beim Klassiker Auf der Flucht, wo der Protagonist seine Unschuld beweisen will, ist das hier keine Option. Die Flucht bedeutet bei Kompromat – Die Macht der Lüge wirklich nur Flucht. Das höchste Glück für den Franzosen wäre es, heil aus Russland herauszukommen und in seine Heimat zurückzureisen. Mehr als das ist nicht drin, nicht bei einer derart korrupten Justiz. Und selbst die Flucht ist mit großen Schwierigkeiten verbunden, da ein bis an die Zähne bewaffneter Grenzschutz im Zweifel alles abknallt, was heimlich über die Grenze huschen will.

Das ist alles recht spannend, Regisseur Jérôme Salle (Zulu) weiß schon, wie er eine solche Geschichte zu inszenieren hat. Nuancen oder Schattierungen sollte man dabei hingegen nicht erwarten. Inhaltlich ist das alles ziemlich simpel gehalten. Am interessantesten ist noch die Frage, ob die französische Botschaft für einen einzelnen Menschen einen diplomatischen Skandal in Kauf nehmen sollte oder nicht. Aber das ist nur ein winziger Aspekt. Stattdessen wird etwas unnötig an anderen Stellen aufgebauscht, seien es die Eheprobleme von Mathieu, der körperlich behinderte Ehemann von Svetlana oder die romantischen Momente. Kompromat – Die Macht der Lüge hätte das alles nicht gebraucht, sondern lieber die Zeit anderweitig genutzt. Und auch bei der Musik wurde zu viel getan, das ist zum Teil schon sehr aufdringlich. Damit reicht es zwar noch für einen soliden Thriller, aber eben nicht mehr.

Credits

OT: „Kompromat“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Jérôme Salle
Drehbuch: Jérôme Salle, Caryl Ferey
Musik: Guillaume Roussel
Kamera: Matias Boucard
Besetzung: Gilles Lellouche, Joanna Kulig, Elisa Lawoski, Danila Vorobyev, Aleksey Gorbuno

Bilder

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Kompromat – Die Macht der Lüge
fazit
„Kompromat – Die Macht der Lüge“ erzählt von einem Franzosen, der in Russland mit fabrizierten Beweisen verurteilt werden soll. Es gelingt dem Film ganz gut, das Ohnmachtsgefühl des Protagonisten zu veranschaulichen, spannend ist der Thriller. Allerdings stimmt die Balance nicht: Während die Geschichte zum Teil überfrachtet ist, gibt es an anderen Stellen nur das Nötigste.
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von 10