Zwei Jahre hat Red (Luke Bracey) im Knast gesessen. Doch nun ist das vorbei, er freut sich darauf, wieder ein ganz normales Leben zu führen und Zeit mit seiner Frau Chloe (Nina Dobrev) und Töchterchen Bea (Ella Ryan Quinn) zu verbringen. Mit der Welt des Verbrechens will der ehemalige Safeknacker nichts mehr zu tun haben, sieht man einmal von der Beute eines vorherigen Coups ab, den sein Partner Le Roi (Clé Bennett) versteckt hat. Sein Bewährungshelfer Ernesto Sanchez (Clifton Collins Jr.) vermutet schon, dass da etwas ist, er traut seinem Schützling nicht über den Weg. Beweise für ein Fehlverhalten gibt es jedoch keine. Eine größere Gefahr geht hingegen von dem Auftragsmörder Luc Chaltiel (Crispin Glover) aus, der sich an die Fersen von Red geheftet hat und noch eine alte Rechnung mit ihm offen hat …
Zurück zu den Wurzeln
Still ist es geworden um Roger Avary. Bis heute hängt ihm der Ruhm von Pulp Fiction (1994) nach, dessen mit einem Oscar ausgezeichnete Geschichte er mit Quentin Tarantino entwickelt hatte. Die große Karriere schloss sich an den Volltreffer nicht an. Zwar arbeitete er im Anschluss immer mal wieder an Filmen, führte Regie oder schrieb das Drehbuch für die Videospiel-Adaption Silent Hill (2006) oder das Fantasy-Abenteuer Beowulf (2007). Große Hits waren aber nicht mehr dabei. Nachdem er wegen eines von ihm verursachten Autounfalls mit Todesfolge ins Gefängnis musste, schien die Karriere vollends vorbei zu sein. Etwas überraschend meldete er sich 2019 aber noch einmal nach vielen Jahren Pause zurück, mit dem von ihm geschriebenen und inszenierten Lucky Day, das mit einigen Jahren Verspätungen nun auch in unsere Kinos kommt.
Gleich in mehrfacher Hinsicht kehrt der in Kanada geborene Filmemacher damit zu seinen Wurzeln zurück. Nicht nur, dass er hier an sein Debüt Killing Zoe von 1993 anschließt, bei dem ein Safeknacker nach Paris reist, um dort einem Freund bei einem Bankraub zu helfen. Lucky Day ist auch von der Machart her ein Werk, bei dem man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Avary setzt auf eine Mischung aus Krimi und Thriller, spart dabei aber auch mit Humor nicht. Ob man so weit gehen muss, das als Komödie zu bezeichnen, darüber lässt sich streiten. Der Filmemacher setzt aber auf überzeichnete Figuren, die eine oder andere absurde Situation und natürlich auch markige Sprüche.
Übertrieben und doch wenig bemerkenswert
Das ist zuweilen nah am Rand zur Karikatur. Vor allem Crispin Glover in der Rolle des psychopathischen Killers wirkt mit seinem herzhaften Overacting so, als habe er sich im Film geirrt. Tatsächlich bedrohlich wirkt er dadurch nicht. Auch wenn Luc als gnadenloser Mörder porträtiert wird, der aus den nichtigsten Gründen andere tötet, stellt sich dadurch keine wirkliche Spannung ein. Das heißt nicht, dass in Lucky Day nichts geschieht. Der Film hat schon einen größeres Body Count vorzuweisen. Nach einem gemächlichen Einstieg, der mehr Red und seiner Familie gewidmet ist, geht es schon ordentlich zur Sache. Zuweilen geschieht das mit einem Augenzwinkern, wie bei den grotesken Momenten bei einer Kunstausstellung mit geschmackloser Pointe.
Für ein großes Comeback reicht das aber nicht aus. So lässt gerade der Spannungsfaktor zu wünschen übrig. Sehr aktiv zu sein, ist dann doch nicht dasselbe wie Effektivität. Es ist auch nicht so, als hätte man als Zuschauer bzw. Zuschauerin wahnsinnig gute Gründe, warum man mit dem Protagonisten mitfiebern sollte. So hat er weder die Geschichte noch die Persönlichkeit, die dazu einladen würden, auch wenn Avary zum Ende hin Anteilnahme erzwingen will. Richtig schlecht ist Lucky Day deswegen nicht. Da sind ein paar unterhaltsamere Szenen. Auch die Sache mit der Tochter, die partout nur Französisch sprechen möchte, was den Papa überfordert, ist irgendwie ganz nett. Er ist aber zu wenig, um ausgerechnet diesem Film den Vorzug geben zu müssen. So richtig glücklich ist das hier dem Titel zum Trotz nicht.
OT: „Lucky Day“
Land: Frankreich, Kanada
Jahr: 2019
Regie: Roger Avary
Drehbuch: Roger Avary
Musik: tomandandy
Kamera: Brendan Steacy
Besetzung: Luke Bracey, Nina Dobrev, Crispin Glover, Ella Ryan Quinn, Clé Bennett, Clifton Collins Jr., David Hewlett
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