Viel Zeit bleibt der an Krebs erkrankten Gerda Weinberger (Gerburg Jahnke) nicht mehr. Und diese Zeit will sie unter keinen Umständen in einem Pflegeheim verbringen. Da trifft es sich ganz gut, als plötzlich Simon Yeboah (Eugene Boateng) vor ihr steht. Eigentlich will der sich ihr Haus nur für ein Wochenende ausleihen. Stattdessen nötigt Gerda den Fremden, den sie anfänglich für einen Einbrecher hält und mit einer Harpune bedroht, dazu, als Pfleger bei ihr einzuziehen. Kurze Zeit später gesellt sich Linda (Isabell Polak) dazu, ihre entfremdete Tochter. Und als wäre das nicht schon Trubel genug, ziehen noch Dora (Giulia Goldammer) und deren Tochter Feli (Muine Keune) eine, die auch Simons Tochter ist …
Auf der Suche nach dem Witz
Offensichtlich hat man sich beim ZDF entschlossen, den Donnerstagabend für Komödien zu reservieren. So lud der Sender vergangene Woche zu Gäste zum Essen ein, wo ein gemeinsames Abendessen zweier Paare, deren Kinder zusammen sind, mit jedem Gang mehr eskaliert – zur Freude des Publikums. Und auch in Mit Harpunen schießt man nicht soll mithilfe zahlreicher Konfrontationen für gute Laune gesorgt werden. Der Unterschied ist: Hier wird erst gar nicht so getan, als würde man zivilisiert miteinander umgehen wollen. Da wird von Anfang an der Konflikt gesucht. So bezieht sich der Titel darauf, wie Oma Gerda Simon mit einer Harpune bedroht, was nun nicht die naheliegendste Waffe für den Heimgebrauch ist.
Die Wahl der Waffe ist dabei der originellste Einfall im gesamten Film. So originell, dass man ihn später gleich ein zweites Mal einbrachte. Unbedingt nötig wäre das nicht gewesen, aber selbst in der Wiederholung ist das witziger als vieles, was einem hier so vorgesetzt wird. Das heißt nicht, dass Drehbuchautor Stefan Kuhlmann (Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger) nicht bemüht war, auch andere Witze einzubauen. Versuche der Komik gibt es in Mit Harpunen schießt man nicht nicht zu knapp. Aber wie so oft bei Filmen öffentlich-rechtlicher Sender: Nicht alles, das komisch gemeint war, ist es am Ende auch. Vieles hier ist einfach nur langweilig, riecht nach abgelaufener und wieder aufgewärmter Konserve. Ein bisschen mehr Ambition darf man schon mitbringen beim Verfassen eines Drehbuchs.
Versöhnung zum Nulltarif
Dass die humorvollen Stellen keinen guten Eindruck hinterlassen, liegt zum Teil auch an den Figuren. Am ehesten macht noch Gerda Spaß, die von Gerburg Jahnke mit einer gewissen Garstigkeit gespielt wird. Der Rest ist kaum erwähnenswert. Das heißt nicht, dass nicht auch die anderen auf Konfrontation gehen. Es macht aber keinen Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Wenn beispielsweise Feli anfangs herumkrakeelt, dann ist das nicht unterhaltsam, sondern nur anstrengend. Es ist nicht einmal so, dass Mit Harpunen schießt man nicht das konsequent fortführt. Stattdessen ist das Mädchen später ohne echte Kontur, ist einfach nur irgendwie da. Das geht dann auch mit dem versöhnlichen Ton zum Ende einher, der bei solchen Filmen obligatorisch ist. Das Publikum soll den Eindruck haben, dass alles gut wird, ohne dass etwas dafür getan werden muss.
Natürlich spricht nichts dagegen, sich für Versöhnung einzusetzen. In Zeiten, in denen die Gesellschaft gefühlt immer mehr auseinanderbricht, wäre es vielleicht sogar wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Das macht hier aber niemand. Bei Mit Harpunen schießt man nicht gibt es nur Wohlfühlen zum Nulltarif. Und damit das nicht weiter auffällt, wird pünktlich im letzten Drittel mal wieder dramatisch zugespitzt. Auch hier werden einfach nur alte Konventionen befolgt, ohne mal darüber nachzudenken, vielleicht zur Abwechslung mal etwas Eigenes zu erzählen. Das darf einem alles egal sein. Vielen ist es das wohl, der Film ist schließlich keine Ausnahme, im Fernsehen kommen lauter solcher persönlichkeitsbefreiten Berieselungskomödien. Verschwendung ist es dennoch.
OT: „Mit Harpunen schießt man nicht“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Peter Gersina
Drehbuch: Stefan Kuhlmann
Musik: Gert Wilden Jr.
Kamera: Jochen Stäblein
Besetzung: Gerburg Jahnke, Eugene Boateng, Isabell Polak, Giulia Goldammer, Muine Keune
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