Die Familie Portokalos aus Chicago hat ihr Oberhaupt verloren. Tochter Toula (Nia Vardalos) will dem verstorbenen Vater Gus den letzten Wunsch erfüllen und sein griechisches Heimatdorf besuchen. Sein Tagebuch sollen drei Freunde aus seiner Kindheit erhalten. Eine gute Gelegenheit für die Reise bietet sich, als die Familie die Einladung der jungen Dorfbürgermeisterin Victory (Melina Kotselou) erhält. Sie ist an alle Familien adressiert, die aus dem griechischen Dorf stammen. Toula reist nicht allein an, sondern in Begleitung ihres Mannes Ian (John Corbett), ihres Bruders Nick (Louis Mandylor), der Tanten Voula (Andrea Martin) und Frieda (Maria Vacratsis) und der Tochter Paris (Elena Kampouris). Tante Voula hat zudem dafür gesorgt, dass auch der junge Aristotle (Elias Kacavas) mit von der Partie ist, dem die Studentin Paris vielleicht etwas zu voreilig ihr Interesse entzog. Im Dorf angekommen, muss Toula feststellen, dass sie die einzigen Besucher sind und auch Gus’ Kindheitsfreunde fehlen. Dafür tauchen überraschend Familienangehörige auf, von denen die Gäste nichts wussten. Wie aber soll Toula nun die alten Freunde des Vaters finden?
Sommer, Sonne, Griechenland
Im Jahr 2002 kam der Independent-Film My Big Fat Greek Wedding heraus, der sich überraschend zur erfolgreichsten romantischen Komödie aller Zeiten entwickeln sollte. Die Produzentin Rita Wilson hatte ihren Mann Tom Hanks auf das gleichnamige Theaterstück von Nia Vardalos aufmerksam gemacht, einer Kanadierin mit griechischen Wurzeln. Der Film, indem Vardalos die Hauptrolle der Toula spielt, basiert auf ihren eigenen Erlebnissen als Tochter einer griechischen Einwandererfamilie, die sich zum Ärger ihres Vaters einen nichtgriechischen Bräutigam wählt. Die fröhliche Culture-Clash-Komödie spielte bei Produktionskosten von lediglich 5 Millionen Dollar weltweit über 368 Millionen Dollar ein. My Big Fat Greek Wedding 2 aus dem Jahr 2016 nahm sich an der Kinokasse und für die Filmkritik schon deutlich bescheidener aus. Die darin erzählten Probleme von Toula und Ian mit ihrer nach Unabhängigkeit strebenden Tochter und über die verspätete Hochzeitszeremonie von Toulas Eltern erreichten nicht mehr die Fallhöhe der ersten Geschichte.
Der Charme des Originals aber bleibt legendär. Viele Menschen, die Toula und ihre laute, sich ständig in ihre Angelegenheiten einmischende Familie ins Herz schlossen, wollen vermutlich wissen, wie es dort weitergegangen sein könnte. Und im Grunde ist es bei solch einem Stoff auch nur eine Frage der Zeit, bis ein Fortsetzungsfilm die Familie auf Besuchsreise ins Land ihrer Herkunft schickt. Vardalos, die beim dritten Film auch die Regie übernahm, lässt Toula den Besuch in Griechenland zu Ehren des verstorbenen Vaters unternehmen – und würdigt damit indirekt auch seinen Darsteller Michael Constantine, der die Produktion dieser Fortsetzung nicht mehr erlebte. Im Geiste werden für Toula die Fotos, die Gus als Kind mit seinen Freunden beim Fußballspielen im Dorf zeigen, wieder lebendig. Wäre dieser Film lediglich eine Folge einer TV- oder Streamingserie, könnte man ihn mit halbem Interesse durchstehen und sich mild unterhalten fühlen. Für einen Kinofilm aber hat dieser Griechenland-Trip nicht genug zu bieten.
Alle tanzen Hand in Hand
Die Sehenswürdigkeiten Athens können die Besucher aus Chicago nur im Vorbeifahren bewundern. Ein Begrüßungsbad im Meer lässt sich aber keiner nehmen: Am Strand laufen alle schnurstracks in voller Bekleidung ins Wasser. Diese Szene ist kennzeichnend für den Stil des ganzen Films: Einerseits strotzt er vor Lebens- und Urlaubsfreude, andererseits stellt er diese zu plakativ aus, als handele es sich um Touristenwerbung. Dann geht es mit der Fähre auf die Insel, wo Gus’ Heimatdorf malerisch zwischen den Olivenhainen am Berghang liegt. Viele Leute wohnen hier nicht mehr und statt eines komfortablen Hotels erwartet die Familie Portokalos ein Gemeinschaftszimmer in einem Privathaus. Bruder Nick sucht den uralten Olivenbaum, von dem sein Vater immer erzählte und verfolgt einen geheimen Plan. Überhaupt spielen Geheimnisse eine große Rolle und die Enthüllungen purzeln irgendwann – was der guten Laune aber keinen Abbruch tut und die Dialoge nicht tiefgründiger werden lässt.
Vorbehalte gegen Menschen aus anderen Kulturen gibt es auch in diesem griechischen Dorf. Als ein junger Mann eine syrische Migrantin heiraten will, sind der Vater und die Großmutter dagegen. Aber unter der Regie von Nia Vardalos steuert das Geschehen trotzdem rasch auf eine große Dorffeier zu. Die idyllische Gegend – gedreht wurde überwiegend auf Korfu –, das verschlafene Dorf, die griechische Musik verschiedener Stilrichtungen schaffen eine reizvolle Atmosphäre. Aber eine Geschichte mit Charakterentwicklung, irgendetwas mit Substanz erwartet man vergeblich. Die vielen Worte, mit denen die Figuren den familiären Zusammenhalt preisen und griechischen Patriotismus bekunden, wirken hohl und einstudiert. Es wird auch viel gelächelt – jedenfalls mehr als im Kinosaal.
OT: „My Big Fat Greek Wedding 3“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Nia Vardalos
Drehbuch: Nia Vardalos
Musik: Stephanie Economou
Kamera: Barry Peterson
Darsteller: Nia Vardalos, John Corbett, Louis Mandylor, Elena Kampouris, Lainie Kazan, Andrea Martin, Maria Vacratsis, Gia Carides, Joey Fatone, Elias Kacavas, Melina Kotselou, Stephanie Nur
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