Raging Grace
© Blue Finch Films

Raging Grace

„Raging Grace“
„Raging Grace“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Zwar ist es Joy (Max Eigenmann) gelungen, aus den Philippinen nach England zu kommen, wo sie seither lebt. Doch seither muss sie befürchten, als illegale Einwanderin wieder abgeschoben zu werden. Außerdem braucht sie dringend Geld, um sich und ihre Tochter Grace (Jaeden Boadilla) versorgen zu können. Umso größer ist ihre Freude, als sie nach mehreren Aufträgen als Putzkraft von Katherine (Leanne Best) eine gut bezahlte Stelle als Haushälterin bekommt. Sie soll ihrer neuen Chefin dabei nicht nur in dem Anwesen zur Hand gehen, sondern auch bei ihrem Onkel (David Hayman), der im Sterben liegt und kaum mehr ansprechbar ist. Für Joy ist das eine tolle Gelegenheit, auch wenn sie höllisch aufpassen muss, dass Grace nicht entdeckt wird, die sie ebenfalls ins Haus geschmuggelt hat. Dabei stellt sie fest, dass auch in dem Haus selbst manche Geheimnisse bewahrt werden …

Der Horror der Einwanderung

Dass in den letzten Jahren der Horrorfilm eine kleine Wandlung durchgemacht hat, ist kein Geheimnis. Viele Filmschaffende legen inzwischen Wert darauf, nicht einfach nur das Publikum zu erschrecken, sondern wollen diesen Aspekt mit einer Aussage verbinden. Das können persönliche Geschichten sein, auch gesellschaftliche Kommentare stehen hoch im Kurs. Bei Letzteren finden sich eine Reihe von Werken, die sich mit den Themen Einwanderung oder Flucht beschäftigten – siehe etwa Nanny oder His House, die jeweils auf eigene Weise dieses Thema bearbeiteten. Mit Raging Grace sorgt gerade ein weiteres Beispiel für Furore und wird von einem Festival zum nächsten weitergereicht.

Wobei der Film nur zum Teil mit den obigen Titeln zu vergleichen ist. So verzichtet Regisseur und Drehbuchautor Paris Zarcilla auf übernatürliche Elemente, wie es sie bei der Konkurrenz gibt. Er bleibt bei seinem Langfilmdebüt lieber nahe bei den Figuren, will grundsätzlich schon von den täglichen Erfahrungen berichten, die Menschen so machen können. Der selbst aus den Philippinen eingewanderte britische Filmemacher führt vor Augen, wie schwierig es ist, sich als Fremdkörper in Großbritannien durchzusetzen. Da ist die Furcht vor der Einwanderungsbehörde, da sind finanzielle Nöte. Und natürlich gibt es in Raging Grace auch Beispiele für Rassismus. Und für Klassizismus, wenn die philippinischen Frauen wie Objekte angesehen werden, die nach Bedarf benutzt werden.

 

Aus dem Stoff hätte man natürlich auch ein Drama machen können. Stattdessen sieht es zunächst danach aus, als habe Zarcilla eine Komödie im Sinn gehabt. So gibt es in dem Film eine Reihe humorvoller Szenen. Manche sind eher Situationskomik, wenn es darum geht, die aufgeweckte Titelfigur in dem weitläufigen Anwesen zu verstecken. Aber es finden sich auch klar satirische Momente, die Raging Grace zu einer Farce werden lassen. Nun sind Humor und Horror zwei Richtungen, die sich oft ausschließen. Den wenigsten gelingt es, wirklich beides so zusammenzuführen, dass sie noch funktionieren.  Und auch hier hapert es ein bisschen, man hat da zuweilen das Gefühl, dass das Debüt aus mehreren Einzelfilmen besteht, die versehentlich miteinander vermischt wurden.

Man sollte sich allgemein den Film nicht ansehen, wenn man die ganze Zeit zittern will. Das wird er bei den wenigsten auslösen. Unterhaltsam ist der Genremix, der beim South by Southwest Festival 2023 Premiere feierte, aber ohne Zweifel. Raging Grace gefällt durch ein Szenario, das zunächst zwar recht konventionell wirkt, im weiteren Verlauf aber auch ein paar Überraschungen bereithält. Schauspielerisch kann man sich ebenfalls nicht beklagen, sowohl die Hauptdarstellerin Eigenmann wie auch die beiden, welche die vermögende Familie verkörpern, überzeugen in ihren Rollen. Ob das hiesigen Genrefans genügt, wird sich zeigen. Zumindest ist das hier ein bemerkenswertes Debüt, welches auf Bekanntem aufbaut, dabei aber auch eine eigene Stimme entwickelt.

Credits

OT: „Raging Grace“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Paris Zarcilla
Drehbuch: Paris Zarcilla
Musik: Jon Clarke
Kamera: Joel Honeywell
Besetzung: Max Eigenmann, Jaeden Boadilla, Leanne Best, David Hayman

Filmfeste

SXSW 2023
NIFFF 2023
Fantasia Film Festival 2023
Fantasy Filmfest 2023
SLASH 2023

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Raging Grace
fazit
„Raging Grace“ verknüpft wie diverse Filme zuletzt das Thema der Immigration mit Horror. Man sollte dabei aber keine Hochspannung erwarten. Vielmehr ist das hier ein eigenwilliger Genremix mit humorvollen Momenten, der auf Bekanntem aufbaut, aber auch Überraschungen liefert.
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