François Sentinelle (Jonathan Cohen) hat einen Traum: Er möchte als Sänger so richtig durchstarten. Ständig bastelt er an seinen Liedern, will endlich ein Album aufnehmen. Da muss seine Hauptarbeit als Polizist auf der Insel La Réunion schon einmal zurückstecken. Dabei ist er auch in dieser Funktion berühmt, seine auffälligen Hemden und spektakulären Einsätze schaffen es regelmäßig in die Medien. Seine Kompetenz lässt hingegen zu wünschen übrig, womit er die anderen bei der Polizei schon mal in den Wahnsinn treibt. Dabei wäre es gerade jetzt wichtig, mit klarem Verstand bei der Arbeit zu sein. Schließlich ist da ein Entführungsfall, der bald zu einer richtig großen Geschichte heranwächst …
Der Polizist als Idiot und Nicht-Helfer
An Filmen, in denen Polizisten und Polizistinnen die Hauptfiguren sind, mangelt es bekanntlich nicht gerade. Ein Großteil davon entfällt auf das Krimi- und Thrillergenre, wo echte Heldentaten erbracht werden müssen, um das Verbrechen zu bekämpfen. Es gibt aber auch eine lange Tradition an Komödien, in denen die Gesetzeshüter durch mangelnde Kompetenz auffallen und höchstens zufällig zur Lösung stolpern. In den 80ern wurden Police Academy und Die nackte Kanone zu riesigen Kassenerfolgen, die mehrere Nachfolger nach sich zogen. Ein aktuelleres Beispiel ist der französische Film 30 letzte Tage – Ein Cop dreht auf, bei dem der Protagonist erst einmal alles falsch macht. Mit dem Amazon Prime Video Titel Sentinelle kommt nun eine weitere Komödie aus Frankreich, die mit einem Chaos-Polizisten zu punkten versucht.
Im Vorfeld durfte man dabei halbwegs optimistisch sein. Nicht nur, dass die Geschichte auf der beliebten Urlaubsinsel La Réunion spielt, weshalb man sich Hoffnungen auf schöne Bilder und stimmungsvolle Settings machen durfte. Mit Jonathan Cohen (Asterix & Obelix im Reich der Mitte, Einfach enorm) verpflichtete man außerdem einen Schauspieler für die Hauptrolle, der auch hierzulande in zahlreichen Komödien zu sehen war und dabei sein Talent demonstrieren durfte. Leider wird dieses aber zu wenig in Sentinelle genutzt. Und auch seine bekannte Kollegin Emmanuelle Bercot (Grand Expectations), eigentlich eher im Drama daheim, bekommt zu wenig Gelegenheit, um ihr Können auszuspielen. Hier spielt sie eine eiskalte Politikerin, die mit ihrer nüchternen Art den Gegenpol zum extravaganten und narzisstischen Polizisten bildet.
Schwache Witze am Rand der Zumutung
Der originellste Einfall ist dabei noch, dass der Titelheld neben seiner Karriere als Polizist Musik macht. So sieht man ihn zu Beginn beim Dreh eines Musikvideos, wo er seine selbstverliebte Art unter Beweis stellen darf. Leider beweist der Film aber auch einen ziemlich schwachen Humor. Das erste Drittel grenzt schon an Zumutung, wenn ein lahmer Witz nach dem anderen rausgehauen wird, wie man sie einfach schon zu oft gehört hat. Hinzu kommt, dass Hugo Benamozig und David Caviglioli, die gemeinsam Regie geführt und das Drehbuch geschrieben haben, diese Witze auch noch mehrfach wiederholen. Sentinelle wird so zu einer Tortur, bei der dann nicht überrascht, dass Prime Video den Film in den September-Ankündigungen gar nicht erst aufgeführt hat und er eher versteckt veröffentlicht wurde.
Im weiteren Verlauf bessert sich das. Sobald sich der Film wegbewegt von dem kläglichen Versuch, irgendwie lustig zu sein, und sich stärker auf den Fall konzentriert, wird das immerhin solide. Ein paar Wendungen durchbrechen die humoristische Monotonie, die hier vorherrscht. Aber auch dann sollte man nicht zu viel erwarten. Nachdem Amazon Prime Video eine Zeit lang auf interessante Stoffe setzte und spannende Werke herausbrachte, reiht sich Sentinelle in die Liste überflüssiger Filme ein, die inzwischen das Angebot dominieren. Wer über unfähige Polizisten lachen möchte, bleibt dann vielleicht doch besser gleich bei den Klassikern, als seine Zeit hiermit zu verschwenden.
OT: „Sentinelle“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Hugo Benamozig, David Caviglioli
Drehbuch: Hugo Benamozig, David Caviglioli
Musik: Thomas Couzinier, Frederic Kooshmanian
Kamera: Vincent Mathias
Besetzung: Jonathan Cohen, Raphaël Quenard, Emmanuelle Bercot, Gustave Kervern, Ramzy Bedia
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