Alex (Mathilde Seigner) hat einen Traum: Sie möchte als Sängerin unbedingt ganz groß rauskommen und auf den Bühnen dieser Welt stehen. Leider hat sich dieser Traum bislang aber nicht bewahrheitet, der Durchbruch lässt noch immer auf sich warten. Um in der Zwischenzeit über die Runden zu kommen, nimmt sie den Job an, mit einem Rentner-Chor Kinderlieder einzustudieren. Das ist zwar nicht das, was sie sich vorgestellt hatte, aber für die Zwischenzeit tut es auch das. Dabei hat sie jedoch die Rechnung ohne die Alten gemacht, denn die reiferen Männer und Frauen haben überhaupt nicht vor, irgendwelchen Kinderkram zu singen. Stattdessen verfolgen sie selbst einen Traum und der lautet Rock’n’Roll …
Rocken im fortgeschrittenen Alter
Man kommt schon gar nicht mehr mit bei den vielen Filmen, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden und bei denen es darum geht, dass auch Menschen im fortgeschrittenen Alter noch etwas Neues wagen können. Mal wird das Tanzbein geschwungen (Tanz ins Leben), wird sich als Fußball-Trainerin versucht (Britt-Marie war hier). Und natürlich steht auch die Liebe hoch im Kurs, so etwa bei Book Club: Ein neues Kapitel, wo eine Freundinnen-Clique jenseits der 70 eine Rundreise durch Italien antritt und dabei in eine Reihe chaotischer Situationen gerät. Insofern befinden sich die Senioren und Seniorinnen in Silver Rockers in guter Gesellschaft, wenn sie sich der Musik zuwenden und es richtig rocken lassen wollen.
Und doch ist die französische Komödie nur zum Teil mit den obigen Titeln zu vergleichen. Ein großer Unterschied: Wo es bei den Kollegen und Kolleginnen darum geht, dass die jeweilige Hauptfigur neuen Mut fassen muss, da ist das hier nicht nötig. Damit hängt zusammen, dass die Hauptfigur in Silver Rockers eben niemand aus dem Chor ist, sondern die sehr viel jüngere Leiterin. Ihre Aufgabe ist es nicht, die Mitglieder zu motivieren, sondern sie in die richtigen Bahnen zu leiten und dabei eventuell auch zu bremsen. Denn die Begeisterung, welche die Alten hier mitbringen geht nicht mit einer entsprechenden Erfahrung einher. Man hat hier nicht unbedingt das Gefühl, dass die Leute immer wissen, was sie da tun oder wovon sie reden.
Nette, harmlose Komödie
Im Grunde ähnelt Silver Rockers dann auch mehr den ganzen Sport-Komödien, bei denen ein Trainer eine Chaos-Truppe formen und auf die Siegerstraße führen muss. Vom Kultfilm Cool Runnings, wo die jamaikanische Bobmannschaft für die Olympischen Winterspiele trainiert, bis zu Champions vor einigen Monaten, bei dem es um ein Basketballteam mit behinderten Menschen geht: Die Auswahl ist groß. Und sie basieren meistens auf dem Konzept, dass vermeintlich Unbegabte plötzlich doch Erfolg haben, das beliebte Underdog-Motiv. Hier ist das zumindest insofern anders, da die Leute ohnehin singen, es also nicht so ist, dass komplett von vorne angefangen werden muss. Dafür setzt der Film anderweitig auf Kontraste, wenn die Seniorentruppe in der Welt des Rock immer wie ein Fremdkörper wirkt. Vor allem dann, wenn sie nicht einmal weiß, was genau sie da singt.
Das ist als Idee schon ganz nett. Aber auch nicht wirklich mehr als das. Über weite Strecken plätschert Silver Rockers ein wenig vor sich her, die Witze sind recht harmlos. Sie wiederholen sich zudem, da dem ursprünglichen Konzept nicht wirklich mehr hinzugefügt wird. Insofern ist das hier mehr eine Komödie, die etwas der Berieselung dient. Hauptdarstellerin Mathilde Seigner (Mamma ante Portas) ist engagiert, die Alten sind auf ihre verschrobene Weise sympathisch. Das kann schon reichen, um sich irgendwie anderthalb Stunden vor dem Fernseher zu vertreiben. Wo viele vergleichbare Filme aber zumindest noch inspirierende Momente haben, gibt es bei der französischen Produktion nichts, das einen dauerhaften Eindruck hinterlassen würde.
OT: „Chœur de rockers“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Luc Bricault, Ida Techer
Drehbuch: Nemo Leno, Julie Manoukian, Ida Techer
Vorlage: Valérie Péronnet
Musik: Matei Bratescot
Kamera: Patrick Blossier
Besetzung: Mathilde Seigner, Bernard Le Coq, Anne Benoît, Andréa Ferréol, Brigitte Roüan, Myriam Boyer, Patrick Rocca, Armelle Deutsch, Guillaume Marquet, Yan Gorodetzky
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