Song of the Bandits – Staffel 1

Korea, 1920: Das Land ist von den Japanern besetzt, die Menschen haben die Wahl zwischen Unterdrückung, Tod oder Flucht. Einer, der seine Heimat zurückgelassen hat, ist Lee Yoon (Nam-gil Kim). Dieser war im Dienst der japanischen Armee, verließ diese doch, um nach Gando zu gehen, das Land der Gesetzlosen. Dort trifft er auf eine Reihe von Leuten, die es sich zum Ziel gemacht haben, ihr Heimatland zurückzuerobern. Die Banditen mögen nicht die Ausrüstung der Aggressoren haben, sind auch nicht so zahlreich. Doch sie haben den unbedingten Willen und die eine oder andere Idee, wie sie den Japanern schaden können. So verfolgt Nam Hee-shin (Seohyun), die wegen des geplanten Baus einer Eisenbahnstrecke nach Gando gekommen ist, in Wahrheit einen anderen Plan …

Western auf Südkoreanisch

Auch wenn der ganz große Hype um südkoreanische Produktionen inzwischen wohl vorbei ist, hält Netflix doch daran fest, regelmäßig Filme und Serien aus dem fernöstlichen Land zu uns zu holen. Erfreulich ist dabei gerade auch die Vielfalt. So gab es in den letzten Wochen unter anderem den Box-Krimi Bloodhounds, die Komödie Dream über eine Obdachlosen-Fußball-Weltmeisterschaft sowie die Thrillerserie Mask Girl über eine maskierte Frau, die in mehrere Verbrechen involviert ist. Wer das alles schon durch hat und Nachschub sehen mag, für den gibt es jetzt Song of the Bandits im Angebot. Und auch dieses Mal lohnt sich ein Blick, obwohl – oder weil – die Serie kaum mit den übrigen Titeln zu vergleichen ist, die wir sonst aus Südkorea zu sehen bekommen.

Das Motiv eines besetzten Landes, das sich gegen die Aggressoren erhebt, ist dabei natürlich nicht selten. Das findet sich überall, in allen Kulturkreisen. Gerade die japanische Schreckensherrschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat in Korea und China viele filmische Spuren hinterlassen. Ungewöhnlich ist jedoch, dass dieser Unabhängigkeitskampf in Song of the Bandits in Form eines Westerns umgesetzt wurde. Schon der Titel klingt wie ein Ausflug in das Genre, das ursprünglich eng mit den USA verbunden war. Auch visuell erinnert an die ikonischen Bilder: Cowboy-Hüte, Pferde, lange Mäntel, trockene Landschaften und jede Menge Schießeisen. Dazwischen finden sich aber auch immer mal wieder Elemente, die einem vor Augen führen, dass wir es mit einer koreanischen Produktion zu tun haben, und so für einen interessanten Mix sorgen.

Lang, aber unterhaltsam

Auch inhaltlich ist das alles nicht ganz so eindeutig, wie es zunächst erscheint. Natürlich sind die Japaner hier die Bösen, es gibt nationalistische Töne. Das ist bei dem Thema praktisch obligatorisch. Auch der gelegentliche Hang zum Pathos überrascht kaum, wobei das hier erträglicher ist als bei so manch anderer südkoreanischer Produktion. Dafür wird aber versucht, bei den Figuren für etwas mehr Nuancen zu sorgen. Song of the Bandits ist dann eben doch keine reine Heldenveranstaltung, sondern bringt Leute zusammen, die ihre eigenen Ziele verfolgen und nicht unbedingt immer Vorbildcharakter haben. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Es trägt vielmehr zum Unterhaltungsfaktor bei, weil auf diese Weise die Dynamik zwischen den Figuren interessanter ist. Das hätte man sicherlich mit mehr Humor anreichern können, die Bedingungen dafür waren zumindest da. Aber auch in dieser Form macht das Spaß.

Dabei dauert es eine Weile, bis man mit den Figuren wirklich mitgehen kann. Schließlich sind da diverse Parallelstränge und Einzelschicksale, die erst einmal kennengelernt werden wollen. Damit hängt zusammen, dass die Länge etwas großzügiger ausgefallen ist. Für seine südkoreanische Produktion sind neun Folgen à meist einer Stunde Laufzeit zwar nicht wirklich viel, da gibt es ganz andere Kaliber. Man muss bei Song of the Bandits aber schon mehr Geduld mitbringen. Langweilig wird es einem dabei jedoch nicht. Schließlich sind da immer wieder Actionszenen oder andere brenzlige Momente, die dafür sorgen, dass man hier gut beschäftigt ist. Schauspielerisch passt das ebenfalls, die fernöstliche Western bringt da genug mit, um ein Wochenende lang abzutauchen.