Tapie Netflix Streamen online
© Marie Genin/Mika Cotellon/Netflix
Tapie Netflix Streamen online
„Tapie“ // Deutschland-Start: 13. September 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Bernard Tapie (Laurent Lafitte) mag aus einfachen Verhältnissen kommen und von Geburt aus keine großen Chancen haben in dieser Welt. Das heißt aber nicht, dass er es nicht trotzdem versuchen kann. Tatsächlich gibt es nichts, was er unversucht lässt, um es bis an die Spitze zu schaffen. Nachdem ein erster Anlauf als professioneller Sänger nicht den erhofften Erfolg mit sich bringt, verlagert er sich aufs Unternehmertun – mit gleichermaßen bescheidenem Ergebnis. Seine diversen Ideen führen nicht zum erhofften Durchbruch. Besser läuft es, als er beginnt, kriselnde Unternehmen aufzukaufen und daraus Gewinn zu schlagen. Dabei scheut er vor keinem Risiko zurück, erlaubt ist alles, was am Ende Geld bringen könnte. Tatsächlich gelingt ihm nach einer Reihe von Fehlschlägen der Weg an die Spitze – doch damit fangen die Probleme erst richtig an …

Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen und Serien gegeben, die sich realer ungewöhnlicher Erfolgsgeschichten annehmen. Die einzelnen Kontexte sind natürlich sehr unterschiedlich. Bei Spinning Gold – Der Soundtrack deines Lebens lernen wir etwa den Gründer des Plattenlabels Casablanca Records kennen, der mit geradezu wahnsinnigen Methoden den Sprung an die Spitze schaffte.  Sehr dreist waren auch die Machenschaften in King of Stonks, das den Skandal rund um Wirecard noch einmal auf den Tisch packte. Wer diese Art Geschichten mag, für den gibt es mit der Netflix-Serie Tapie Nachschub. Auch hier gibt es unfassbare Anekdoten und Lebenswege, bei denen man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte. Umso mehr, da es auch hier einen wahren Kern gibt. Dieser betrifft Bernard Tapie, eine der schillerndsten Gestalten der französischen Politik.

So war der Franzose Anfang der 1990er gefühlt überall, mischte als Minister und Abgeordneter mit, besaß große Unternehmen, auch als Präsident von Olympique Marseille führte er den Fußballclub zu ungeahnten Höhen. In der Hochphase soll die Groupe Bernard Tapie jährlich mehr als fünf Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht haben. Doch wie das so ist mit dem Sprung an die Spitze, manchmal stürzt man ebenso böse wieder ab. Dabei fiel dieser Absturz ebenso spektakulär aus. Wenn die einzelnen Stationen nicht genau dokumentiert wären, man würde sie kaum glauben. Tapie nutzt das dann auch aus. Wie es bei solchen Titeln üblich ist, wird hier gnadenlos der WTF-Faktor zelebriert, von den bescheiden Anfängen bis zum finalen Knall. Der Protagonist probierte so ziemlich alles aus, was ihm in den Sinn kam. Und das war eine Menge: Er tanzte unternehmerisch und politisch auf allen Hochzeiten, nichts blieb unversucht.

Achterbahn der Gefühle

Der in seiner Heimat bekannte Hauptdarsteller Laurent Lafitte (Ein Mordsteam ermittelt wieder, Der Ursprung der Welt) verbindet dabei Charisma, Einfallsreichtum und Dreistigkeit zu einem ganz speziellen Menschen, bei dem man nicht weiß, ob man ihn bewundern oder verachten soll. Letzteres gilt gerade im weiteren Verlauf, als sich Erfolge einstellen und er  alles tut, um noch mehr Erfolg zu haben. Aber schon vorher war er sehr umstritten, verkaufte sich zwar als Vertreter des kleinen Mannes, verfolgte dabei primär eigene Interessen. Sympathisch ist das eher weniger. Während man anfangs noch versucht ist, dem ambitionierten Underdog die Daumen zu drücken, schlägt das Pendel später in die andere Richtung. Tapie bietet da schon eine gewisse Achterbahn der Gefühle.

Das geht auch mit einer schwankenden Tonalität einher. Zunächst ist die Geschichte noch mit Humor erzählt, die Serie will in erster Linie Spaß machen. Im weiteren Verlauf wird Tapie aber ernster und düsterer. Damit verliert das etwas von dem anfänglichen Charme und der Leichtigkeit. Die Spannung bleibt dafür konstant, selbst nach den Erfolgen. Schließlich will man wissen, wie und warum das Kartenhaus zusammenkrachen wird. Dass vieles fiktionalisiert ist, wie bei so vielen „wahren“ Geschichten, mag manche irritieren. Wer sich daran nicht stört, sondern einfach nur gut unterhalten werden möchte, kommt bei diesem faszinierenden Lebenslauf auf seine Kosten. Da die Serie den Zeitraum von den 70ern bis in die 90er abdeckt, entsteht dabei zudem das Porträt eines sich wandelnden Frankreichs.

Credits

OT: „Tapie“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Tristan Séguéla
Idee: Tristan Séguéla, Olivier Demangel
Musik: Amin Bouhafa
Kamera: Romain Carcanade, Hichame Alaouie
Besetzung: Laurent Lafitte, Joséphine Japy, Patrick d’Assumçao, Camille Chamoux, Antoine Reinartz, Hakim Jemili, Julien Frison, Ophélia Kolb, Alexia Giordano

Bilder

Trailer

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Tapie
fazit
„Tapie“ erinnert an Bernard Tapie, der als Unternehmer enorme Erfolge feierte und auch in der Politik mitmischte. Dabei betont die französische Serie zu Beginn vor allem, wie unglaublich und kaltschnäuzig seine Methoden waren. Das geht mit einigem Humor einher, später wird es aber düsterer.
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