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Polizist Simon Laby (Sebastian Klein) ist tot, erschossen und vergraben irgendwo im Wald. Das sagt zumindest Anton Schilling (Niels Bormann). So genau kann er sich aber nicht erinnern, zu viel Alkohol hat seine Sinne benebelt. Dennoch muss der Sache nachgegangen werden. Und so macht sich Kommissar Darin Brix (Wolfram Koch) gemeinsam mit Kollegen auf den Weg, um den verschwundenen Kollegen zu finden. Zunächst scheint das aussichtslos zu sein, die nächtliche Suche führt zu nichts. Während sich die Männer über diverse Themen unterhalten, steht die Frage im Raum, ob das Ganze nicht besser abgeblasen wird. Doch dann macht die Polizei eine Entdeckung in der Dunkelheit, die alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt …
Die Suche nach der Geschichte
Nach dem langen entbehrungsreichen Sommer können Krimi-Fans derzeit wieder aus dem Vollen schöpfen, die öffentlich-rechtlichen Sender bringen mehrfach pro Woche Nachschub. Während das quantitativ beeindruckend ist, sieht das bei der Qualität sehr viel weniger glücklich aus. Das gilt auch für die Filme, die am Sonntagabend im Ersten ausgestrahlt werden. Der Auftakt Polizeiruf 110: Du gehörst mir ließ schon einiges zu wünschen übrig. Die Woche drauf meldete sich auch der Tatort zurück. Doch auch wenn Gold, das sich mit dem legendären Nibelungenschatz beschäftigt, sicherlich ein ungewöhnlicher Teil war, wird er Freundinnen und Freude des gepflegten Rätselkrimis weniger zufriedenstellen. Und auch bei Erbarmen. Zu spät. sieht es in der Hinsicht schwierig aus.
Theoretisch beginnt das hier zwar ganz klassisch, wenn am Anfang der Geschichte eine Leiche steht. Nur lässt sich diese nirgends auffinden. Es ist nicht einmal so, dass man sich ganz sicher sein kann, dass es diese Leiche überhaupt gibt. Das allein ist noch kein Hinderungsgrund für gute Genreunterhaltung, es gibt immer mal wieder Krimis, die sich mit dem Verbrechen Zeit lassen. Tatort: Erbarmen. Zu spät. verzichtet aber auch sonst darauf, das Publikum mit üblichen Bestandteilen unterhalten zu wollen. So dürfen die Zuschauer und Zuschauerinnen hier ewig dabei sein, während die Polizei durch den nächtlichen Wald fährt und sich dabei unterhält. Handlung gibt es da praktisch keine, stattdessen wird viel gesprochen. Dabei sind das nicht einmal relevante Informationen, die geteilt werden. Der 1243. Teil der ARD-Krimireihe ist da schon immer wieder an der Grenze zur Banalität.
Unheilvoll-atmosphärisch, aber ohne viel Spannung
Atmosphärisch ist das hingegen sehr stark. Regisseur und Drehbuchautor Bastian Günther (One of these Days) erschafft gemeinsam mit seinem Kameramann Michael Kotschi eine kunstvoll düstere Atmosphäre, die geprägt ist von einer unheilvollen Ahnung, Man spürt hier, dass da irgendwo im Wald das Böse lauert und nur darauf wartet, an die Oberfläche zu kommen. Tatsächlich stolpert Tatort: Erbarmen. Zu spät. irgendwann dann auch in den lang erwarteten Abgrund, sowohl im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Erst spät macht Günther klar, worum es in seinem Film überhaupt gehen soll. Ohne zu viel vorwegzunehmen, da geht es mal wieder um ein gesellschaftliches Problemthema und die Schwierigkeit, wenn die Grenzen zwischen gut und böse verschwimmen.
Das wird nicht allen gefallen, sowohl im Hinblick auf das Thema wie auch die Umsetzung. Das hier ist kein Film, den man anschaltet, wenn man viel rätseln möchte. Hochspannung sollte man ebenfalls nicht erwarten. Selbst ab dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte konkreter wird, nimmt das Tempo nicht nennenswert zu. Brenzlige Situationen gibt es nicht, die Konflikte werden verbal ausgetragen. Das wird Tatort: Erbarmen. Zu spät. für viele zu langweilig machen. Und doch ist der Film durchaus sehenswert, wenn man sich auf diese etwas andere Art Krimi einlassen kann. Die Melancholie, verbunden mit einer Fassungslosigkeit, was sich da im Verborgenen so abspielt, kann schon Eindruck hinterlassen. Es darf dann aber gern demnächst auch mal wieder ein guter traditioneller Krimi gezeigt werden. Denn das hat mittlerweile Seltenheitswert.
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