Jeder kennt das Hotel The Continental, welches von Cormac (Mel Gibson) geleitet wird. Zumindest jeder, der irgendwie mit der Unterwelt New Yorks zu tun hat. Das weiß natürlich auch Frankie Scott (Ben Robson), der trotz der mächtigen Verbindungen keine Skrupel hat, diesen zu bestehlen. Das wiederum will Cormac nicht auf sich sitzen lassen und beauftragt Frankies jüngeren Bruder Winston (Colin Woodell), den Dieb zu finden und ihm seinen Besitz zurückzubringen. Der hat eigentlich nur wenig Interesse an der Aufgabe, zumal er ohnehin keinen Kontakt mehr zu seinem Bruder hatte. Doch seine Optionen sind begrenzt. Ehe er es sich versieht, wird er in die Geschichte hineingezogen, die viele Menschen das Leben kosten wird …
Die Vorgeschichte des legendären Killer-Hotels
Wenn ein Film erfolgreich ist, dauert es meistens nicht lang, bis es verschiedene Versuche gibt, irgendwie an diesen Erfolg anzuschließen. So auch bei John Wick: Der Actionthriller um einen ehemaligen Auftragsmörder, der sich für den Tod seines Hundes rächen will, spielte bei Produktionskosten von 20 Millionen US-Dollar mehr als das Vierfache wieder ein. Was damals vermutlich noch als Einzelfilm geplant war, zog bislang drei Fortsetzungen nach sich. Bemerkenswert ist dabei, wie jeder Teil die Einspielergebnisse des jeweiligen Vorgängers noch einmal übertrumpfte. Zuletzt waren es bei John Wick: Kapitel 4 schon 430 Millionen, die in die Kasse gespült wurden. Da dürfen weitere Geschichten nicht fehlen. Während noch über einen fünften Teil spekuliert wird und die Arbeiten am Spin-off Ballerina weitergehen, dürfen sich Fans erst einmal an der Amazon Prime Video Serie The Continental: Aus der Welt von John Wick erfreuen.
Wobei das mit der Freude hier so eine Sache ist. Die bereits vor sechs Jahren angekündigte Serie spielt zwar im selben Universum wie die Filme. Genauer wird – der Titel verrät es bereits – mehr über das Continental verraten, in dem Auftragsmörder ein und aus gehen und in dem es die unterschiedlichsten Regeln zu beachten gibt. Denn nur weil man Gesetze bricht, heißt das nicht, dass man alles machen darf. The Continental: Aus der Welt von John Wick nimmt uns dafür einige Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit, zu einer Zeit, als Winston noch gar nicht der Besitzer der legendären Einrichtung ist. Dieser wird hier in seiner jüngeren Version gezeigt, auch Concierge Charon gibt es in der Junior-Ausgabe. Beide werden dabei von anderen Schauspielern verkörpert, die sich sichtlich Mühe geben, die kultigen Figuren zu rekreieren. Von John Wick selbst ist hingegen nichts zu sehen. Die Serie verweist im Titel zwar auf ihn, der Held der Filme spielt hier aber keine Rolle.
Mehr Geschichten, weniger Spaß
Das muss prinzipiell nicht verkehrt sein. Zwar ist Wick bzw. Keanu Reeves immer der Mittelpunkt der Geschichten gewesen. Aber die Filme zeichneten sich eben auch durch das Worldbuilding aus, wenn wir nach und nach mehr über diese gleichermaßen bizarre wie brutale Parallelwelt erfahren, die direkt vor unseren Augen ist und doch unentdeckt bleibt. Bei The Continental: Aus der Welt von John Wick ist das anders. Es fehlt hier das Überzogene, das oft bis ins Surreale hineinging. Stattdessen gibt man sich ernst und versucht sich an einem stärkeren Realismus. Das geht nicht nur ziemlich an dem vorbei, weshalb die Filme überhaupt Spaß gemacht haben. Es ist auch für sich genommen nicht wirklich spannend, was die Serienschöpfer Greg Coolidge, Kirk Ward und Shawn Simmons da zu erzählen haben.
Abstriche gibt es zudem bei den Actionszenen sowie der Optik insgesamt. Gekämpft wird natürlich. Hin und wieder sind da auch Momente dabei, die sehenswert sind, gerade auch wenn man sie mit anderen Serien vergleicht. Aber man merkt dann schon, dass hier einfach nicht das Budget zur Verfügung stand, welches in den Filmen verpulvert wurde. Die beeindruckenden Choreografien der Originale werden nicht erreicht, es gibt keine vergleichbar aufwendigen Szenen. Fans können zwar trotzdem mal reinschauen, um ein paar Hintergründe mehr mitzukriegen. Zu erzählen hat man hier schon etwas, zumal es verschiedene Parallelstränge gibt – was sehr viel mehr ist als bei den sehr dünnen Filmgeschichtchen. Das erhoffte Highlight ist The Continental: Aus der Welt von John Wick aber sicher nicht geworden, das hier ist einfach nicht annähernd so unterhaltsam wie die Mörder-Odysseen.
OT: „The Continental: From the World of John Wick“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Albert Hughes, Charlotte Brändström
Drehbuch: Greg Coolidge, Kirk Ward, Shawn Simmons
Idee: Greg Coolidge, Kirk Ward, Shawn Simmons
Musik: Raffertie
Kamera: Pål Ulvik Rokseth, Peter Deming
Besetzung: Mel Gibson, Colin Woodell, Mishel Prada, Ben Robson, Hubert Point-Du Jour, Nhung Kate, Jessica Allain, Ayomide Adegun, Jeremy Bobb, Peter Greene
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