Spanien, 1939: Als der zwölfjährige Carlos (Fernando Tielve) in das von Carmen (Marisa Paredes) und Dr. Casares (Federico Luppi) geleitete Waisenhaus gebracht wird, geht er davon aus, dass es nur ein Zwischenstopp ist. Schließlich ahnt er nicht, dass sein Vater, der für die Antifaschisten gekämpft hat, im Bürgerkrieg bereits gestorben ist. Erst später wird er erfahren, was wirklich vorgefallen ist. Sein neues Zuhause stellt ihn dabei gleich mehrfach vor große Herausforderungen. Nicht nur, dass er sich mit mobbenden Kindern und dem brutalen Hausmeister Jacinto (Eduardo Noriega) herumplagen muss. Er sieht zudem immer wieder einen toten Jungen (Junio Valverde), in dessen Bett er nun schläft und der als Geist durch das Waisenhaus spukt …
Der Horror des Kriegs
Eigentlich ist ein Krieg auch so schon Horror genug, dass es keine weiteren übernatürlichen Elemente braucht, um beim Publikum Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber es gibt sie, die Filme, in denen ein realer Krieg mit Fantasy-Elementen verbunden und dadurch mehrere Ebenen zueinander finden. Berühmt hierfür ist Guillermo del Toro, der dies sowohl in seinem Meisterwerk Pans Labyrinth (2006) wie auch dem Oscar-gekrönten Stop-Motion-Animationsfilm Pinocchio (2022) getan hat. Und auch in The Devil’s Backbone (2001) setzte er bereits auf diese Kombination, wenn er die Geschichte um einen Jungen und dessen unheimlichen Beobachtungen in den Kontext des Spanischen Bürgerkriegs stellt. Dieser tobte zwischen 1936 und 1939, kostete mehr als 500.000 Menschenleben und sollte das Land auf lange Zeit prägen und traumatisieren.
In dem Film wird dies immer mal wieder thematisiert. Dieser politisch-gesellschaftliche Hintergrund verschwindet zwischenzeitlich jedoch, wenn sich Guillermo del Toro und seine Co-Autoren den Ereignissen in dem Waisenhaus zuwenden. Zentral ist dabei die Gestalt des toten Jungen Santi, der umhergeistert. Damit verbunden ist ein größerer Mystery-Part, schließlich weiß niemand so wirklich, was mit Santi geschehen ist. Klar ist nur, dass er in der Nacht verschwand, in der die Bombe in den Hof fiel. Diese ist zwar nicht explodiert und soll auch ungefährlich sein. Dennoch geht ein mulmiges Gefühl einher. In The Devil’s Backbone wird sie zu einem allgegenwärtigen, kaum zu übersehenden Symbol für die ständige Bedrohung, die herrscht. Zusammen mit den Erscheinungen des Geistes erzeugt der Film eine unheimliche Atmosphäre.
Blick auf die Menschen
Dabei gibt es in dem Film im weiteren Verlauf eine deutliche Fokus-Verschiebung. Die spanisch-mexikanische Produktion ist kein typischer Geisterfilm, der unentwegt auf Jump Scares setzt. Überhaupt sind die fantastischen Momente eher in der Minderheit. Stattdessen sind es die Lebenden, denen del Toro seine Aufmerksamkeit schenkt, etwa der Freundschaft unter den Jungen oder auch den schwierigen Beziehungen der Erwachsenen. Etwas nuancierter hätte die Figurenzeichnung da schon sein dürfen. Schade ist beispielsweise, dass die Hintergründe von Carmen und Dr. Casares nur sehr beiläufig angesprochen werden. Ein Publikum, das sich nicht mit dem Spanischen Bürgerkrieg auskennt, könnte in The Devil’s Backbone allgemein Probleme haben, da nicht viel erklärt wird.
Und doch ist das Ergebnis sehenswert. Der stimmungsvolle Schauplatz und die zunehmend eskalierende Situation sorgen für Spannung. Schauspielerisch kann man ebenfalls an The Devil’s Backbone nichts aussetzen. Der sonst eher als Protagonist in Erscheinung getretene Eduardo Noriega (Das Rätsel) zeigt, dass er auch für bedrohliche Figuren geeignet ist. Die nur wenig unter der Oberfläche begrabene Grausamkeit ist schon früh zu spüren. Die Auflösung des Mysteriums ist nicht ganz so interessant, die meisten werden beim Anschauen schon früh ahnen, was vorgefallen ist. Wer sich daran nicht stört, kann sich auch mehr als zwanzig Jahre später von dem Frühwerk des mexikanischen Regisseurs unterhalten lassen.
OT: „El espinazo del diablo“
AT: „Das Rückgrat des Teufels“
Land: Spanien, Mexiko
Jahr: 2001
Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Guillermo del Toro, Antonio Trashorras, David Muñoz
Musik: Javier Navarrete
Kamera: Guillermo Navarro
Besetzung: Fernando Tielve, Eduardo Noriega, Marisa Paredes, Federico Luppi, Irene Visedo, Junio Valverde, Iñigo Garcés
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