Ethan (Garrett Hedlund) hat keinen Grund zum Klagen. So ist er glücklich mit Annie (Victoria Justice) liiert, die beiden erwarten ihr erstes Kind. Und auch beruflich läuft es gut: Er ist als Nachhilfelehrer gefragt und bekommt immer wieder Aufträge in besonders vermögenden Haushalten. So auch diesmal, als ihm gesagt wird, er solle sich um Jackson (Noah Schnapp) kümmern, dem eine wichtige Prüfung bevorsteht. Das ist nichts, was er nicht schon viele Male getan hätte. Und doch hat Ethan schon früh das Gefühl, dass etwas mit diesem Haushalt nicht stimmt. Tatsächlich scheint sein neuer Schützling sehr viel mehr über ihn zu wissen, als es in der Situation normal wäre. Hinzu kommt das eigenartige Verhalten, das er und die anderen an den Tag legen …
Ein bedrohlicher Schüler
Die Schulzeit ist ein fester Bestandteil unseres Lebens, die meisten von uns verbringen Jahre in dieser Institution, wo wir mal mehr mal weniger lernen. Ob wir gut oder schlecht sind dabei, glücklich oder unglücklich – diese Jahre gehören zu den prägendsten überhaupt. Kein Wunder also, dass es unzählige Filme gibt, die sich mit dieser Phase beschäftigen und mit dem speziellen Verhältnis, das wir mit unseren Lehrern und Lehrerinnen haben. Das kann mal im Rahmen eines Dramas geschehen, auch Komödien sind beliebt. Eher seltener sind die Fälle, in dieses Thema als Thriller aufgearbeitet wird. Ein solcher war Teacher vor einigen Jahren, als ein Lehrer mit einem mobbenden Sohn reicher Eltern zu kämpfen hatte. In eine ähnliche Richtung scheint The Tutor zu gehen, das mit einer vergleichbaren Figurenkonstellation startet.
Anders als oben gibt es hier keine anderen Schüler und Schülerinnen aus weniger vermögenden Familien, die gemobbt werden könnten. Es ist auch nicht so, dass Jackson eine vergleichbare Brutalität demonstriert. Vielmehr ist er zurückhaltend, sehr blass, der aus Stranger Things bekannte Nachwuchsschauspieler Noah Schnapp wirkt so, als wäre er gar nicht real. Äußerst real ist hingegen das Gefühl einer Bedrohung, das sich schon bald einstellt. Real und diffus. Regisseur Jordan Ross ist sichtlich darum bemüht, schon früh eine mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen. Anfangs funktioniert das noch recht gut, wenn The Tutor den Protagonisten in eine Situation lockt, in der nichts sicher zu sein scheint. Woher weiß Jackson das alles? Was haben die jungen Menschen vor?
Erst Langeweile, dann Eskalation
Das Warten auf die Antwort wird bald jedoch ermüdend. Die Kunst bei einem solchen Mystery-Thriller besteht darin, dass das Publikum immer so viel geliefert bekommt, um weiter dranzubleiben und zuschauen zu wollen, ohne dass gleich die Karten auf den Tisch kommen. Ross scheint hier aber das Gefühl für die Balance zu fehlen. So ist es zwar gar nicht so, dass in The Tutor gar nichts geschehen würde. Da kommen schon noch weitere Hinweise, dass da einiges nicht stimmt und die Leute im Haus ein Geheimnis mit sich herumtragen. Es sind nur nicht genug. Obwohl der Thriller nur rund anderthalb Stunden lang ist und damit eigentlich am unteren Ende dessen, was heutzutage als Länge üblich ist, kommt es einem viel länger vor. Da macht sich schon unangenehm die Langeweile breit.
Erst gegen Ende hin dreht der Film noch mal auf. Garrett Hedlund (Triple Frontier), der nach einem charmanten Einstieg lange Zeit kaum gefordert ist und durch die Gegend stolpert, darf dann auch mal ein bisschen aus sich herausgehen und seine Vielseitigkeit zeigen. Aber das ist zu spät und nicht lang genug. Hinzu kommt, dass der Endspurt teuer erkauft ist: Die Geschichte wird dann schon ziemlich bescheuert, das Drehbuch von Ryan King wirft wirklich jede Glaubwürdigkeit über Bord. Das muss kein Manko sein, Lost in the Stars zimmerte aus dem an den Haaren herbeigezogenen Blödsinnen einen unterhaltsam eskalierenden Mystery-Thriller. Hier nervt es eher. Wenn man schon so lange in The Tutor hingehalten wird, dann doch bitte für etwas, wofür sich das Warten auch lohnt.
OT: „The Tutor“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Jordan Ross
Drehbuch: Ryan King
Musik: Alexander Bornstein
Kamera: Brian Rigney Hubbard
Besetzung: Garrett Hedlund, Noah Schnapp, Victoria Justice, Jonny Weston, Ekaterina Baker, Jenna D’Angelo
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