Beruflich läuft es spitze bei Jakob (Edin Hasanovic), der Scheidungsanwalt ist gleichermaßen gefragt wie erfolgreich, vor Gericht kriegt er die unglaublichsten Geschichten durch. Nun steht der nächste wichtige Karriereschritt an: Er darf seine Chefin Dr. Kober (Iris Berben) bei deren Scheidung vertreten. Entsprechend wenig Zeit bleibt für sein Privatleben. Allerdings wollte er noch einmal mit seinem besten Freund Tobi (László Branko Breiding) klettern gehen, bevor dieser Ruth (Cristina Do Rego) heiratet. Als der jedoch unglücklich stürzt und sich das Bein bricht, droht alles ins Wasser zu fallen. Schließlich kann sich der künftige Bräutigam nicht mehr um die Vorbereitungen kümmern. Und so wird Jakob zu dieser Aufgabe verdonnert, gemeinsam mit der anderen Treuzeugin Marie (Almila Bagriacik) muss er die Organisation übernehmen. Dabei geraten die beiden aber schon bei der ersten Begegnung aneinander …
Ein spielfreudiges Duo
Es gehört zu den beliebtesten Szenarien im Bereich der Liebeskomödie: Man nehme zwei grundverschiedene Leute, die durch äußere Umstände aneinandergeraten, sich anfangs überhaupt nicht ausstehen können, dann aber mit der Zeit näherkommen. Man muss sich das mit der Romantik schließlich irgendwie verdienen, das große Glück fällt nicht vom Himmel. Dieses Konzept ist durch unzählige Filme inzwischen zwar schon ziemlich abgegriffen, kann aber nach wie vor funktionieren. Neuestes Beispiel dafür ist Trauzeugen. Zwar durfte man im Vorfeld bei dem deutschen Film so seine Zweifel haben. Das Ergebnis ist aber deutlich besser als gedacht und zeigt, dass mit den richtigen beteiligten Leuten das mit den sich anziehenden Gegensätzen nach wie vor Spaß machen kann.
Richtige Leute bezieht sich dabei einerseits natürlich auf das Ensemble, insbesondere das Hauptduo. Edin Hasanovic (Hello Again – Ein Tag für immer) tritt mit einem geradezu unverschämten Charme und kaum zu zügelnder Energie auf, was einen dann fast vergessen lässt, dass seine Figur nicht mehr als ein Stereotyp ist. Die chaotische Paartherapeutin, die immer an das Gute glauben will, ist da schon interessanter geschrieben. Sie ist auf ihre Weise aber nicht minder anstrengend, zumal sie eine ziemlich selbstgerechte Art hat. Almila Bagriacik (Jagdsaison) lässt sich davon aber nicht abschrecken, sondern kostet in Trauzeugen diese Macken mit viel Einsatzbereitschaft aus. Es geht nicht darum, eine interessante Geschichte zu erzählen oder glaubwürdige Charaktere zu entwerfen, sondern zu unterhalten.
Viel Charme und Witz
Das klappt immer mal wieder gut. Manche der sehr slapsticklastigen Szenen sind zwar lang geworden und haben mit mangelnder Abwechslung zu kämpfen, etwa die um die Taube. Umgekehrt sind die gelegentlichen Versuche, sich von dem Humor zu lösen und eine ernsthafte Geschichte zu erzählen, nicht immer von Erfolg gekrönt. Der Showdown vor Gericht kommt beispielsweise ziemlich aus dem Nichts. Wenn man schon einen Wandel von Figuren anstrebt, sollte man dabei auch etwas Arbeit investieren. Bei Trauzeugen wirkt vieles aber nicht richtig zu Ende erzählt. Gerade im letzten Drittel wird es dann ziemlich holprig, da passt dann so manches nicht mehr zusammen.
Davon einmal abgesehen ist der deutsche Film aber ein Beispiel deutschen Mainstreams-Kinos, das sich sehen lassen kann. Trauzeugen bringt genügend Charme und Witz mit, um die diversen inhaltlichen Mängel vergessen zu lassen. Ein paar absurde Situationen sind dabei, die für Abwechslung sorgen und einem stärker in Erinnerung bleiben. Wer mit Liebeskomödien nichts anfangen kann, wird hiervon kaum eines Besseren überzeugt werden. Dafür macht Drehbuchautor Finn Christoph Stroeks, der gemeinsam mit Lena May Graf auch Regie geführt hat, letztendlich zu wenig daraus. Wem hingegen mal wieder der Sinn nach einem solchen Film steht, findet hier einen Vertreter, der vielen Kollegen und Kolleginnen aus dem Segment überlegen ist.
OT: „Trauzeugen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Finn Christoph Stroeks, Lena May Graf
Drehbuch: Finn Christoph Stroeks
Musik: Andrej Melita
Kamera: Martin Schlecht
Besetzung: Edin Hasanovic, Almila Bagriacik, Cristina Do Rego, László Branko Breiding, Iris Berben
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